ADB:Gottfried III. (Herzog von Niederlothringen)

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Artikel „Gottfried III. Gibbosus, Herzog von Niederlothringen“ von Theodor Lindner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 470–471, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gottfried_III._(Herzog_von_Niederlothringen)&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 12:02 Uhr UTC)
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Gottfried III. Gibbosus, der Höckerige oder Bucklige genannt, Herzog von Niederlothringen und Graf von Verdun, Markgraf von Tuscien und Herzog von Spoleto, † 1076, folgte in den letzten Tagen des J. 1069 seinem Vater, Herzog Gottfried dem Bärtigen, in der Herrschaft. Schon seit längerer Zeit war er mit der bekannten Mathilde von Tuscien verlobt, die Hochzeit, zu welcher die Braut selbst nach Lothringen kam, erfolgte wahrscheinlich erst 1071. Aber wenn diese Ehe auch nicht, wie mehrfach behauptet worden ist, nur zum Schein geschlossen war, so wurde sie doch keineswegs eine glückliche. Mathilde verließ bald ihren Gatten, und zwar wahrscheinlich seiner kirchlichen Haltung wegen. G. war der Geistlichkeit wenig ergeben, und gleich im Anfang seines Regimentes gerieth er mit ihr in Zwist, indem er das Testament seines Vaters, welches der Kirche überreiche Spenden gewährte, voll auszuführen verweigerte. Jene Heirath sollte vermuthlich dazu dienen, den Herzog enger an die Interessen der gregorianischen Partei zu knüpfen, aber der beabsichtigte Zweck wurde ebenso wenig erreicht, als spätere Bemühungen Gregors VII., der G. sogar die Belehnung mit Sardinien verhieß, wenn er ihm Hülfstruppen gegen die Normannen stellte, Erfolg hatten. Daher kam es, obgleich der Herzog Ende 1072 selbst nach Italien ging, zu keiner Aussöhnung und Wiedervereinigung mit der Gattin. Ueberhaupt hat sich G. wenig um Italien gekümmert, das Feld seiner Thätigkeit fast ausschließlich in Deutschland gefunden. In den Jahren 1071 und 1073 führte er einen glücklichen Krieg gegen Graf Robert von Flandern, in dem er dem Gegner nicht nur eine Niederlage beibrachte, sondern auch friesische Gebiete eroberte. Bald trat er in die engsten Beziehungen zu Heinrich IV. und wurde einer der einflußreichsten Männer im Reiche, die beste Stütze des Königs namentlich im Kampfe gegen die Sachsen. Zweifelhaft erscheint allerdings sein Verhalten bei dem Gerstunger Vertrage vom October 1073, in welchem die Gesandten Heinrichs – unter ihnen eben G. – den Sachsen insgeheim die Wahl eines anderen Königs zugesagt haben sollen. Aber der Bericht Lamberts, der allein diese Dinge ausführlich erzählt, ist kaum als zuverlässig zu betrachten, da wir den Herzog sonst in unwandelbarer Treue bei seinem Könige sehen. Seine Schaaren waren es, welche die letzte Entscheidung in der Schlacht an der Unstrut herbeiführten, [471] seine weiteren starken Rüstungen trugen viel dazu bei, die Aufständischen zur endlichen Unterwerfung zu zwingen, welche er selbst vereinbaren half. Indessen war es zwischen Heinrich IV. und Gregor VII. zu ernsten Zerwürfnissen gekommen. G. stand auch hier auf Seite des Königs und scheint von Anfang an auf eine entschiedene Haltung gedrungen zu haben. Demgemäß nahm er hervorragenden Antheil an dem Concil von Worms, welches Gregor absetzte, und erklärte sich bereit, den neu zu erwählenden Papst nach Rom zu geleiten. Aber ihm war ein früher Tod beschieden. Als er bald nach diesen Vorgängen sich in die früher eroberten friesischen Gebiete begeben hatte, wurde er bei Vlaardingen von einem Meuchelmörder, einem Dienstmann des feindlichen Grafen Dietrich von Holland, in scheußlicher Weise tödtlich verwundet und starb am 26. Febr. 1076 in Utrecht. Seine Gebeine wurden in Verdun beigesetzt; da er keine Kinder hinterließ, folgte ihm sein Neffe, der berühmte Gottfried von Bouillon. Die zeitgenössischen Schriftsteller, selbst die auf gegnerischer Seite Stehenden, sind voll des Lobes über ihn. Trotz seiner körperlichen Mißgestalt war G. ein tapferer Kriegsmann und zugleich ein thatkräftiger und weiser Fürst. Lambert bezeichnet ihn als die Kraft und Stütze des deutschen Reiches, dem kein anderer Fürst gleichgekommen sei, und lothringische Schriftsteller klagen, daß mit seinem Tode Friede und Gerechtigkeit aus dem Lande gewichen sei.

Giesebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit III, 1. Pannenborg, Studien zur Geschichte der Herzogin Matilde von Canossa, Göttingen 1872.