ADB:Spranger, Bartholomäus

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Artikel „Spranger, Bartholomäus“ von Joseph Eduard Wessely in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 278–279, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Spranger,_Bartholom%C3%A4us&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 12:26 Uhr UTC)
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Spranger: Bartholomäus S., Maler, geboren zu Antwerpen am 21. März 1546. Er kam noch sehr jung nach Paris, ging dann über Lyon nach Mailand, wo er in der Geschichtsmalerei regelmäßigen Unterricht genoß. Darauf hielt er sich in Parma auf, wo ihn Bern. Sojaro, ein Schüler des Correggio beeinflußte. Endlich kam er nach Rom, wo er unter fleißiger Arbeit sich mehrere Jahre aufhielt. Der Cardinal Farnese fand Gefallen an seiner Kunst und ließ durch ihn Wandgemälde in seinem Landhaus Caprarola ausführen und durch denselben Prälaten wurde der strebsame Künstler dem Papst Pius V. empfohlen, für den er verschiedene Bilder, so namentlich ein colossales Bild mit dem jüngsten Gericht mit 500 Personen ausführte. Auch in der Kirche S. Luigi de’ Francesi sind Wandbilder mit Heiligen von seiner Hand, ebenso eine Geschichte des h. Johannes Evang. in der Kirche der Porta latina. Auch soll er in Rom eine Hexenversammlung im Kolosseum gemalt haben, die verloren ging. Auf die Empfehlung des Bildhauers Giovanni da Bologna wurde S. 1575 [279] vom Kaiser Maximilian II. berufen; er folgte dem ehrenvollen Rufe und malte in Wien mehrere Bilder für denselben. Als der Kaiser starb, wurde S. Hofmaler des Nachfolgers desselben, des Kaisers Rudolf II., der in Prag residirte und blieb volle 17 Jahre in dessen Dienst. S. war ausschließlich für diesen Kaiser beschäftigt, der ein großes Wohlgefallen an dessen Kunst fand und auch dem Maler ein sehr gewogener Mäcen war. Oefters hielt er sich lange in dessen Arbeitsstube auf. S. führte ein glänzendes Leben, der Kaiser erhob ihn in den Adelstand (1588) und beschenkte ihn mit einer goldenen Kette. Nach 37jähriger Abwesenheit von seiner Vaterstadt, wünschte sie der Künstler noch einmal zu sehen. Der Kaiser ertheilte ihm den Urlaub dazu, gab ihm 1000 Gulden Reisegeld, und S. wurde in seinem Vaterlande von den Künstlern aller Städte mit großen Ehren und Gastmälern empfangen. Sein Eintritt in die Vaterstadt gestaltete sich zu einem Triumphzug. Der Meister kehrte alsdann zu seinem kaiserlichen Wohlthäter zurück und starb in Prag im J. 1625. Er hinterließ sehr viele Bilder, davon die wenigsten nach Deutschland kamen. Der Gegenstand derselben ist meist der h. Geschichte und der antiken Mythologie entlehnt. Sie fanden aber bald eine scharfe Kritik, da sie vielfach manierirt erscheinen. Mariette urtheilt über den Künstler: „Zu seiner Zeit mußte man, um Ruhm zu erlangen, die Charaktere übertreiben, die Muskeln stark ausdrücken, den Figuren falsche und wunderliche Verdrehungen geben.“ S. wollte offenbar Michel Angelo überbieten und verfiel in Manier. Sehr viel wurde nach seinen Bildern gestochen, so von den Brüdern Sadeler, von Goltzius und seiner Schule, C. Cort, de Gheyn und vielen mehr. Auch zwei Radirungen hinterließ der Meister, einen h. Sebastian und einen Johannes Evang. Schön ist des Künstlers Bildniß mit seiner Frau in allegorischer Einfassung, von Eg. Sadeler gestochen.

Vgl. Sandrart’s Akademie, Dlabacz, Immerzeel, Kramm, Bryan.