ADB:Pippin der Ältere

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Artikel „Pippin der Ältere“ von Heinrich Hahn in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 153–154, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pippin_der_%C3%84ltere&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 23:04 Uhr UTC)
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Pippin der Aeltere, der Stammvater der Pippiniden und Stifter ihrer Hausmacht. Sein Beiname von Landen ist erst im 13. jahrhundert entstanden. Sowol sein angeblicher Wohnsitz „Landen“, wie seine brabantische Herkunft entbehren geschichtlicher Begründung. Vielmehr ist die eigentliche Wiege seines Geschlechts das Gebiet zwischen Maas, Mosel, Rhein, Roer und Amblève, das Herz Austrasiens. Zum ersten Male tritt er hervor, als er und Arnulf von Metz an der Spitze der austrasischen Großen der Königin Brunhilde gegenüber 613 Chlotar II. auf den Thron erheben und dadurch die Wiedervereinigung des Frankenreichs herbeiführen. Chlotar überließ Austrasiens Verwaltung seinem Sohne Dagobert und gab ihm als Berather Pippin und Arnulf bei, den ersten in der Würde eines Majordomus. Ihre Verwaltung war eine ruhmreiche; unter ihrer Leitung entwickelte sich Dagobert, die letzte große Gestalt aus dem Hause der Merowinger zu einem tüchtigen Regenten; Austrasien gelangte zur Selbständigkeit und auf den Gipfel seiner Macht. Sie ließen die alten Stammrechte aufschreiben, sorgten für Kirchen und Klöster und für die Sicherheit der Grenzen. Nach Chlotars Tode verschafften sie Dagobert den Alleinbesitz des fränkischen Thrones; aber Pippin untergrub damit seinen eigenen Einfluß. Den ausschweifenden Sitten des jungen Königs vermochte er nicht mehr zu steuern. Die neustrischen Großen verdrängten ihn und bedrohten sein Leben. Für einige Zeit verschwindet er aus der Geschichte und scheint in einer Art Verbannung die Erziehung Siegberts, eines Sohnes von Dagobert, zu Orleans geleitet zu haben. Doch verblieb in Austrasien der alte Einfluß seinem Hause und seiner Partei; denn zur festeren Verkettung der Familien Arnulfs und Pippins und ihrer Interessen hatte sich Ansgisel oder Adalgisel, der Sohn des ersteren, mit einer Tochter des anderen, angeblich namens Begga, vermählt. Von Dagobert wurde er und Bischof Chunibert von Köln mit der Führung der Regierung Austrasiens für den unmündigen Siegbert betraut (633 oder 634). Noch einmal aber und zwar kurz vor seinem Tode, trat P. wieder als Majordomus ein (638) und führte mit Chunibert zusammen ein wohlwollendes Regiment. Er starb 639, ein Jahr nach Dagoberts Tode, von den [154] Austrasiern tief betrauert; denn die Summe seiner edlen Eigenschaften, besonders seine Treue, Gerechtigkeit und vorsichtige Klugheit machten ihn zum Gegenstand der Verehrung seiner Stammesgenossen. Er hinterließ einen Sohn, Grimoald den Aelteren, der aber in der Weiterentwicklung der Hausmacht zu seinem Verderben nicht die Vorsicht des Vaters bewährte. Eine Tochter, die heilige Gertrud von Nivelles, ebenso wie seine Gattin Itta und die bereits genannte Begga unterliegen geschichtlichem Zweifel.

Vgl. H. E. Bonnell, Die Anfänge des karol. Hauses, S. 99 bis 107. – G. Richter, Annalen des fränk. Reiches im Zeitalter der Merowinger 1873, S. 151 ff. – E. Mühlbacher’s Regesten des Kaiserreichs unter den Karolingern 1880, S. 2 ff. – G. Waitz, Deutsche Verfassungsgesch. II, 699 (2. Aufl.). – L. v. Ranke, Weltgesch. V, 249 ff. (1884).