ADB:Koenig, Friedrich

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Artikel „König, Friedrich“ von Siegfried Hänle in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 506–507, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Koenig,_Friedrich&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 14:57 Uhr UTC)
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König: Friedrich K., geb. am 17. April 1775 zu Eisleben, verheirathete sich 1825 mit Fanny Jacobs aus Saalfeld, und starb am 17. Januar 1833, Sohn eines Ackerbürgers. Im 14. Lebensjahre trat er als Lehrling in das Leipziger Buchdruckergeschäft von Breitkopf & Härtel und blieb auch nach Beendigung seiner Lehrzeit eine Zeit lang dort. Der strebsame Jüngling brach sich am Schlaf ab, um neben seinen Berufsgeschäften seiner Ausbildung sich zu widmen, wie er denn auch philosophische und geschichtliche Collegien zu besuchen sich die nöthige Muße abgerungen hat. Schon damals beschäftigten ihn allerlei Entwürfe zu Verbesserungen in der Buchdruckerei und bei seinem Aufenthalte in Meiningen und Suhl (1801–1803) gewannen seine Pläne zur Umänderung der Handpressen Gestaltung und Körper; in verhältnißmäßig rascher Zeit führten diese Versuche zur Erfindung der Schnellpressen. Nach einem kurzen Aufenthalte in St. Petersburg, wohin ihn die Hoffnung geführt hatte, als Errichter und Vorsteher einer Druckerei mit Stereotypen eine Staatsanstellung zu erhalten (1806), ging er nach London und fand in den bedeutenden Buchdruckereibesitzern Bensley und Taylor Theilhaber seiner Unternehmung behufs der Verbesserung der Druckerpressen (1807). Im Jahre 1810 wurde eine Tiegeldruckmaschine von ihm hergestellt und die Bogen eines englischen Werks damit gedruckt, 1812 entstand die erste Cylinderdruckmaschine, deren praktische Anwendung sich alsbald erprobte. Damals hatte er sich mit dem Stuttgarter Mechaniker Bauer (Bd. II S. 138) in London innigst befreundet, Bauer war seit dieser Zeit sein getreuer Mithelfer, der wie K. bemerkt „durch sein Urtheil und die Genauigkeit der Ausführung sehr mit zum glücklichen Erfolge meiner Anstrengungen beitrug“. Die erste Doppelmaschine wurde 1813 gefertigt und ein Jahr darauf zum ersten Male die Times auf einer Maschine von König gedruckt. Während nun König und Bauer fortdauernd bemüht waren, die Schnellpressen zu verbessern, wurde das Verhältniß zu Bensley immer unangenehmer, so daß sie sich entschlossen nach Deutschland überzusiedeln und dort eine Fabrik zu errichten. Zu diesem Behufe wurde das säkularisirte Kloster Oberzell bei Würzburg gekauft und 1817 bezogen. Sie hatten mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen, es fehlte an genügenden Mitteln, an Vertrauen und Abnehmern, an fähigen Arbeitern, ja sogar der Bezug der erforderlichen Werkzeuge stieß auf mancherlei Hindernisse. Aber das Genie und die Ausdauer der Unternehmer siegte über alle diese Verlegenheiten des Moments; die Schnellpresse hatte sich in Berlin (1822 Spener und Decker), in Augsburg (die allgemeine Zeitung wurde am 12. Juli 1824 zum ersten Mal auf einer Schnellpresse gedruckt), in Paris (1828) Eingang verschafft und mehr und mehr wuchs die Zahl der Abnehmer, schwanden die Vorurtheile gegen die neue Erfindung. [507] Da kam das Revolutionsjahr 1830 und in Folge davon, da die Bestellungen in Frankreich ausblieben, die Drucker die Schnellpressen zu Paris zerschlagen hatten, schmolz die Zahl der Arbeiter, die schon über 80 betragen hatte, bis auf 14 herunter. Auch diese Krisis wurde glücklich überstanden und ebenso jede Anfeindung des englischen Concurrenten Bensley mit Erfolg abgewehrt. Freilich die Ausdehnung, welche das Unternehmen nach und nach gewonnen hat und deren es sich jetzt erfreut, – bis zur Todeszeit von K. hatte die Fabrik 69 Maschinen verkauft – den riesigen Umschwung, den die Schnellpresse im Gebiete der Druckerei herbeiführte, erlebte K., welchem nur 8 Jahre eines glücklichen Ehestands vom Schicksale gegönnt waren, nicht mehr. Er ruht im Garten hinter der alten Kirche des Klosters und neben ihm hat im J. 1860 sein Associé, Freund und Mitarbeiter Bauer seine Ruhestätte gefunden. Seit April 1882 ruht auch König’s Wittwe dortselbst. K. war ein trefflicher Mensch, ein liebevoller Sohn, Gatte und Freund, mit einem warmen Herzen für seine Untergebenen und Alle, die mit ihm in Beziehung standen; er war als Geschäftsmann unermüdlich und von der ängstlichsten Pünktlichkeit in seinen Verpflichtungen. Den hochbegabten Erfinder charakterisirt vorzüglich der umfassende Blick seines geistigen Auges, womit er den ganzen Bereich seiner Kunst durchdrang; so hatte er für die Papierfabrikation und bezüglich der Stereotypie, Verbesserungen theilweise im Auge, theilweise herbeigeführt. Eine große Papierfabrik in Schwarzach wurde von ihm gegründet. Es erübrigt noch einen Blick auf den dermaligen Stand der Schöpfung von König & Bauer, der Schnellpressenfabrik in Oberzell, zu werfen. Bis heute gingen aus derselben 3050 Schnellpressen hervor. Im J. 1840 wurde durch A. F. Bauer der Kreisbewegungsmechanismus eingeführt, später durch Wilhelm K. die erste Zweifarbmaschine mit einem Cylinder gebaut und seit 1876 werden Rotationsmaschinen ausgeführt. Die Fabrik beschäftigt ein Personal von 380 Arbeitern, für welche eine Reihe von, durch Ausschüsse der Arbeiter selbst verwalteten Kassen mit ansehnlichen Dotationen besteht: eine Krankenkasse, Sparkasse, Soldatenkasse, Invaliden-, Wittwen- und Waisenkasse. Für Wohnungen von Arbeiterfamilien wurden 7 Häuser mit 20 Wohnungen gebaut.

Göbel, Friedrich König und die Erfindung der Schnellpresse, 1875.