BLKÖ:Habsburg, Maria von Burgund

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 7 (1861), ab Seite: 15. (Quelle)
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196. Maria von Burgund, Kaiserin (geb. 12. Februar 1457, gest. 28. März 1482). Tochter Karl’s des Kühnen, Herzogs von Burgund, und Isabella’s von Bourbon. Vermält am 20. August 1477 mit Kaiser Maximilian I. Maria war die einzige Tochter ihres Vaters und nach dessen Tode die Erbin seiner großen Besitzungen. Ludwig XI. fiel, als Karl starb, in das Herzogthum Burgund mit bewaffneter Macht ein und bemächtigte sich wieder der an der Somme gelegenen Städte, die er dem verstorbenen Herzog früher hatte abtreten müssen. Maria berief, als sie sich so bedroht sah, die Stände der Niederlande ein und suchte ihre Hilfe durch Gewährung ausgedehnter Privilegien zu erkaufen. An den König von Frankreich entsendete sie zwei Männer, die schon ihres Vaters Vertrauen genossen hatten, den Kanzler Hugonet und den Herrn von Imbercourt. Ihr Beglaubigungsschreiben an den König enthielt die Erklärung, nur mit ihnen, als ihren vertrautesten Räthen, zu unterhandeln. Der König aber nahm vorerst über die Herzogin von Burgund, als ihr Lehensherr, die Vormundschaft in [16] Anspruch. Unter solchen Umständen konnten sich die Abgeordneten in keine weiteren Verhandlungen einlassen und kehrten unverrichteter Dinge zurück; jedoch hatten sie noch in die Uebergabe von Arras, welches der König damals belagerte, eingewilligt. Indessen hatte sich Gent, wohin sich Maria begeben hatte, um dort die Rückkehr ihrer Gesandten zu erwarten, empört, die Einwohner hatten die von Maria’s Vater bestellten Behörden ermordet und sich selbst der jungen Fürstin bemächtiget, die Gent nicht verlassen durfte. Die Flandrischen Stände, statt ihre Fürstin zu schützen, machten durch ihr Verhalten Maria’s Lage noch verhängnißvoller, erst versagten sie ihr das Recht, ohne ihre Zustimmung etwas zu unternehmen und dann schickten sie aus eigener Machtvollkommenheit Abgeordnete an den französischen König, um mit ihm zu unterhandeln. König Ludwig aber, um Maria’s peinliche Lage zu erschweren, weigerte sich mit diesen ständischen Abgeordneten zu verhandeln und gab als Grund jenen Brief Maria’s an, in welchem sie dem Könige geschrieben, nur mit den zwei von ihr gesendeten Räthen zu unterhandeln. Entrüstet kehrten die ständischen Abgeordneten nach Gent zurück, wo mittlerweile Ludwig die Bevölkerung insgeheim bearbeitet hatte. Die Mittheilungen der Gesandten über Maria’s vermeintliche Treulosigkeit brachten eine furchtbare Aufregung hervor. Imbercourt und Hugonet wurden verhaftet, gefoltert und zum Tode verurtheilt. Alle Bemühungen Maria’s, ihre treuen Diener zu retten, waren vergeblich. In Trauer, mit aufgelösten Haaren, eilte die Fürstin auf das Rathhaus, von dort auf den Marktplatz, wo eben die Hinrichtung stattfinden sollte; und während sich zwei Parteien bildeten, die eine, welche von der Fürstin zum Mitleid gerührt worden war, die andere, die in ihrer Grausamkeit beharrte, und während beide Parteien ihre Piken gegen einander erhoben, fielen unter dem Schwerte des Henkers die Häupter der beiden Opfer. Ohnmächtig wurde die junge Herzogin vom Platze getragen. In dieser Lage sah Maria nur Ein Mittel zur Rettung. Sie entschloß sich einem Manne ihre Hand zu reichen, der stark genug wäre, sowohl gegen ihre inneren als äußeren Feinde sie mit Erfolg zu schützen. Noch als ihr Vater gelebt, hatten sich Werber um Werber für die ebenso schöne als reiche Erbin eingefunden. Karl hatte seine Tochter dem Könige von Frankreich als Gemalin des Dauphins versprochen. Aber dieser zählte erst 7 Jahre und Maria’s Widerwille gegen Ludwig XI. war so groß, daß sie sich nicht entschließen konnte, ihn zum Schwiegervater zu haben. Zwei andere Bewerber, der Herzog von Berry, Ludwig’s XI. Bruder, und Nikolaus von Anjou, Herzog von Calabrien und Lothringen, waren nicht glücklicher mit ihren Anträgen. Des Kaisers Friedrich III. Sohn, Erzherzog Maximilian, besaß zwar die Gunst der schönen Herzogin, aber die Weigerung des Kaisers, das Herzogthum Burgund noch vor der Vermälung zum Königreiche zu erheben, machte, daß Karl die Unterhandlungen abbrach. Die flandrischen Stände, wie jene von Gent hatten ihr gleichfalls Männer zugedacht. Die Ersteren den Grafen von Cleve, die Letzteren den Titularherzog von Geldern, Adolph von Nassau, der Graf von Clarence, Bruder der Gemalin des englischen Königs Eduard IV., trat auch als Brautwerber auf. Maria aber hatte den besten Theil gewählt und entschied [17] sich für den schönen und ritterlichen Maximilian, der damals, 19 Jahre alt, bereits Beweise hohen Sinnes und hehren Muthes gegeben, und reichte ihm ihre Hand. Diese Verbindung war glücklich, aber leider nur von kurzer Dauer. Ein Jahr vor ihrem Tode begab sich Maximilian nach Herzogenbusch, wohin er auf den 5. Mai 1481 die zweite Versammlung der Ritter des goldenen Vließes berufen hatte, um jene Ritter aus der Gesellschaft auszuschließen, welche vom Erzherzoge abgefallen und zum Könige von Frankreich übergegangen waren. Diese waren Philipp von Crevecoeur, Johann von Montaigne, Philipp von Roche-Baloy, Johann von Damas und Jacob von Richebourg. Maria begab sich gleichfalls dahin, um mit ihrem Gemale die Huldigung zu empfangen. Da brach noch vor beendeter Festlichkeit das Schaugerüst, auf welchem die Erzherzogin sich befand, zusammen und sie stürzte mit vielen Rittern, glücklicherweise jedoch ohne sich beschädiget zu haben. Man wollte darin eine üble Vorbedeutung erblicken; leider sollte sie in Erfüllung gehen und ein zweiter Sturz der edlen Fürstin tödtlich werden. 1482 befand sie sich mit ihrem Gemale zu Bruck, am 16. März ritt sie auf die Reigerbeize, welche Gattung Jagdvergnügen sie vor allen andern liebte. Auf der Jagd stürzte Maria vom Pferde und wurde von demselben schwer beschädigt. Um ihren Gemal nicht zu betrüben, verheimlichte sie ihr Uebel und aus weiblicher Schamhaftigkeit selbst dann noch, als es sich immer gefährlicher gestaltete. Sie wurde nun von einem Fieber befallen, welchem sie schon nach wenigen Tagen erlag. Sie soll ein Kind damals unter ihrem Herzen getragen haben. Maria schenkte ihrem Gemale drei Kinder, eines davon, Franz (geb. 2. September 1481), starb wenige Monate nach der Geburt (26. December 1481), die zwei anderen sind: Philipp (geb. 23. Juni 1478, gest. 25. September 1506), welcher das Geschlecht der Habsburger fortpflanzte, und Margaretha (geb. 10. Jänner 1480, gest. 1. December 1530) [siehe d. Nr. 189]. Maria selbst war eine der schönsten Frauen ihrer Zeit, von festem Charakter und großer Herzensgüte, dabei liebte und schätzte sie die schönen Künste. Anastasius Grün, der begeisterte Sänger des „letzten Ritters“, widmet ihr in dem ebengenannten epischen Gedichte eine der herrlichsten, aber zugleich wehmüthigsten Episoden.

I. Selbstständige Schriften. Maria’s Geburts- und Todesdatum wird verschieden angegeben, Hübner läßt sie am 12. Februar 1457 geboren, am 25. März 1483 gestorben sein; Fugger gibt dasselbe Geburtsdatum, aber an einer Stelle (S. 914) den 28. März, an anderer (S. 1388) den 16. März 1482 als Todestag an; nach dem „historischen Lexikon“ ist sie am 28. März 1482 gestorben. – Delepierre (Octave), Marie de Bourgogne (Brux. 1841, Fol.) [nur eine Auflage von Ein paar Hundert Exemplaren]. – Delepierre (Octave), Chronique des faits et gestes admirables de Maximilien I. durant son mariage avec Marie de Bourgogne translatée du flamand en français pour la prémière fois et augmentée d’éclaircissements historiques et de documents inédits (Bruxelles 1839, Société typogr. belge. Ad. Wahlen & Comp., 8°., mit K.). – Dit syn die wonderlycke oorloghen van den doorluchtighe hoochgheboren Prince, keyser Maximiliaen. Hoe hi hier cerst in landt quam. Ende hoe in vrou Marien trouwede. Zu Ende: Gheprent Tantwerpen, by my Willem Vorsterman, o. J. (1516), Fol., 84 Bl. mit 72 Holzschn. – Gaillard (Gabriel Henri), Histoire de Marie de Bourgogne fille de Charles le Téméraire femme de Maximilien I. (Paris 1757, 12°., auch Bruxelles 1784, 8°. und Paris 1819, 8°.). [Die erste Auflage erschien anonym.] – Marchal (M.), Histoire politique du régne de l’empereur Charles-Quint avec un resumé [18] des evénements precurseurs dépuis le mariage de Maximilien d’Autriche et de Marie de Bourgogne ... par – avec la collaboration de Edmond Marchal fils (Bruxelles 1856, Torlier, 8°.). – Münch (Ernst Jos. Herm. von), Maria von Burgund nebst dem Leben ihrer Stiefmutter Margaretha von York, Gemahlin Karl’s des Kühnen u. s. w. 2 Bde. (Leipzig 1832, 8°.). – Voort (Michel J. J. van der), Maria van Bourgonje tydvak nit de geschiedenis van ons vaderland (Brux. 1847, 8°.).
II. In anderen Werken Zerstreutes. Berner Monatschrift 1825, S. 89-93: „Catharina von Hallwyl, Hofmeisterin der Prinzessin Maria von Burgund und einzigen Erbin Karl des Kühnen“. – Fugger (Joh. Jac.), Spiegel der Ehren des Erzhauses Oesterreich (Nürnberg 1668, kl. Fol.) S. 773, 845–855, 857, 858, 884, 891, 900, 907, 914, 915. – Lichnowsky (Eduard Maria Fürst)[WS 1], Geschichte des Hauses Habsburg, VII. Band, auch unter dem Titel: „Kaiser Friedrich III. und sein Sohn Maximilian“ (Wien 1843, Schaumburg u. Comp., gr. 8°.) S. 191 und Beilage XI: „Beschreibung der Reise H. Maximilian’s nach Gent vom 31. Juli 1477“ und Dieselbe VIII. Bd. S. 50 u. f. – Mémoires et publications de la Société du Hainaut 1839. 1: „Faits et particularités concernant Marie de Bourgogne et Maximilian d’Autriche du Janvier 1476 au 2. Novembre 1477“. – Messager historique de la Belgique 1845, p. 193 et 368: „Lettres adressées par Maximilian I. archiduc d’Autriche, depuis empereur, à l’abbé de S. Pierre à Gand et à quelques autres personnages, 1477–1487. Publiées par St. Genois“.
III. Poetisch behandelt. Ludovici Bruni poetae laureati carmen sapphicum ad agendas Deo gratias in adventum illustrissimi Domini Maximiliani ducis Austriae novique Burgundiae ducis. Zu Ende: Ad illustrissimi principis ducis Austriae Burgundiae etc. suaeque conthoralis honorem ac omnium poeticae ceterarumque humanarum artium studiosorum ellectamentum. Ego Joannes de Westphalia Paderbornensis dyocesis opuscolum istud in florentiss. universitate lovaniensi impressi feliciter. Anno Domini millesimo CCCCLXXVII mense novembri. 4°.Deinhardstein (J. L. F.), Erzherzog Maximilian’s Brautzug. Dramatisches Gedicht in 5 Abtheilungen (Wien 1832, 12°.). – Caumont de la Force (Charlotte Rose), Histoire secrète de Marie de Bourgogne. 2 vol. (Paris 1712, 12°.). [Historischer Roman.]
IV. Porträte. 1) P. de Jode exc. (8°.); – 2) M. G. p., Pinssio sc. (8°.); – 3) P. Soutman p., J. Suyderhof sc. (Fol.), – 4) R. v. d. Wyde p., C. Visscher sc. (gr. Fol.); – 5) gez. von Haßlwander, gest. von J. Hyrtl; – 6) Alb. Camesina del., J. Rauh’s lithogr. Kunstanstalt in Wien (4°.) [als erläuternden Text vergleiche: Berichte des Alterthums-Vereins zu Wien (Wien 1854, 4°.) Bd. I, S. 80 u. f.].
V. Medaillen. Historie der nederlandsche Vorsten (Gravenhaage 1732). Tom. I, S. 140 & 141: „Die Vermählungs-Medaillen bei der Hochzeit des Erzh. Maximilian und Maria von Burgund“. – Vergl. auch das „Verzeichniß der von dem k. k. Feldmarschall-Lieutenant Ludwig de Traux in Wien hinterlassenen Münz- und Medaillen-Sammlung“ (Wien 1856, 8°.) Nr. 5152 und 5153.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Lichnowsky (Felix Fürst).