ADB:Schmidt von Lübeck, Georg Philipp

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Artikel „Schmidt (von Lübeck), Georg Philipp“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 18–19, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schmidt_von_L%C3%BCbeck,_Georg_Philipp&oldid=- (Version vom 24. April 2024, 01:36 Uhr UTC)
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Schmidt: Georg Philipp S. (von Lübeck), lyrischer Dichter, entstammte einem alten, angesehenen Kaufmannsgeschlechte in Lübeck und wurde daselbst am 1. Januar 1766 geboren. Seine erste Schulbildung erhielt er durch Privatlehrer. In dem Gymnasium seiner Vaterstadt, das er späterhin besuchte, herrschte damals neben der wissenschaftlichen Unterweisung viel poetische Regsamkeit. Der Göttinger Dichterbund beherrschte um jene Zeit gerade die jugendlichen Gemüther, und sein Streben zur Förderung echt nationaler Richtung in der poetischen Litteratur konnte nicht ohne günstigen Einfluß auf den jüngeren Nachwuchs bleiben. Auch S. fühlte sich dadurch zu einzelnen poetischen Versuchen begeistert, durch die er an H. W. v. Gerstenberg, dem Dichter des „Ugolino“, der seit 1775 als dänischer Resident und Consul bei Lübeck lebte, einen freundlichen Gönner fand; ihm verdankte S. manche Belehrung über Harmonie und Technik der Poesie. In den Jahren 1786–90 studirte S. erst in Jena, dann in Göttingen Rechts- und Finanzwissenschaften; doch nöthigten ihn Familienverhältnisse, der juristischen Laufbahn zu entsagen und sich nunmehr der Theologie zu widmen, so wenig dieses Studium auch mit seiner Neigung übereinstimmte. Da machte ihn der Tod seiner Eltern, die ihm ein beträchtliches Vermögen hinterließen, zum Herrn seiner Wahl. Er begab sich nach Jena, um Medicin zu studiren und dann später als Arzt große Reisen unternehmen zu können. In Jena ward er mit der Dichterin Sophie Mereau bekannt, in deren Hause er mit dem ältesten Sohne Herder’s zusammentraf. Durch diesen ward S. nachher mit Herder selbst, sowie mit Goethe, Schiller und Wieland persönlich bekannt, deren warme Theilnahme seine Neigung zur Dichtkunst neu belebte. Im J. 1795 ging S. nach Kopenhagen, wo er anderthalb Jahre verweilte und im Verkehr mit der Familie des Grafen Reventlow, in die er durch den Grafen Christian von Stolberg eingeführt war, genußreiche Tage verlebte. Darauf bereiste er Schweden, erwarb sich 1797 in Kiel den medicinischen Doctorgrad, weilte dann eine Zeit lang in seiner Vaterstadt und bereiste danach einen großen Theil Deutschlands. Die ärztliche Praxis, die er in einigen Städten Neu-Südpreußens, zuletzt in Warschau, betrieben hatte, gab er auf, als ihn 1799 der Graf Ludwig Reventlow, der Begründer zahlreicher philanthropischer Institute, nach Trolleburg auf der Insel Fühnen berief, wo er eine Stelle als Lehrer der Handelswissenschaften, der Geschichte und englischen Litteratur übernahm. Nach drei glücklich dort verlebten Jahren trat er in den dänischen Staatsdienst und wurde Secretär bei des Grafen Reventlow Schwager, dem Staats-, Finanz- und Commerzminister Grafen v. Schimmelmann in Kopenhagen. Im Hause des Ministers wohnend und in dessen Familie wie ein Freund aufgenommen, kam S. mit den gebildetsten Männern Kopenhagens in vielseitige Berührung. Im J. 1806 wurde er zweiter Director des königlich dänischen Fischerei- und Handels-Instituts in Altona, auch Director des königl. Bankcomptoirs, der Colonialwaaren-Interessentschaft, Administrator des königl. Leihinstituts und Mitglied des Wechselcomitees und anderer Ausschüsse, die während der Elbsperre und des Continentalsystems entstanden waren; auch an der neuen Bürgerbewaffnung nahm er als Divisionsmajor Antheil. Seit 1813 in Kiel erster Administrator der dort gestifteten Reichsbank, wurde ihm gleichzeitig die Verwaltung der Herzogthümer Schleswig und Holstein übertragen. Nach der neuen Organisation der Bankanstalten lebte S. seit 1818 mit dem Titel eines königl. dänischen Justizraths wieder in Altona und wurde hier 1819 [19] erster Director der Bank. In dieser Stellung blieb er bis zum 1. Februar 1829, wo er in den Ruhestand trat. Seit dieser Zeit lebte er in Altona in glücklichen äußeren Verhältnissen bis zu seinem am 28. October 1849 erfolgten Tode. Auf dem Kirchhofe zu Ottensen liegt er begraben. – Schmidt’s Hauptthätigkeit als Schriftsteller beruht auf seinen theils poetischen, theils historischen Beiträgen zu mehreren Zeitschriften. Einen Theil der letzteren gab er später gesammelt als „Historische Studien“ (1827) heraus. In weiteren zwei Heften, die „Ueber Kaspar Hauser“ (1831–32) berichten, sucht er einige Dunkelheiten in dieser räthselhaften Erscheinung zu zerstreuen. Am bedeutendsten sind und bleiben aber seine „Lieder“, die sein Freund, der Etatsrath und Professor H. Ch. Schumacher sammelte und herausgab (1821), und wovon der Dichter selbst noch eine 3. Auflage (1847) veranstalten konnte. Diese Lieder sind der einfachste Ausdruck einer vollen poetischen Stimmung, und ihre schöne, für den Gesang geeignete Form haben viele derselben zum Eigenthum des Volkes gemacht. „Sie sind nicht Erzeugnisse einer mächtigen Begeisterung, aber sie gewinnen das Herz und erfreuen durch wahre und innige Empfindung, Naturandacht und heitere Lebensphilosophie im Geleite der Grazien, der Sittlichkeit und des Wohllauts.“

Neuer Nekrolog der Deutschen, 27. Jahrg. 1849, S. 51 ff. – I. Hub, Deutschlands Balladen- und Romanzendichter I, 169. – Lexikon der schleswig-holsteinischen etc. Schriftsteller von Lübker II, 512 und von Alberti II, 343.