ADB:Karl Ludwig (Graf von Nassau-Saarbrücken)

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Artikel „Karl Ludwig von Nassau-Saarbrücken“ von Ernst Joachim in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 311–312, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Karl_Ludwig_(Graf_von_Nassau-Saarbr%C3%BCcken)&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 20:47 Uhr UTC)
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Karl Ludwig von Nassau-Saarbrücken, geb. den 6. (oder 7.) Jan. 1665 als zweiter Sohn des Grafen Gustav Adolf von Nassau-Saarbrücken und der Eleonore Clara von Hohenlohe-Gleichen, † am 6. December 1723. Als er noch in zartem Jugendalter stand, wurde in den für die Saarbrückener Lande ganz besonders verhängnißvollen Kriegsunruhen, welche die Franzosen in jenen Zeiten veranlaßten, sein Vater im J. 1673 in französische Kriegsgefangenschaft nach Metz geführt. K. L. und sein älterer Bruder Ludwig Crato wurden damals zu dem Bruder der Mutter, Graf Wolfgang Julius von Hohenlohe-Gleichen [312] nach Neuenstein in Sicherheit gebracht und daselbst trefflich erzogen. K. L. ging später auf die Universität Tübingen, darauf (1681) nach Paris und trat dann (1682), während Ludwig Crato, politischen Rücksichten Raum gebend, die französischen Fahnen aufgesucht hatte, in den Militärdienst eines deutschen Fürsten, des Markgrafen von Baireuth, ein, um denselben 1686 mit dem des Kaisers zu vertauschen. Im Palffy’schen Kürassierregiment betheiligte er sich unter Herzog Karl von Lothringen an den blutigen Türkenfeldzügen der Jahre 1686–88; sein Name ist verknüpft mit den ruhmreichen Tagen von Mohacz, Ofen, Erlau, Kronstadt, Peterwardein, Belgrad und anderen. Dann wandte er sich zur Theilnahme am Reichskriege Deutschlands gegen Frankreich, befand sich 1689 als Freiwilliger in der kursächsischen Heeresabtheilung des Grafen Reuß, 1691 unter den fränkischen Kreistruppen, bei welchen er, bis zum Range eines Oberstlieutenants aufrückend, dem Feldzug bis zum J. 1697 beiwohnte. Der spanische Erbfolgekrieg sah ihn 1702 im Treffen bei Hüningen, nicht ohne daß er dabei in Gefahr des Lebens und der Freiheit gerieth. 1703 (20. Septbr.) bei Höchstädt von den Franzosen gefangen genommen, kehrte er nach seiner Ranzionirung zu seinem Regiment zurück und nahm an dessen Kriegsschicksalen bis zum J. 1712 Theil. Am 14. Febr. 1713 starb sein Bruder Ludwig Crato, ohne männliche Leibeserben zu hinterlassen. K. L. hatte, den Tod voraussehend, die Reichsdienste aufgegeben. Nichtsdestoweniger sollten jetzt unter dem nichtigen Vorwande, als stehe er noch im Solde des Feindes der Franzosen, von diesen die Saarbrückener Lande confiscirt werden. Doch gelang es den Bemühungen des zu Ludwig XIV. geschickten gewandten Amtmanns v. Savigny, eine diese Beschlagnahme verhindernde königliche Ordonnanz auszuwirken. K. L., der sich erst jetzt bei seinem Regierungsantritt, und zwar mit Christiane von Nassau-Ottweiler, am 22. April 1713 verheirathete, gab sich von nun an mit Eifer und Verständniß der Verwaltung seiner Lande hin, was ihm auch leichter als seinem Bruder wurde, da mit Beendigung des spanischen Erbfolgekrieges die Franzosen jene Gegenden, außer Saarlouis, räumten. Religiosität zeichnete den Grafen vorzugsweise aus. Ihr entsprach ein strenger Gerechtigkeitssinn, Leutseligkeit, Wohlthätigkeit. Dabei half weise Sparsamkeit den Wohlstand der arg verwüsteten und verödeten Landstriche aufbessern. Damals sehr selten gefundene Vermeidung des Aufwandes und unermüdliche Regententhätigkeit brachten das Land bald wieder zu einiger Blüthe. Als am 26. Octbr. 1721 Fürst Georg August Samuel von Nassau von der sogen. neuen Idsteinischen Linie ohne männliche Leibesdescendenz starb, erbte K. L. gemeinschaftlich mit Friedrich Ludwig von Nassau-Ottweiler die rechtsrheinischen Territorien Wiesbaden und Idstein, verlegte auch zeitweilig in deren Hauptorte seine Residenz und machte auch diesen Landesgebieten seine Regententhätigkeit auf das wohlthätigste fühlbar. Doch schon 1723, am 6. December, schied er zu Idstein, wo er auch in der Stadtkirche beigesetzt ruht, aus dem Leben. Seine beiden Söhne, Friedrich Karl und Ludwig Karl, starben frühzeitig vor ihm. Demnach erlosch mit ihm die besondere Nassau-Saarbrücken’sche Nebenlinie. Sein Erbe ward Friedrich Ludwig von Nassau-Ottweiler, mit welchem 1728 auch dessen Linie ausgestorben ist.

Fr. Köllner, Gesch. des vorm. Nass.-Saarbr. Landes, Saarbr. 1841. – J. G. Hagelgans, Nass. Geschlechtstafel d. Walr. Stammes, 1753.