ADB:Tromp, Maerten Herpertszoon

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Artikel „Tromp, Martin Harpertszoon“ von Pieter Lodewijk Muller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 644–649, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Tromp,_Maerten_Herpertszoon&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 11:57 Uhr UTC)
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Tromp: Martin Harpertszoon T., niederländischer Admiral, 1597 in der holländischen, an einer der Maas- (oder besser gesagt Rhein-) mündungen gelegenen Stadt den Briel als der Sohn eines Schiffscapitäns geboren, wurde von seinem Vater schon in seinem zehnten Jahre mit aufs Schiff genommen. Da derselbe im selben Jahre, 1607, in der Seeschlacht bei Gibraltar mitkämpfte, erhielt er bereits die Feuertaufe, als die meisten Knaben seines Alters noch in der Schule saßen. Kurze Zeit nachher wurde der Vater in einem Gefecht mit einem Seeräuber getödtet, und der Knabe gerieth mit sammt dem Schiff in dessen Gewalt. Schon damals, wird erzählt, gab er eine Probe seltener Unerschrockenheit. Als der Vater gefallen war, soll er der entmuthigten Mannschaft zugerufen haben: Wollt Ihr meines Vaters Tod nicht rächen! und sie zur weiteren Gegenwehr aufgefordert haben, was den Räuber den kühnen Knaben bei sich zu [645] behalten bewog. Zwei Jahre soll er in Gefangenschaft verblieben sein. Jedenfalls schreckte ihn diese abenteuerliche Jugend nicht ab. Er blieb im Seedienst und wurde 1622 Schiffslieutenant. Zwei Jahre später erhielt er den Befehl eines Kriegsschiffes. Von da an war er fast ohne Unterbrechung thätig im Kampf der Niederländer gegen die Kaper von Dünkirchen, welche dem niederländischen Handel und namentlich der Heringsfischerei gewaltigen Schaden zufügten. Vergebens waren aber alle Versuche, den Hafen vollständig zu blokiren. Immer wieder gelangten die zahlreichen Dünkircher Schiffe in See, und wenn auch mancher Kaper von den Holländern genommen oder zerstört wurde, die meisten gelangten mit schwerer Beute wieder zurück. In diesem anstrengenden Dienst bildete sich T. zu jenem Muster eines Flottenführers aus, als welcher er von Zeitgenossen und Späteren in- und außerhalb Hollands verehrt wurde. Schon 1629 hatte der Admiral Piet Heyn ihn den besten aller Seeofficiere genannt, und es wunderte Niemand, als Prinz Friedrich Heinrich ihn im J. 1637, als ein radicaler Wechsel in den höchsten Marinebehörden nothwendig schien, für die Stelle eines Lieutenantadmirals anwies und die Staaten ihn auch ohne Widerrede dazu ernannten. Er war damals 40 Jahre alt und hatte bisher keine höhere Charge als Capitän ausgefüllt. Doch zeigt seine Heirath mit einem Frl. Teding van Berkhout, dessen Vater Mitglied des Staatsraths gewesen, daß die Regenten ihn, wenn auch von geringer Herkunft, schon damals als ebenbürtig anerkannten.

Kaum ein Jahr später, im Anfang des Jahres 1639, gelang es T., einem Geschwader der Dünkircher bei Mardyk eine tüchtige Schlappe beizubringen, was ihm von Seiten der mit den Niederländern eng verbundenen französischen Regierung den St. Michaelsorden eintrug, wie er auch wenige Jahre später vom König von England den Ritterschlag erhielt. Freilich die letzte Auszeichnung galt mehr als eine Belohnung für die Ueberführung der englischen Königin und ihrer Tochter nach Holland, denn Karl I. hatte sonst wenig Ursache, T. seine Gunst zuzuwenden. Denn schon hatte dieser, namentlich auf seine Kosten, sich einen Namen erworben, der in der ganzen Welt bekannt war.

Die Eroberung des Elsaß hatte den Spaniern den Weg von Italien nach den Niederlanden versperrt und zwang sie, ihre Verstärkungen zur See dorthin zu schaffen. Eine Flotte von 67 zum Theil sehr schweren und wohl bewaffneten Kriegsschiffen wurde dazu im J. 1639 in La Coruña versammelt. Allein den damaligen Spaniern fehlte die Zuversicht, mit welcher sie im J. 1588 die Armada abgeschickt hatten. Im Gegentheil, sie versuchten sich im voraus der Mitwirkung Englands zu versichern, namentlich des Versprechens, der Flotte die englischen Hafen zu öffnen, falls die Niederländer sie nicht nach Dünkirchen gelangen ließen. Der König ließ sich in Verhandlungen darüber ein, und sein Verhalten den Niederländern gegenüber, mit welchen er, wie sein Vater, fortwährend in Zwistigkeiten über die von ihm beanspruchte Seeherrschaft verwickelt war, wurde jetzt so zweideutig, daß man nicht allein in Holland an ein Einverständniß mit Spanien glaubte. Die Staaten gaben darum T. den Auftrag, mit einem Theil seiner Flotte die sich auf der Rhede von The Downs, nördlich von Dover und Dünkirchen gegenüber sammelnde englische Schiffsmacht sowie Dünkirchen zu beobachten und mit dem anderen Theil dem Feinde, über dessen Stärke man nicht gehörig unterrichtet gewesen zu sein scheint, entgegen zu gehen. So kam es, daß T. nur 13 Schiffe bei sich hatte, als er am 15. September 1639 die ansegelnde Armada unweit Beachy Head entdeckte. Freilich wurde dieses Mißverhältniß einigermaßen von der Segelfertigkeit der Schiffe und der Erfahrung der Seeleute Tromp’s ausgeglichen. Während die schwerfälligen Gallionen mit ungeübten Seeleuten bemannt und von noch weniger zu ihrem Amte befähigten Officieren geführt wurden und dazu mit Landtruppen und allerlei Kriegsvorrath überfüllt und die leichteren Fahrzeuge, die Dünkircher ausgenommen, nur bewaffnete [646] Kauffahrer waren, hatte das niederländische Geschwader in dem endlosen Kriege gegen die Dünkircher sich eine außergewöhnliche Gewandtheit und Manövrirfähigkeit angeeignet. T., dem bei allem Muth jede Tollkühnheit fremd war, schickte sogleich das kleinste seiner Schiffe ab, den Rest der Flotte, 16 Schiffe, herbeizuholen und enthielt sich des Kampfes, bis ihn der Viceadmiral Witte de With mit fünf derselben verstärkt hatte. Dann griff er am 16. September den vierfach überlegenen Feind an und wußte ihm den Weg nach Flandern zu verlegen. Unter fortwährenden Kämpfen, auch bei Nacht ließ T. dem Gegner keine Ruhe, gelangte die Flotte so in die Höhe von Dover. Da schloß sich das Blokadegeschwader von Dünkirchen unter Banckert an; T. konnte jetzt (am 18.) mit 27 Schiffen (eines war in die Luft gesprengt) den Spaniern so zusetzen, daß sie gezwungen wurden, mit Verlust zweier Schiffe sich in der schon genannten, von Bancken gedeckten Rhede The Downs zu bergen, wie es hieß, weil ihnen die Munition ausging. Dies war freilich auch bei T. der Fall; er segelte sogleich nach Calais hinüber, dieselbe bei den Franzosen zu ergänzen. Dann schloß er die beiden Eingänge der von der spanischen und der englischen Flotte besetzten Rhede vollständig ab. Während sich jetzt ein äußerst widerlicher Handel entspann zwischen König Karl und seinen Großwürdenträgern einerseits und den Spaniern sowohl als den Franzosen und Niederländern andererseits (denn der wegen des schottischen Aufstands und des Streites mit seinem englischen Volke in ärgster Geldnoth steckende König stand nicht an, ersteren um hohen Preis die Rettung ihrer Flotte anzubieten und zugleich mit letzteren über deren Auslieferung in die Gewalt der Niederländer zu unterhandeln), wurde in Holland alles daran gesetzt, Tromp’s Flotte mit allen irgend verfügbaren Schiffen zu verstärken. Innerhalb vier Wochen hatte derselbe 95 Kriegsschiffe, freilich mehr als zur Hälfte bewaffnete Kauffahrer, und 11 Brandschiffe unter seiner Flagge. Jetzt versuchte er auf allerlei Weisen den englischen Admiral zu bewegen, die Spanier aus seinem Schutz zu entlassen, ja, als derselbe vorgab, diese könnten nicht in See gehen, weil ihnen das Pulver fehlte, erbot er sich, es ihnen zu liefern; allein die Spanier regten sich nicht. So fing die Sache an sich so in die Länge zu ziehen, daß die Generalstaaten, welche eine so große Schiffsmacht nicht so lange in See halten konnten, sich zu dem, freilich dem Völkerrecht schnurgerade entgegenlaufenden Entschluß ermannten, T. den Auftrag zu geben, wenn er nicht anders könnte, den Feind auch in neutralen Gewässern anzugreifen. Diesem Befehl, der ihn einer großen Verantwortlichkeit bloßstellte, entsprach T. ohne Säumen. Den 21. October griff er in aller Frühe, und unterm Schutz eines dicken Nebels, der die Engländer hinderte zu erkennen, wie der Kampf eigentlich angefangen wurde, die spanische Flotte an, welche sogleich in die größte Verwirrung gerieth. Ungefähr die Hälfte lief auf den Strand und wurde dort von den Niederländern in Brand gesteckt, oder strandete bei der regellosen Flucht auf den Sandbänken. Der Rest wurde in das hohe Meer hineingejagt und dort angegriffen, zerstört oder genommen. Nur 18 Schiffe entkamen.

Ein solcher Seesieg war seit Menschengedenken nicht erfochten. Die spanische Marine war vollständig ruinirt. Der beispiellose Erfolg wurde mit Recht nicht allein den Umständen, welche freilich sich kaum günstiger hätten gestalten können, sondern namentlich der ausgezeichneten Führung Tromp’s zugeschrieben, der jetzt allgemein als der erste aller lebenden Flottenführer galt. Namentlich bei den Engländern kam sein Name in Ehren. Die englische Nation freute sich eher über die Schmach, die er ihrem König zugefügt, da er in dessen königlichen Gewässern den dem Volke verhaßten Bundesgenossen des Königs angegriffen hatte. Und Karl war nicht in der Lage seine verletzte Hohheit zu rächen, oder seinen Aerger an T. auszulassen. Als er drei Jahre später ihm den Ritterschlag ertheilte, [647] dankte er ihm, daß er seine Flagge immer so anständig und höflich mit Salutiren und Flaggestreichen begrüßte. Erst Cromwell hat die Scharte wieder ausgewetzt. Denn der gewaltige, in Holland der erste englische Krieg genannte Kampf, welcher zu Gunsten Englands entschieden wurde, wurde von keinen anderen Umständen herbeigeführt, wie alle die Reibungen zwischen beiden Nationen, seit dem Anfang der niederländischen Seemacht, und wie in diesem waren es meistens Handelsinteressen, welche diese Reibungen veranlaßten.

Die Zeit, welche zwischen dem Sieg an den Dünen und dem Anfang jenes Krieges verlief, wurde von T. nicht unbenutzt gelassen. Die ersten Jahre blieben dem Kampf gegen die Dünkircher gewidmet; als das Raubnest, 1646, nicht ohne thätigen Beistand der niederländischen Blokade, von den Franzosen erobert war, hatte er nicht weniger seine Noth mit den englischen, namentlich zur königlichen Partei gehörenden Kapern. Um 1650 waren diese aus den Meeren verschwunden, allein jetzt forderten die sich allmählich verschlimmernden Unannehmlichkeiten zwischen der jetzt in der Republik obsiegenden Regentenpartei und der englischen Parlamentsregierung sein Verbleiben an der Spitze der Flotte. Schon war zwar manche Begegnung zwischen beiderseitigen Schiffen und Flotten nicht ohne Aerger und Blutverlust abgelaufen, als T., der den Auftrag hatte, die Ehre der Flagge zu wahren, wenn auch jede Veranlassung zum Kampf möglichst vermieden werden sollte, am 29. Mai 1651 einem englischen Geschwader unter dem Höchstcommandirenden, dem General zur See, Robert Blake, begegnete. Eine Reihe von mehr oder weniger absichtlicher Mißverständnissen, wie sie so leicht entstehen können, wenn zwischen zwei Völkern eine derartige Spannung herrscht, welche sozusagen die Kanonen von selbst losgehen läßt, veranlaßte ein Gefecht, daß auf die Dauer den Bruch unheilbar machte; denn die Verhandlungen, welche die Staaten, die keineswegs gesonnen waren, einen Krieg anzufangen, gleich in London versuchten, zerschlugen sich infolge der hohen Forderungen der Engländer. Der Aerger, sich so einen Krieg aufgebürdet zu sehen, ließ die Häupter der Regentenpartei gegen T. die Beschuldigung erheben, er habe den Kampf absichtlich herbeigeführt. Denn T. war als Anhänger des Hauses Oranien und dazu als specieller Feind der Engländer bekannt, namentlich der Parlamentspartei, der Königsmörder, wie die holländischen, sehr orangistisch gesinnten Seeleute sie zu nennen pflegten. Namentlich ärgerten sie sich, daß die Republikaner die Niederländer eben so hochfahrend behandelten wie früher die königlichen Behörden. Diese Beschuldigung wurde bald allgemein verbreitet und fand Glauben. Als dann T. im Juli mit seiner zahlreichen, wenn auch sehr mangelhaft gerüsteten, theilweise aus angekauften und gemietheten Kauffahrteischiffen bestehenden Flotte nichts ausrichtete und zuletzt von einem Sturm arg zugerichtet zurückkehrte, während Blake seinerseits die Heringsfischerflotte überfallen hatte, meinten die regierenden Herren, es sei alles seiner Eigenmächtigkeit und Unbotmäßigkeit Schuld, er thue alles, um die Regierung in Verlegenheit zu bringen und Mißtrauen beim Volke zu erwecken, und riefen ihn zurück, um sich persönlich im Haag zu vertheidigen. Zwar gelang es T., dem nichts weiter entfernt gewesen war und dessen Pflichtgefühl und Vaterlandsliebe über allen Verdacht erhaben waren, seine Unschuld glänzend darzuthun, jedoch man ließ die Flotte ohne ihn in See gehen. Allein die allgemeine Unzufriedenheit der Seeleute, die namentlich dem wenig beliebten de With nicht gehorchen wollten, und allerlei Widerwärtigkeiten, zuletzt die blutige Niederlage der Flotte, theilweise infolge der Unbotmäßigkeit von vielen Capitänen und Matrosen, zeigten genügend, wie thöricht es war, T. den Oberbefehl zu nehmen. So wurde ihm derselbe wieder aufgetragen und wirklich wandte sich das Glück. Bei Dover wurde Blake am 10. December 1652 mit Verlust geschlagen, was selbst von den [648] Engländern der ausgezeichneten Führung Tromp’s zugeschrieben wurde. Einer ihrer fachmännischen Autoren vergleicht seine Manöver mit denen Nelson’s, das höchste Lob in englischem Munde für einen Seemann. Ueberhaupt scheint T. wirklich als der eigentliche Erfinder einer Seetaktik in großem Stile angesehen werden zu müssen. Nur seinem Manövrirtalent war es zuzuschreiben, daß bei der bestehenden Ungleichheit der beiden Flotten die Niederländer keine ärgeren Unfälle erlitten. Denn während die Engländer schon viele Schiffe im Dienst hatten, welche den späteren Linienschiffen gleich kamen, dazu viel schwerere Geschütze und viel zahlreichere Bemannung an Bord hatten, bestanden die niederländischen Flotten nur zur kleinsten Hälfte aus eigentlichen Kriegsschiffen, die dazu viel kleiner und viel leichter bewaffnet waren. Nur das einzige Admiralsschiff Tromp’s führte mehr als 50 Kanonen. Dazu waren die zur Zeit in Dienst gestellten Kauffahrer sehr schlecht gerüstet und bemannt und namentlich von Leuten geführt, denen theilweise alles militärische Ehrgefühl fehlte. Fortwährend gab es viele Schiffe, die sich im Kampfe außer Schußweite hielten oder gar sich davon machten. Erst in dem großen Krieg der sechziger Jahre machte Johann de Witt diesen Uebelständen ein Ende.

Wie arg sie jetzt waren, zeigte sich, als, nachdem T. den ganzen Winter hindurch das Meer unbestritten beherrscht hatte (die Engländer erzählen, er habe zum Zeichen einen Besen am Mast geführt, was jedoch bei seinem aller Eitelkeit baaren Gemüth keinen Glauben verdient), die englische Flotte am letzten Februar 1653 in der Nähe von Portland aufs neue begegnete. Drei Tage hintereinander dauerte der Kampf, bei welchem T. ungleich größeren Verlust erlitt als die Engländer und nur mit genauer Noth die von ihm begleitete Handelsflotte in Sicherheit brachte. Eine zweite, nicht weniger mörderische Schlacht an der vlämischen Küste, am 15. und 16. Juni, bestätigte die Meinung, es sei unter diesen Verhältnissen nutzlos, den Kampf fortzusetzen. Die sämmtlichen holländischen Admiräle, Männer, deren Namen allein schon genügen, ihre Tapferkeit zu erweisen, de With, Johann Evertsen, de Ruyter und Peter Floriszoon unterzeichneten eine von T. aufgesetzte Denkschrift an die Generalstaaten in diesem Sinne. Ja, de Ruyter stand nicht an, zu erklären, er wolle lieber nicht in See gehen, bevor diesen Mängeln abgeholfen wäre. Daß T. unter solchen Umständen noch die Entscheidung hinhalten konnte, spricht vielleicht mehr für seine Führung als mancher Sieg. Da aber fürs erste der Friede unmöglich schien und die Blokade der Küsten durch die Engländer nicht zu ertragen war, da dieselbe den Handel vollständig ruinirte, mußte T. mit den jetzt vorhandenen Mitteln aufs neue den Kampf versuchen. Dies war um so schwieriger, da ein Theil der Flotte in Texel, die Hauptmacht unter T. an den Maasmündungen lag. Am 6. August ging T. in See, um sich mit dem Rest zu vereinigen. Im heftigen Gefecht (8. August) vertrieb er die sich zwischen beide stellenden Engländer und erreichte sein Ziel. Dann wurde am 10. August die Schlacht aufs neue angefangen, im Gesicht der holländischen Küste unweit Terheyden, einem Dorf südlich von Scheveningen. Gleich im Anfang brach T. in die feindliche Linie ein, doch wurde er fast unmittelbar nachher von einer aus einem feindlichen Mast herabgefeuerten Musketenkugel ins Herz getroffen und verschied auf der Stelle. Seiner festen Führung beraubt, wurden die Niederländer nach heftigem Ringen geschlagen. Es war der letzte Kampf dieses merkwürdigen Krieges, der die englische Seeherrschaft begründet hat. Auch T. war nicht im Stande gewesen das Mißverhältniß der Kräfte auszugleichen. Doch hatte er sich einen Ruhm erworben welcher nur von dem seines großen Zöglings de Ruyter überstrahlt ist. Die Staaten errichteten ihm ein prächtiges Grabmal in Delft. Doch noch mehr blieb seine Erinnerung beim Volke lebendig durch die Thaten seines Sohnes, [649] Cornelis, dessen ungestüme Tapferkeit sprüchwörtlich war und der die großen Gaben des Vaters sowie dessen Beliebtheit bei den Seeleuten geerbt zu haben schien, aber als Mensch demselben leider allzu ungleich war. Nicht dieser, sondern jenes Muster eines Seemannes, de Ruyter, war der berechtigte Nachfolger Tromp’s in der Führung der niederländischen Seemacht in der Zeit ihrer Großthaten.

Vgl. de Jonge, Geschiedenis van het Nederlandsche zeewesen. Bd. I. – Backer Dirks, De Nederlandsche Zeemacht, und sonstige Werke über die niederländische Marine, wie z. B. v. d. Bosch, Levens van beroemde Zeehelden. Brandt, Leven van de Ruyter. – Leven van C. Tromp u. s. w. – Weiter von Zeitgenossen: Aitzema, Saecken van Staet en Oorlog, passim. – Hollandsche Mercurius. – Wicquefort, Histoire des Provinces Unies. Bd. I. – Von Späteren: Wagenaar u. s. w. – Hume, History of England und viele englische Werke. – Mehrere Artikel in der Kronick van het Historisch Genootschap und (speciell über die Schlacht an den Dünen, über welche auch Gardener, History of England, 1603–1642, Bd. IX) in den Bijdragen voor Vaderl. Geschiedenis en Oudheidkunde. 2. Reihe. Bd. IV.