ADB:Weber, Bernhard Anselm

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Artikel „Weber, Bernhard Anselm“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 285–286, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weber,_Bernhard_Anselm&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 11:11 Uhr UTC)
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Weber: Bernhard Anselm W. war nach den Daten auf seinem Grabmale am 18. April 1766 zu Mannheim geboren und starb am 23. März 1824 zu Berlin. Seine Eltern bestimmten ihn zum geistlichen Stande, doch betrieb er nebenbei bei Abt Vogler, der zur Zeit in Mannheim angestellt war, fleißig Musik und zeigte dafür eine große Begabung, so daß er große Lust empfand, dem geistlichen Stande zu entsagen. Die Eltern wollten aber davon nichts wissen und schickten ihn nach Ablegung der Gymnasialstudien auf die Universität nach Heidelberg. Gegen den Willen seiner Eltern verließ er die Universität und begab sich zu dem damals in München lebenden Lehrer Abt Vogler, begleitete denselben auch nach Stockholm, fand aber keine geeignete Stellung, so daß er auf gut Glück seinen Unterhalt als reisender Virtuose suchen mußte. 1787 kam er nach Hannover und fand hier bei der Großmann’schen Truppe eine Stelle als Musikdirector. In Hannover bekam er zum ersten Male Händel’sche Werke zu Gehör und er empfand nur allzusehr die Lücken seiner bisherigen Studien. Er kehrte deshalb abermals nach Stockholm zurück, um sich bei Vogler erst noch weiter auszubilden und blieb, als sich Vogler auf Reisen begab, sein steter Begleiter. Erst als sich Vogler nach Spanien einschiffte, ging W. 1792 nach Berlin, wo er neben Wessely eine Anstellung als Musikdirector am Nationaltheater fand und den Auftrag erhielt, Sänger für die neu errichtete Oper zu werben. Hier wirkte er fortan bis an sein Lebensende, stets bemüht, die besten Werke zu Gehör zu bringen, so daß durch seinen Einfluß Berlin in den Ruf kam, die Pflegerin classischer Musik zu sein. Gluck, Händel und die besseren Opern der Italiener hielt er stets auf dem Repertoire, und trotz mancher Anfeindungen und dem Vorwurfe der Einseitigkeit überwand er siegreich alle Schwierigkeiten. Er selbst war eifrig bemüht, in die Fußtapfen seiner Ideale zu treten und schuf für die Bühne eine große Anzahl Opern, Duodramas, Singspiele, Musik zu Tragödien, die melodramatische Composition zu Schiller’s Ballade „Der Gang nach dem Eisenhammer“, Gesänge und Lieder mit Begleitung des Pianoforte und vieles andere. Doch blieb ihm eine ursprüngliche Erfindungsgabe versagt; seine Compositionen entstanden mehr durch Anlehnung an seine Vorbilder, als daß sie aus origineller Quelle flossen. Nur wenigen war ein längeres Dasein beschieden, die meisten verschwanden bald wieder von der Bühne, überschritten auch nie Berlins Grenzen. Am längsten hielten sich seine Compositionen zu Schauspielen, theils als Zwischenactmusik, theils eingreifend in die [286] Handlung. Ich nenne die Musik zu „Tell“, „Braut von Messina“, „Jungfrau von Orleans“, die noch in den 50er Jahren im Berliner Opernhause verwendet wurde, zu Werner’s „Weihe der Kraft“, Kotzebue’s „Husaren“, Goethe’s „Epimenides“ u. a. Seine Instrumentation ist brillant und hierin übte er einen bedeutenden Einfluß auf seine Zeitgenossen aus. – Die kgl. Bibliothek zu Berlin ist sehr reich mit seinen Compositionen ausgestattet, denn sie erhielt alle Notenbestände des Nationaltheaters und der kgl. Opernbühne. Auch im Druck ist vieles erschienen, und die Lieder, sowie die Clavierauszüge seiner Opern und Zwischenactmusik scheinen beim Publicum seiner Zeit doch Anklang gefunden zu haben, denn ich zähle gegen 29 in Berlin, Leipzig, Eltvill und Oranienburg erschienene Drucke.

Schilling’s Encyclopädie der Tonkunst.