ADB:Ideler, Ludwig

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Artikel „Ideler, Ludwig“ von Karl Christian Bruhns in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 743–745, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ideler,_Ludwig&oldid=- (Version vom 2. Mai 2024, 15:07 Uhr UTC)
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Ideler: Christian Ludwig I., wurde geboren am 21. September 1766 zu Großbrese bei Perleberg und bezog nach einer sorgfältigen Erziehung die Universität Halle, um Theologie zu studiren. Er wurde von F. A. Wolf’s geistreichen Vorträgen sowie dessen ganzem Wesen so angezogen, daß er sein ganzes Leben hindurch einer der wärmsten Verehrer dieses Mannes blieb. Das Studium der älteren und neueren Sprachen fesselte ihn ebenso, wie das Studium der Astronomie und Mathematik, und in der Philologie und der Astronomie hat er, wie selten ein Gelehrter, eine umfassende Thätigkeit entwickelt. Im J. 1794 wurde er in Berlin als Astronom für die Berechnung der Kalender angestellt und 1815 ordentliches Mitglied der königlichen Kalenderdeputation. Schon 1810 war er zum Mitglied in die Akademie der Wissenschaften gewählt. Sein erstes größeres Werk war das „Handbuch der englischen Sprache, oder Auswahl lehrreicher und unterhaltender Aufsätze aus den besten englischen Prosaisten und Dichtern nebst biographischen und litterarischen Nachrichten von den Verfassern und ihren Werken“, das er 1793 gemeinschaftlich mit dem Oberconsistorialrath J. W. H. Nolte herausgab; vom ersten Bande erschien 1844 die 6. Auflage, vom zweiten 1852 die 4. Auflage, während sein Sohn 1838 einen dritten Band herausgab. Dann folgte, auch mit Nolte, das „Handbuch der französischen Sprache und Litteratur, oder Auswahl interessanter, chronologisch geordneter Stücke aus den klassischen französischen Prosaisten und Dichtern nebst Nachrichten von den Verfassern und ihren Werken“ in 2 Bänden, wovon der erste Theil des [744] ersten Bandes schon 1796, vom ersten Bande jetzt die 14. Auflage, vom zweiten die 8. Auflage, vom dritten die 6. Auflage herausgekommen ist. Das „Handbuch der italienischen Sprache und Litteratur“ erschien in 2 Theilen, der erste, der prosaische Theil, Berlin 1800, der zweite, der poetische Theil, 1802, und auch von diesem Werke erschien 1844 die 6., resp. die 4. Auflage. Dann beschäftigte I. sich mit dem Spanischen. In 6 Bänden erschien 1804: „El ingenioso Hidalgo Don Quixote de la Mancha, compuesto por Miguel de Cervantes Saavedra“, wovon die ersten 4 Bände das Original nach der Ausgabe der spanischen Akademie und die beiden anderen das Leben des Cervantes von Don Juan Antonio Pellicier enthalten. Ganz besondere Neigung hatte er zu historischen Untersuchungen und sein erstes Werk „Die historischen Untersuchungen über die astronomischen Beobachtungen der Alten“ wurde in die französische Sprache übersetzt und der Ptolomäischen Syntax oder dem Almagest, herausgegeben von Halma, einverleibt. In deutscher Sprache wurde es 1806 in Leipzig veröffentlicht. In gleicher Weise stellte er Untersuchungen über den Ursprung und Bedeutung der Sternnamen an, wobei er den arabischen Schriftsteller Kazwini benutzte und übersetzte, im J. 1809 publicirte er das noch gegenwärtig beste Buch der Art. Es folgten „Untersuchungen über das Verhältniß des Copernicus zu den Alten“ in Zach’s Monatlicher Correspondenz, Bd. XXIII 1811; „Ueber die Gradmessungen der Alten“, ebendaselbst, Bd. XXIII und XXIV; „Ueber die Trigonometrie der Alten“, ebendaselbst, Bd. XXVI; „Ueber das Kalenderwesen der Griechen und Römer“, ebendaselbst, Bd. XXVIII; „Ueber eine Stelle in Virgilius’ Landbau“, ebendaselbst, Bd. XXVIII. Als er Mitglied der Akademie geworden, ließ er in deren Schriften Abhandlungen über die Zeitrechnung der Araber, über die Längen- und Flächenmaße der Alten, über die Sternkunde der Chaldäer, über den Cyclus des Meton, über die Zeitrechnung der Perser, über die Kalender des Ptolomäus, über das Julianische Jahr der Morgenländer, über die Zeitrechnung der Römer, über das Todesjahr Alexanders des Großen, über den astronomischen Theil der Fasti des Ovid, über die von den Alten erwähnten Bestimmungen des Erdumfanges und der von den neueren daraus abgeleiteten Stadien, über das von d’Anville in der alten Geographie eingeführte Stadium etc. drucken. Alle diese Untersuchungen waren aber nur Vorläufer zu seinem, biß jetzt noch unübertroffenen „Handbuch der mathematischen und technischen Chronologie“, 2 Bde., Berlin 1825 und 1826, das etwas verkürzt als „Lehrbuch der Chronologie“, Berlin 1831 erschien und für den Geschichtsforscher und den Astronomen die klarste Uebersicht über die Zeitrechnung älterer und neuerer Völker gewährt. Unter den übrigen noch in den Abhandlungen der Berliner Akademie erschienenen Schriften mögen noch erwähnt werden: „Ueber Eudoxus’ erste Vorlesung und zweite Vorlesung“, 1828, 1830; „Ueber das Alter der Runenkalender“, 1829; „Ueber die Zeitrechnung von Chatâ und Igûr“, 1832; „Ueber die Reduction ägyptischer Data aus den Zeiten der Ptolemäer“, 1834; „Ueber den Ursprung des Thierkreises, 1838, und als Nachtrag zu seiner Chronologie „Ueber die Zeitrechnung der Chinesen“, 1837. Auch übersetzte er 1822 Lacroix’ Trigonometrie und Algebra, welche er mit Anmerkungen versah. Wegen seiner umfassenden Kenntnisse war er von 1816–1822 Lehrer der Prinzen Wilhelm, Friedrich und Karl, dann war er Studiendirector des Cadettencorps, auch Lehrer an der Forstakademie und der allgemeinen Kriegsschule und dabei seit 1821 ordentlicher Professor in der philosophischen Facultät an der Universität zu Berlin. Als Akademiker wurde er in die Commission zur Herstellung der akademischen Sternkarten gewählt, jener bekannten Karten, welche auf Bessel’s Vorschlag ausgeführt wurden und eine Zone am Himmel umfassen von –15 bis zu +15° Declination, auch war er Mitglied der Commission für den Bau der [745] Berliner Sternwarte und unterstützte in jeder Weise die Herstellung derselben. 1839 wurde ihm die seltene Auszeichnung zu Theil, zum auswärtigen Mitgliede der französischen Akademie gewählt zu werden, und schon früher mit dem rothen Adlerorden decorirt, erhielt er bei seinem Amtsjubiläum 1842 den Titel als „Geheimer Regierungsrath“. Er war liebenswürdig, zuvorkommend und wohlwollend von Charakter und theilte stets gerne aus dem Schatze seines Wissens mit. I. starb hochbejahrt im 80. Lebensjahre am 10. August 1846 in Berlin. Julius Ludwig I. (s. u.) war sein Sohn. Seine Tochter ward die Gattin des berühmten Germanisten Wilh. Ed. Albrecht († 1876).

Gelehrtes Berlin, 1845, und Nekrolog der Deutschen.