BLKÖ:Metastasio, Pietro Bonaventura

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Vorwort (Band 18)
Nächster>>>
Metelko, Franz
Band: 18 (1868), ab Seite: 1. (Quelle)
Pietro Metastasio bei Wikisource
Pietro Metastasio in der Wikipedia
Pietro Metastasio in Wikidata
GND-Eintrag: 118733141, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Metastasio, Pietro Bonaventura|18|1|}}

Metastasio, Pietro Bonaventura (Dichter, geb. zu Rom 3. Jänner 1698, gest. zu Wien 2. April 1782). Sein Vater, Felix Trapassi mit Namen (welchen Namen, wie weiter unten berichtet wird, der Sohn in Metastasio vertauschte), war ein armer Handwerker, dessen Familie einmal bessere Tage gesehen hatte; später diente der Vater in der päpstlichen Armee; die Mutter Franziska Galasti war eine Bologneserin. Den ersten dürftigen Unterricht erhielt M. in der Volksschule, und auf dem Wege von der väterlichen Wohnung in dieselbe sprach oder sang nicht selten der talentvolle Knabe seine lieblichen Improvisationen und mit solchem Erfolge, daß seine Mitschüler einen Kreis um ihn bildeten und aufmerksam den poetischen Ergießungen Pietro’s horchten. Zu den Schulcollegen gesellten sich auch öfter andere Zuhörer, von den anmuthigen Improvisationen Pietro’s gefesselt. Unter den Letzteren befand sich eines Tages Vincenzo Gravina, ein gelehrter, ja berühmter römischer Advocat, der mit Erstaunen das ausgezeichnete Talent des kleinen Poeten wahrnahm. Entzückt von der eben vernommenen Improvisation, reichte er dem Knaben ein Goldstück, welches jedoch dieser bescheiden zurückwies, dadurch aber nur noch mehr Gravina’s Aufmerksamkeit und Theilnahme erregte. Dieser folgte nun dem Knaben nach seiner Wohnung, wo er den Eltern den Antrag machte, ihm den Knaben zu überlassen, für dessen Erziehung und leibliche Pflege er väterlich zu sorgen versprach. Gravina’s einnehmende Weise hatte das Vertrauen der Eltern erweckt und diese ihm, da sie das Los des Knaben verbessern wollten, denselben überlassen. In der That wurde Gravina des Knaben zweiter Vater, er ließ ihn in den Regeln der Muttersprache, dann im Griechischen und Lateinischen unterrichten, und überhaupt den empfänglichen Geist seines Pflegesohnes auf das Beste, nach der damals üblichen Weise, ausbilden. Da Gravina an dem Namen Trapassi wenig Gefallen zu haben Wien, übersetzte er denselben in’s Griechische, und so kam der junge Pietro Trapassi zu dem gleichwohl poetischer klingenden Namen Metastasio, den er für alle Zeiten berühmt gemacht hatte. Gravina selbst war nicht nur ein Freund der Poesie, sondern beschäftigte sich in seinen Mußestunden viel und vornehmlich mit den griechischen Dichtern, und trug sich sehr mit dem Gedanken, das alte griechische Theater in Italien von Neuem in’s Leben zu rufen. Er hatte zu diesem Zwecke selbst fünf Tragödien in Styl und Geschmack der Alten gedichtet, aber damit nicht sonderlich Glück gehabt. Der lebendige fruchtbarere Geist, ja eigentlich der damals mit allem Feuer der Jugend hervorbrechende Genius Metastasio’s bot ihm, den Wohlwollen und Liebe für [2] seinen Pflegesohn erfüllte, einigen Ersatz für alle Mißerfolge im Gebiete der Dichtung; er ertrug es auch gelassen, als Metastasio, von der Rechtsgelehrsamkeit wenig angezogen, sich durchaus nicht zur Ausübung derselben verstehen wollte. Später, es scheint in Neapel, nahm M. nach Empfang der sogenannten niederen Weihen, einer damals herrschenden Sitte folgend, den Titel eines Abbé an, womit er seine Absicht, ein Schöngeist zu werden, deutlich verrieth. In der ersten Zeit beschäftigte sich M. verhältnißmäßig wenig mit poetischen Arbeiten, und es ist nur eine Dichtung, „Giustino“, deren Stoff er Trissino’s „Italia liberata“ entnommen, bekannt, welche er in jenen Tagen geschrieben, worin aber sein reicher Geist noch völlig in den Fesseln der Alten steckt, deren Nachahmung ihm sein Pflegevater so sehr an’s Herz gelegt. Hingegen übte M. fleißig seine herrliche Improvisationsgabe fort und improvisirte mit den bekannteren Meistern dieser Kunst in jenen Tagen, wie mit Perfetti, Rolli, Vanini in die Wette, und übertraf sie, obgleich sie reifer und geübter waren, gewöhnlich weit an Lieblichkeit und Grazie. „Erwartet nicht von mir“, bemerkte er eines Tages zu seinen Freunden, „daß ich mein Hirn destillire, um unter Nagelkauen und Kopfkratzen einige Sestinen herauszuhaspeln. Was kommen soll, kommt von selbst, sind es auch keine Verse, die sich mit jenen der Classiker messen können, so kommen sie doch aus der freien Eingebung meines Geistes, und wenn sie auch nicht immer eine strenge Prüfung bestehen, so gefallen sie doch dem Herzen.“ Dieser einfache Ausspruch Metastasio’s ist der richtige Maßstab, der noch heute an seine Dichtungen gelegt sein will, wenn es nicht überhaupt der Maßstab für alle Dichtung ist. Um sich in seiner Muttersprache zu üben, übersetzte M. um jene Zeit die Iliade in italienische Verse, und gewann dadurch eine gründliche Kenntniß des Geistes beider Sprachen. Als Metastasio zwanzig Jahre alt war, verlor er seinen Wohlthäter durch den Tod, zugleich aber wurde er der Erbe seines nicht unbedeutenden Vermögens, das den armen Handwerkersohn in eine angenehme, unabhängige Lage versetzte. Er hatte aber bisher selbst zu wenig die Sorge des Erwerbens kennen gelernt, um mit dem ihm durch ein unverhofftes Glück zugefallenem Erbe verständig hauszuhalten. Angeborne Lebhaftigkeit und die Lebenslust der Jugend waren die trügerischen Rathgeber, lustige Freunde und sorglose Nichtsthuer, die Testamentsvollstrecker und Mitzehrer. Nachdem sich M. in solcher Gesellschaft in den Strudel von Zerstreuungen gestürzt, machte er schon nach zwei Jahren die Entdeckung, daß die Fluth der Wohlhabenheit abgelaufen und mit ihr die guten Freunde verlaufen waren. Ihm war nichts geblieben, als zu späte aber unfruchtbare Reue und ein Heer lästiger Gläubiger, deren Zudringlichkeit so gefährlich wurde, daß es M. am gerathensten fand, Rom zu verlassen. Vor seinen Bedrängern fand er Zuflucht in Neapel, wo er im Jahre 1721 ankam, und seine Muse und Muße bald ausschließlich der Bühne widmete. Im Anbeginn nämlich fand er Unterkunft bei einem Advocaten, und hatte sich in Acten und Geschäfte so vertieft, daß für die Poesie gar keine Zeit übrig blieb und es leicht geschehen konnte, daß M. der Muse für immer entzogen worden wäre; nur noch manchmal, im Kreise lebensfroher Genossen, improvisirte er ein und das andere Lied, das [3] bald die Runde in weiteren Kreisen machte. Der Ruf seiner Dichtungsgabe gelangte bald zur Kenntniß des damaligen Vicekönigs von Neapel, Marc Antonio Borghesi, der M. zu sich bescheiden ließ und ihm den Auftrag gab, zur Feier des Geburtsfestes der Kaiserin Elisabeth Christine, Gemalin Karl’s VI., ein Gelegenheitsstück zu schreiben. Dieses Stück war betitelt: „Orti Esparidi“, und wurde mit einem ungeheueren Erfolge gegeben, den nur noch jener seiner „Didone abbandonata“ übertraf, in welchem die berühmte Romanina Bulgarini (in einigen Biographien Metastasio’s heißt sie Bulgarelli, ihr Familienname war Giusti) den Triumph des Dichters durch den Zauber ihres Gesanges vervollständigte. Die Bulgarini hatte darin die Rolle der Dido gesungen. Nicht nur in Neapel war die Aufnahme dieser Oper von glänzendem Erfolge begleitet, derselbe wiederholte sich in allen Städten, wo sie gegeben wurde. Die Bulgarini war schon, ehe Metastasio für sie dichtete, eine berühmte Sängerin, aber die das Ohr berauschenden Verse des Dichters erhielten in ihrem Munde einen noch höheren Zauber. Bald fanden sich die Herzen des Dichters und der Sängerin, und in dieser Verbindung der Dichtung mit der Kunst des Gesanges fand die Liebe Beider nur erhöhte Nahrung. Im Hause der Bulgarini, in welchem sich die Spitzen der vornehmen Welt zu versammeln pflegten, lernte M. viele einflußreiche Männer kennen, was wesentlich zur Verbreitung seines Ruhmes als Dichter beitrug. Noch ein paar andere, nicht minder gelungene Stücke folgten, und M. gewann damit nicht nur Ruhm, sondern auch Geld, so daß er bald in der Lage war, seine Schulden in Rom zu bezahlen. Nichts hinderte ihn nun mehr, in seine Vaterstadt zurückzukehren, wohin ihm auch Romanina folgte. Auch dort war sie das Organ seiner Dichtungen, und der Zauber derselben, verbunden mit jenem ihrer Stimme, erneuerte die Triumphe, welche beide in Neapel gefeiert hatten. Dasselbe wiederholte sich in Venedig, wohin Dichter und Sängerin sich für einige Zeit begeben hatten. Der alte Apostolo Zeno, der bisher in Wien die Stelle eines Hofpoeten bekleidet hatte, fühlte sich indessen diesem Posten nicht mehr gewachsen oder vielmehr sehnte sich nach Ruhe und nach Rückkehr in sein Vaterland. Es galt also, die Stelle des Hofpoeten zu besetzen, die Wahl fiel auf Metastasio, dessen Ruf damals bereits bis in die Kaiserstadt gedrungen. Zeno selbst billigte nicht nur die Wahl, sondern erklärte ihn auch für den Würdigsten, der sein Nachfolger sein könnte, und durch den Hofmusikgrafen des Kaisers Karl VI., Prinz Ludwig Pius von Savoyen, erhielt M. am 31. August 1729 die Berufung an den Wiener Hof als kaiserlicher Poet mit einem angesehenen Jahrgehalt. Nur eines erschwerte ihm die Annahme des vortheilhaften, in jeder Hinsicht glänzenden Postens – denn der kaiserliche Dichter am Wiener Hofe wurde nicht zur Rolle des Lustigmachers, wie dieß an einem benachbarten Hofe der Fall war, herabgesetzt – die Trennung von der Bulgarini, die ihm mit schwärmerischer Neigung zugethan war. Auch ihre Kunst und Liebe hatten bisher sein Leben erheitert, und sein dankbares Herz fühlte es nur zu sehr, wie wesentlich sie zu seinem Glücke, ja selbst zur Gewinnung der gegenwärtigen schönen Stellung beigetragen hatte. Mit Schmerzen riß sich M. aus den Armen der geliebten Frau, die nicht nur [4] zu den ersten Sternen der Kunst ihrer Zeit zählte, sondern auch, was das Herz betrifft, zu den Seltenen ihres Standes gehörte. Sie selbst, wie wehe es auch ihrem Herzen geschah, überredete ihn zumeist zur Annahme dieses Postens, und bedeutete ihm, das Glück, das sich ihm so hold zeigte, nicht von der Hand zu weisen. So entschied sich denn M., dem Rathe seiner geliebten Freundin zu folgen, und im Frühjahre 1730 kam M. in Wien an, welches er nun über ein halbes Jahrhundert nicht mehr verließ, dabei aber seiner Heimat im Herzen so treu blieb, daß er von dem Augenblicke, seit er in Wien lebte, alle Jahre nur ein deutsches Wort erlernte, und sich sein deutscher Sprachschatz seit 1730 bis 1782, in welch letzterem er starb, auf so viel Wörter, als das Jahr Wochen zählt, erstreckte! „Diese Anzahl von Ausdrücken“, pflegte M. mit seinem deutschen Wörterreichthum prunkend zu sagen, „genügt doch, mir im Falle der Noth das Leben zu retten.“ Sogleich nach seiner Ankunft in Wien wurde M. dem Kaiser Karl in dessen Lustschloß Laxenburg vorgestellt und von ihm mit ausgezeichneter Huld aufgenommen. Auf die Einladung des damaligen Ceremonienmeisters der apostolischen Nunciatur, Nicolo de Martinez [s. d. Bd. XVII, S. 22], bezog Metastasio einige Zimmer in dessen Hause, in welchem einige Jahre später mit ihm zugleich noch ein anderer durch sein Talent berühmt gewordener Mensch des vergangenen Jahrhunderts, Joseph Haydn [Bd. VIII, S. 108], so nahe zusammen wohnte, daß Einer des Andern Tritte vernehmen konnte. Metastasio’s Schicksale am Wiener Hofe waren äußerlich nicht wechselvoll, wenn sie auch, nach einzelnen Aeußerungen seiner Briefe zu schließen, ein reichbewegtes Innenleben vermuthen lassen. Glänzende Erfolge, ehrenvolle Anerbietungen, fürstliche Huld der seltensten Art wechselten mit Verfolgungen des Neides, mit Verläumdungen der Mißgunst, daß ein Fremder solcher Ehren theilhaftig wurde, mit Kämpfen eines tief empfindenden Herzens. Wie leichtlebig der Dichter sonst sein mochte, die Stelle eines Briefes an einen seiner Freunde, welche lautet: „il poco pane di una povertà onorata è a miei occhio talora ben sopra agli splendori della vita“, sagt mehr als Alles. Einige Blicke in Metastasio’s Leben am Wiener Hofe gönnt uns ein Aufsatz Karajan’s, der in der feierlichen Sitzung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften am 31. Mai 1861 von demselben vorgetragen und im „Almanach“ derselben Akademie (XI. Jahrgang, 1861, S. 85) durch den Druck veröffentlicht wurde. Wir lernen aus dieser Darstellung die ganze Huld kennen, mit welcher ihn der Kaiser und die Kaiserin und die Erzherzoginen behandelten, und keine Veränderung ging darin vor, als nach Karl’s VI. Tode seine Tochter den Thron ihrer Väter bestieg, die, wie sehr auch Sorgen um den durch Gewalt von Außen und Ränke eines beutelüsternen Nachbars erschütterten Thron ihre Seele erfüllten, den Gedanken, den Dichter an ihrem Hofe zu behalten, nie hatte fallen gelassen. Wie materiell günstig im Ganzen seine Stellung auch war, denn er bezog ein Jahrgehalt von 3000 fl., wozu noch in Folge kaiserlichen Befehls vom 17. Juli 1731 der Gehalt der Stelle eines Schatzmeisters der Provinz Cosenza des Königreichs Neapel mit 1500 fl. jährlich hinzukam, eine Stelle, von der er, ohne sie persönlich zu versehen, den Gehalt bezog, [5] so war er doch in Ausübung seines Amtes nichts weniger als auf Rosen gebettet. Die Huld der Kaiserin aber war es, die ihn ausharren ließ in der nicht selten mühevollen Ausübung seiner Obliegenheiten, und ihn bestimmte, ehrende Anerkennungen von Außen, unter anderen von Rom selbst, auf das Bestimmteste abzulehnen. Schon wenige Jahre seit Beginn seiner Wirksamkeit am kaiserlichen Hofe traf ihn die Trauernachricht von dem Tode seiner Freundin Bulgarini, mit der er von Wien aus im brieflichen Verkehre geblieben war. Ihr Tod (1734) erschütterte das Herz Metastasio’s auf’s Tiefste, die Sängerin hatte aber in ihrem Testamente dem Lieblinge ihres Herzens den größeren Theil ihres Vermögens in einem Legate von 25.000 Thalern vermacht, ihren Gatten Bulgarni aber nur mit einem kleinen Betrage bedacht. Metastasio, die Ungerechtigkeit dieser Handlung fühlend, machte jedoch den von Romanina begangenen Fehler wieder gut, indem er, das Legat ablehnend, demselben zu Gunsten des Gatten Bulgarini entsagte. Im Uebrigen ging sein Leben so zu sagen in der Dichtung auf, und es war auch dieß die trübseligste Seite seiner Stellung, denn er mußte dichten, wenn ihm auch oft so zu Muthe war, daß er eher alles Andere hätte thun können. Auch war darin seine Freiheit beschränkt, denn er konnte nicht seine Muse walten lassen, sondern war in Zeit, Stoff und Ausführung an die erhaltenen Aufträge von oben gebunden. Bald mußte er nach einem dramatischen Stoffe suchen, der die hohen Sängerinen nicht nöthigte, ihre Beine sehen zu lassen, und also den Schauplatz seines Drama’s in Asien aufschlagen, bald wieder durften sich im gewählten Stoffe die Tugenden und Laster nicht gegenseitig bekämpfen; dann wieder sollte sich die Handlung auf höchstens fünf Personen, auf ein gewisses Maß der Zeit, der Verwandlungen und Arien, ja sogar auf eine bestimmte Anzahl Verse beschränken, kurz, es ging ihm mit der Dichtung nicht selten wie mit einem Stücke Zeug, das nach der Elle zugeschnitten, und noch sonst immer wieder verändert wurde, daher auch die vielen Varianten, die immer seinen Dramen angehängt und nicht selten fast eben so lang sind, als das Drama selbst. Aus der weiter unten mitgetheilten Uebersicht seiner Werke, bei denen auch stets der Zeitpunct ihrer ersten Aufführung, der Name des Compositeurs und die Ursache, warum das Drama oder Gelegenheitsstück dargestellt worden, beigefügt ist, kann man entnehmen, wie stark der Hofpoet in Anspruch genommen war, denn die Namenstag- und Geburtstagfeste des Kaisers und der Kaiserin, die Hochzeitsfeierlichkeiten der einzelnen Prinzen des Hauses und andere festliche Gelegenheiten enthielten im Programm in der Regel immer eine Dichtung Metastasio’s, entweder Dramma con musica, oder Azioné teatrale sacra, Azione teatrale, Cantata. Freilich wurde dann auch der Dichter für seine herrlichen, oft die hohen Herrschaften, wie das übrige Publicum zur Begeisterung hinreißenden Verse in wahrhaft kaiserlicher Weise beschenkt. Zu diesen Geschenken gesellten sich aber noch andere Anerkennungen seines Werthes, welche der ohnehin reich gewordene Dichter nur um so höher schätzte, als Andere ähnlicher Beweise sich nicht rühmen konnten. Es sind darunter jene kleinen Handbillete der Kaiserin gemeint, mit welchen sie ihre Spenden begleitete, denn gewiß mußten Worte, wie folgende, die einem solchen Handbillete entnommen sind, „Mein alter Lehrer ist die Ehre [6] seines Jahrhunderts, und noch mehr derer, denen er sein reiches Talent gewidmet hat“, ihn glücklicher und stolzer machen, als das reichste Geschenk. Bis zum Jahre 1771 hatte M. seine Functionen als Hofpoet ausgeübt, denn in dieses Jahr fällt seine letzte dramatische Dichtung: „Ruggiero ovvero l’eroica gratitudine“, welche zur Feier der Vermälung des Erzherzogs Ferdinand mit Maria Beatrice von Este mit Musik von Hasse in Mailand gegeben wurde. Nun zog sich der Dichter ganz von der Welt zurück und veröffentlichte nichts mehr, wenn er auch für sich nichts weniger als unthätig blieb. Zu den Classikern zurückkehrend, für die ihm sein längst verblichener väterlicher Freund Gravina Bewunderung und Liebe eingeflößt hatte, beschäftigte er sich mit einer Untersuchung der Poetik des Aristoteles und des Horaz, auch fügte er bei nochmaliger Durchstudirung der Werke des Aeschylus, Euripides, Sophokles und Aristoteles diesen erläuternde Noten bei, die noch zum Theile ungedruckt sind. Arbeit und Genuß seiner späteren Jahre bereitete ihm auch die noch zwei Jahre vor seinem Tode von ihm selbst besorgte schöne Pariser Ausgabe seiner Werke, an deren würdiges Erscheinen er so große Sorgfalt wendete, daß er mehrere seiner berühmten früheren Arbeiten, wie „la Didone“, „l’Adriano“, „la Semiramide“, „l’Alessandro“ u. A., einer nochmaligen strengen Feile unterwarf. Die Biographen melden von vielfachen, dem Dichter angebotenen Ehren, die aber derselbe, den nie die Bescheidenheit verließ, immer abgelehnt hatte. So hätte ihm Kaiser Karl VI. verschiedentlich die Erhebung in den Adelstand und den Titel „Reichshofrath“ angetragen, worauf Metastasio erwiedert habe, sein Stolz und schönster Titel sei die Erlaubniß, sich Dichter Sr. Majestät nennen zu dürfen, und als Maria Theresia ihm das Kreuz des Stephan-Ordens verleihen wollte, habe er sich damit entschuldigt, er fürchte keine Zeit zu haben, die Pflichten eines Ritters zu erfüllen. Auch sollte er auf den Wunsch der Kaiserin, nachdem er sechzig Jahre lang Europa durch sein Talent entzückt hatte, auf dem Capitol öffentlich zum Dichter gekrönt werden. Die Unterhandlungen in dieser Angelegenheit waren bereits dahin gediehen, daß sich der Papst Clemens XIV. (Ganganelli) zu diesem feierlichen Acte bereit erklärte. Aber Metastasio lehnte ab, indem er scherzend erwiederte: er fühle sich zu alt, um das Capitol noch erklimmen zu können. Das Positive an allen diesen Mittheilungen muß vor der Hand dahin gestellt bleiben, denn eine quellenmäßige Bearbeitung dieses Dichterlebens fehlt bis zur Stunde, obwohl das reiche Material von etwa 2000 Briefen des Dichters sich in der Sammlung der Hofbibliothek leider noch unbenützt vorfindet, denn der gedruckte und einzelnen Gesammtausgaben der Werke Metastasio’s angehängte Briefwechsel umfaßt kaum fünfhundert Briefe. Bis zum Jahre 1780 befand sich M., der übrigens an einem Uebel litt, das nicht tödtet, aber um so empfindlicher martert, im Ganzen körperlich wohl, im genannten Jahre aber befiel ihn eine solche Körperschwäche, die überdieß immer mehr zunahm, daß schon in den ersten Monaten des genannten Jahres der Dichter selbst sein herannahendes Ende vermuthete. Aber noch einmal erholte sich die schwindende Kraft, und dem Dichter wurde noch das traurige Los, seine kaiserliche Gönnerin vor ihm in das Grab sinken zu sehen. Als zu [7] Beginn des Jahres 1782 Papst Pius VI. nach Wien kam, gab er dem seinem Ende entgegensehenden Dichter ein Zeichen seiner besonderen Huld. Durch den Nuntius Cardinal Garampi schickte er dem sterbenden Greise an seinem Todestage den apostolischen Segen und dann entschlummerte M. in einem Alter von 84 Jahren und 3 Monaten. Obgleich es M. verboten hatte, so wurde doch sein Leichenbegängniß auf das Festlichste und Prachtvollste ausgeführt, und seine irdische Hülle in der St. Michaeliskirche in Wien beigesetzt, wo ihm 74 Jahre später die Pietät eines Privatmannes, der als Repräsentant der italienischen Gemeinde in Wien und als reicher Kunstfreund seinen Einfluß geltend zu machen verstand, ein stattliches Denkmal aufstellen ließ. Metastasio hatte, als er gestorben, ein nicht unbedeutendes Vermögen hinterlassen. In einem Testamente vom Jahre 1765 waren sein Bruder Leopold Trapassi, Advocat in Rom, und seine Schwester Barbara die Haupterben seines Vermögens; nur der Tochter des ihm befreundeten Nicolo Martinez, Marianna [Bd. XVII, S. 22], in deren Hause er seit vielen Jahren gewohnt und alle Pflege erhalten hatte, vermachte er ein Legat von 12.000 fl. Als aber seine Geschwister Leopold und Barbara vor ihm mit Tod abgegangen waren, machte M. in einem Codicill vom 17. April 1780 die entsprechenden Aenderungen, und setzte die Familie Martinez im Allgemeinen zu Erben seines Nachlasses und die zwei ältesten Schwestern Marianna und Antonia zu Haupterben, jede mit dem Betrage von 20.000 fl. ein. Außerdem setzte er noch einige nicht unbedeutende Legate aus. Da er, wie er in diesem Codicill ausdrücklich ausspricht, durch 40 Jahre seines Lebens oft so entsetzlich gelitten, daß ihm das Leben geradezu zur Last ward, und er, ungeachtet er die geschicktesten Aerzte um Rath gefragt, doch keine Hilfe für seine Leiden gefunden, so ordnete er die Section seines Leichnams an, damit aus der genauen Prüfung seines Innern die Ursache seines Uebels erkannt und vielleicht dadurch manchem Unglücklichen, der gleich ihm leiden sollte, Hilfe geleistet werden könnte. Die schriftstellerische Thätigkeit Metastasio’s war eine ungemein große; ein langes Leben und in den früheren Jahren eine seltene Leichtigkeit des Schaffens erklären zunächst diese Thatsache, 29 große Dramen, 8 Oratorien (azioni teatrali sacre), 39 Gelegenheitsstücke bilden den Haupttheil seiner poetischen Werke, zu denen überdieß ein halbes hundert Cantaten und lyrische Scenen, und eine große Menge Elegien, Idyllen, Sonetten, Canzonen, Sestinen, Terzinen u. dgl. m. gehören. Eine schmucke Auswahl des Schönsten aus Metastasio’s poetischen Werken enthält das Büchlein: „Pensieri di Metastasio, overo sentenze e massime estratte dalle sul opere“ (Paris 1804, 12°.). Auch hat er Einiges aus dem Lateinischen, darunter mit besonderem Glücke Horazens Ars poetica in’s Italienische übersetzt, von seinen prosaischen Arbeiten sind aber eine Analyse der Aristotelischen Poetik und – nicht sehr belangreiche – Bemerkungen und Glossen zum griechischen Texte der Tragödien von Aeschylus, Sophokles, Euripides und der Comödien von Aristophanes bemerkenswerth. Seines ausgebreiteten Briefwechsels, der einer kritischen Sichtung und der Herausgabe harrt, ist schon oben in der Darstellung seines Lebens gedacht worden. Wenige Dichter der Neuzeit sind in [8] ihren Gesammtwerken so oft aufgelegt worden, wie Metastasio. Eine ausführliche Aufzählung aller Auflagen, die vielleicht ein halbes Hundert erreicht, wenn nicht übersteigt, hätte kaum einen Nutzen, wohl aber soll im Folgenden der wichtigeren und in jeder Hinsicht bemerkenswerthen gedacht werden. Eine der ältesten und wahrscheinlich die erste ist die (einfach als Opere di Pietro Metastasio) in 12 Bänden (8°.) zu Paris veuve Quillau im Jahre 1755 erschienene, sie ist von Ranieri Calzabigi redigirt und der Madame Pompadour gewidmet, sie wird von Bücherfreunden geschätzt; gleichfalls geschätzt ist die zu Turin im Jahre 1757 in 14 Bänden (4°.) herausgekommene; die beste von allen aber und durch ihre Ausstattung hervorragend ist die zu Paris (und nicht wie es in Graesse’s Tresor de livres rares et précieux, tome IV, p. 505, steht: Padua) bei Witwe Hérissant, 1780–1782, in 12 Bänden (gr. 8°.) veranstaltete und der Königin Marie Antoinette gewidmete. Die Herausgabe besorgte mit Genehmigung des Dichters, der mehrere Dichtungen für dieselbe einer neuen Feile unterzog, Giuseppe Pezzana. Diese Ausgabe ist mit schönen Kupferstichen, darunter einige Platten von Franz Bartolozzi, Cipriani, Moreau, Cochin u. A. sich befinden, ausgestattet. Metastasio, der in seiner Bibliothek selbst mehr denn 40 verschiedene Editionen seiner Werke besaß, nannte diese den Ruhm und die Krone seines Alters. An diese Edition reiht sich in Form und Ausstattung jene der „Opere postume pubblicate per cura dell conte d’Ayala“, in drei Bänden (Wien 1793, Alberti, 8°.), wovon aber auch einige Exemplare in groß Papier besonders abgezogen wurden. Noch sind nachstehende Ausgaben anzuführen: Venedig 1781–1783, Zatta, 16 Bände (12°.), mit 230 Vignetten; – Lucca 1781, Bonsignori, in 5 Bänden (16°.); – London 1782 (12°.), 12 Bände, mit K. K.; – Nizza 1783–1787 (12°.), 22 Bände (dabei 5 Bände lettere und 2 Bände osservazioni); – Venedig 1798 (12°.), 10 Bände; – Genua 1802 (8°.), in 6 Bänden; – Padua 1811, Foligni, in 3 Bänden (8°.); – Padua 1812 (8°.), 17 Bände, mit K. K. (92 Lire); – Livorno 1811–1812, Gamba (gr. 8°.), 17 Bände, mit Kupfern und Zusätzen, die Kupfer sind Copien der Pariser Edition vom Jahre 1780; – Florenz 1814, Alauzet (8°.), mit einer interessanten Biographie; – Neapel 1816, De Bonis (16°.), in 19 Bänden; – Mantua 1816–1820, Pazzoni (8°.), in 20 Bänden; – Mailand 1817, Silvestri (12°.), 16 Bände, mit 36 K. K., und Mailand 1820, tipog. dei Classici italiani (8°.), in 5 Bänden, mit einer Biographie Metastasio’s von Franz Reina; eine sehr geschätzte Ausgabe; – Florenz 1820, Gabinetto di Pallade (Pressen der großherzoglichen Druckerei, gr. 8°.), in 16 Bänden, eine sehr schöne Ausgabe; – Florenz 1826, G. Molini (12°.), in 4 Bänden, und Trieste 1857, Sezione letterario-artistica del Lloyd austriaco, 1 Band (schm. 4°.), redigirt von Dr. A. Racheli. Auch sind ausgewählte Werke Metastasio’s erschienen. Die besten Auswahlen sind: „Opere scelte da Nardini (Londra 1806), 2 vol. (12°); – (Avignon 1808), 6 vol. (18°.), und Opere scelte pubblicate da Buttura (Parigi 1823, Didot, gr. 32°.), 3 vol. Wie M. von seiner Zeit in Ehren gehalten, beweisen die zahlreichen Uebersetzungen in die meisten gebildeten Sprachen, [9] vornehmlich aber in’s Französische, über welche J. M. Quérard: „La France litteraire“ (Paris 1825), Bd. VI, S. 92, und Bourquelot: Fortsetzung Quérard’s, Bd. V, S. 381, Aufschlüsse gibt; von den englischen Uebersetzungen ist jene von Hovle (London 1800), in 3 Bänden, zu bemerken. In deutscher Sprache sind einige Dramen einzeln, wie „Der Temistokles“ und der Artaxerxes (v. J. v. Bollé), Demetrius, von J. F. B.(ramigk), übersetzt erschienen. Eine Uebersetzung seiner gesammelten dramatischen Gedichte von Joh. Anton Koch in acht Theilen erschien In Wien noch bei des Dichters Lebzeiten, 1768–1776; das unstreitig Beste über ihn und aus ihm enthält die Schrift von J. Ad. Hiller: „Ueber Metastasio und seine Werke. Nebst einigen Uebersetzungen aus denselben“ (Leipzig 1786, Dyk, 8°.). Das Melodiöse in Metastasio’s Dichtungen führt uns noch auf seine Beziehungen zur Musik. Die ersten und besten Componisten seiner Zeit haben zu seinen Stücken und Oratorien die Musik geschrieben, es seien hier nur die Namen genannt: Bono, Caldara, Conforti, Conti, Giovanni Costanzo, Fux, Gaßmann , Gluck, Hasse, Lionardo Leo, Porpora, Porsile, Predieri, Reutter, Sarro, Vinci und Wagenseil. Aber er selbst war ein tüchtiger Musiker, in Composition und Gesang wohlerfahren; einen sprechenden Beweis dafür gibt seine Schülerin, die berühmte Marianna Martines, welche im Ausdruck als Sängerin kaum ihres Gleichen besaß, wie dieß in ihrer Lebensskizze auch berichtet worden. Aber er selbst hat Mehreres componirt und Einiges von seinen Compositionen ist sogar im Stiche erschienen, und zwar: Canzoni, zu Wien, – Arie sciolte e coro con Sinfonie. Daß es ihm auch sonst nicht an Ehren fehlte, wie sie außer den üblichen Gunstbezeugungen der Großen dieser Erde, welche durch ihre Verschwendung an Unwürdige täglich mehr den Werth verlieren, dem Genius von den Zeitgenossen und der Nachwelt dargebracht werden, versteht sich wohl von selbst. Sein Bildniß wurde oft gestochen [siehe S. 15 die Uebersicht der Porträte Metastasio’s], das ähnlichste derselben ist von Mansfeld, nach dem Gemälde von J. Steiner. Sein Freund Martinez hatte zur Verherrlichung des Andenkens an den Dichter eine Denkmünze auf ihn prägen lassen, aber auch von anderer Seite wurden ihm ähnliche Huldigungen erwiesen; der Bildhauer Vinazer gab dem Steine in der Büste, die er von dem Dichter vollendet, neues Leben und Cardinal Riminaldi ließ eine andere Büste Metastasio’s im Jahre 1787 im Pantheon zu Rom aufstellen; der Abbé Guido Ferrari aber dichtete auf ihn das nachfolgende Distichon, welches auf sein Grab hätte geschrieben werden sollen, und das man nicht nur dort nicht angebracht, sondern auch auf das ihm jüngst errichtete Denkmal in der Michaelerkirche einzumeißeln unterlassen hatte. Das Distichon lautet:

Dat patriam Assisium, nomen Roma, Austria famam,
Plausum orbis, tumulum haec urna Metastasio
.

Ueber die vorstehenden Momente, wie über die zahlreichen Biographien vergleiche das Nähere in den Quellen.

I. Uebersicht der Dramen, Oratorien, Dichtungen und übrigen Werke Metastasio’s, in chronologischer Folge, mit literarhistorischen Notizen. 1) Dramen mit Musik. „Giustino“, eine Tragödie, von M. im Alter von 14 Jahren gedichtet, und ganz nach dem Muster der [10] Griechen behandelt, für welche sein Wohlthäter und zweiter Vater Gravina schwärmte. – „Didone abbandonata“, mit der Musik von Sarro zum ersten Male aufgeführt in Neapel im Jahre 1724. – „L’Impresario delle Canarie“, zwei Intermezzo’s für den 1. und 2. Act der Didone abbandonata. Sie finden sich in den wenigsten Ausgaben der Werke Metastasio’s abgedruckt und wurden auch nicht als seine Dichtung angesehen. In den beiden Ausgaben seiner Werke, welche zu Neapel 1724 und 1743 erschienen sind, kommen sie vor, und eine Ausgabe, ebenfalls zu Neapel 1816 bei den Fratelli de Bonis in 19 Bänden erschienen, theilt einen Brief von Saverio Mattei mit, in welchem obige Intermezzi mit Bestimmtheit als Dichtungen M.’s bezeichnet werden. – „Siface“, zum ersten Male gedruckt in Venedig 1726 bei Marino Rossetti (12°.), im nämlichen Jahre auch ebenda aufgeführt auf dem Theater S. Gior. Grisostomo, mit Musik von Nicolo Porpora; eine andere Aufführung mit Musik von Lionardo Leo fand im Jahre 1737 im Teatro Malvezzi zu Bologna Statt. [Allacci, Dramaturgia.] – „Siroe“, zum ersten Male aufgeführt in Venedig im Carneval 1726, mit Musik von Vinci. – „Catone in Utica“, zum ersten Male aufgeführt in Rom im sogenannten Teatro delle Dame im Carneval 1727, mit Musik von Vinci. – „Ezio“, zum ersten Male aufgeführt in Rom im schon erwähnten Teatro delle Dame am 26. December 1728, mit Musik von Auletta. – „Semiramide“, von M. in Rom gedichtet und daselbst mit der Musik von Vinci zum ersten Male im Teatro delle Dame im Carneval 1729 aufgeführt. – „Alessandro nell’ Indie“, ebenfalls in Rom im nämlichen Theater und gleichfalls mit Musik von Vinci am 26. December 1729 aufgeführt. – „Artaserse“, ebenda mit Musik von demselben Maestro im nämlichen Theater im Carneval 1730 aufgeführt. – „Adriano in Siria“, zum ersten Male im großen kais. Hoftheater zu Wien, mit Musik von Caldara, am 4. November 1731, zur Namenstagsfeier des Kaisers Karl VI. auf Befehl der Kaiserin Elisabeth Christine aufgeführt. – „Demetrio“, mit Musik von Caldara. im vorgenannten Theater aus gleichem Anlasse wie das vorige im Jahre 1731 gegeben. – „Issipile“, mit Musik von Conti, im kleinen kais. Hoftheater im Carneval 1732 gegeben. – „Olimpiade“, mit Musik von Caldara, zum ersten Male im Garten der kais. Favorita am 28. August 1733, zur Feier des Geburtstages der Kaiserin Elisabeth Christine auf Befehl des Kaisers Karl VI. ausgeführt. – „Demofoonte“, mit Musik von Caldara, im großen Hoftheater am 4. November 1733 zur Feier des Namenstages des Kaisers aufgeführt. – „La Clemenza di Tito“, mit Musik von Caldara, am 4. November 1734 aus gleichem Anlasse auf Befehl der Kaiserin gegeben. – „Achille in Sciro“, von M. im Zeitraume von 18 Tagen gedichtet; die Musik ist von Caldara und das Stück wurde im großen Hoftheater am 13. Februar 1736 zur Hochzeitsfeier Maria Theresia’s und Franz Stephan’s von Lothringen aufgeführt. – „Ciro riconosciuto“, mit Musik von Caldara, im Garten der kais. Favorita am 28. August 1736 zur Geburtstagsfeier der Kaiserin aufgeführt. – „Temistocle“, mit Musik von Caldara, zum ersten Male im großen Hoftheater am 4. November 1736 zum Geburtstage des Kaisers aufgeführt. – „Zenobia“, mit Musik von Predieri, im kaiserlichen Lustschlosse Favorite am 28. August 1740 zur Namenstagsfeier der Kaiserin aufgeführt. – „Attilio Regolo“, ward von M. zur Geburtstagsfeier des Kaisers für den 4. November 1740 gedichtet. Da aber der Kaiser früher noch (am 20. October d. J.) starb, kam es in Wien nicht zur Aufführung. Zehn Jahre später verlangte es König August III. von Polen von dem Dichter, und das Stück kam mit der Musik von Hasse im Carneval 1750 in Dresden in prächtiger Ausstattung zur Aufführung. – „Antigono“, im Jahre 1744 für den Dresdener churfürstl. königlichen Hof gedichtet und mit Musik von Hasse in Dresden im Carneval genannten Jahres aufgeführt. – „Ipermestra“, auf kaiserlichen Befehl gedichtet und mit Musik von Hasse zuerst bei Hofe von Personen des höchsten Adels dargestellt. Zur öffentlichen Aufführung gelangte es zum ersten Male im großen Hoftheater anläßlich der Vermälungsfeier der Erzherzogin Maria Anna mit dem Herzoge Karl von Lothringen. – „Il Re pastore“, auf Befehl der Kaiserin Maria Theresia gedichtet und zum ersten Male mit Musik von Bono von jungen Hofdamen und Cavalieren im Theater zu Schönbrunn im Frühlinge 1751 aufgeführt. – „L’Eroe Cinese“, [11] gleichfalls mit Musik von Bono und im vorgenannten Theater zu Schönbrunn auf Befehl der Kaiserin von Hofdamen und Cavalieren im Frühlinge 1752 aufgeführt. – „Nitetti“, mit Musik von Conforti, in prachtvoller Ausstattung, unter persönlicher Leitung des berühmten Cavaliere Carlo Broschi im J. 1756 aufgeführt. – „Il Trionfo di Clelia“, am kaiserlichen Hoftheater mit Musik von Hasse, anläßlich der glücklichen Entbindung der Erzherzogin Maria Isabella von Parma, Gemalin Joseph’s II., im Jahre 1762 aufgeführt. – „Romolo ed Ersilia“, mit großer Pracht und mit Musik von Hasse im Theater des kaiserlichen Palastes zu Innsbruck, anläßlich der Hochzeitsfeier des Erzherzogs Leopold mit der Infantin Maria Luise von Bourbon, im Jahre 1765 aufgeführt. – „Il Ruggiero ovvero l’eroica gratitudine“, erschien zuerst in prachtvoller Ausstattung, gedruckt bei Ghelen in Wien; die erste Aufführung aber, mit Musik von Hasse, fand in Mailand Statt, anläßlich der Vermälung des Erzherzogs Ferdinand mit der Erzherzogin Maria Beatrix, Herzogin von Modena, im Jahre 1771.
2) Oratorien (Azioni teatrali sacre). „Per la festività del S. Natale“, in Rom auf Wunsch des Cardinals Ottoboni von Metastasio gedichtet und zum ersten Male mit Musik von Giovanni Costanzo in prächtiger Ausstattung im Palast der päpstlichen Kanzlei im Jahre 1727 aufgeführt. – „La Passione di Gesu Cristo“, auch noch in Rom gedichtet im Auftrage des Kaisers Karl VI. und zum ersten Male mit Musik von Caldara in der kaiserlichen Hofcapelle zu Wien in der Charwoche des Jahres 1730 aufgeführt. – „Sant’ Elena al Calvario“, mit der Musik von Caldara, 1731; – „La Morte d’Abele“, mit Musik von Reutter, im Jahre 1732; – „Giuseppe riconosciuto“, mit Musik von Porsile, im Jahre 1733; – „Betulia liberata“, mit Musik von Reutter, im Jahre 1734; – „Gioas re di Giuda“, mit Musik von Reutter, im Jahre 1735[WS 1]; – „Isacco figura del Redentore“, mit Musik von Predieri, im Jahre 1740. Die letztgenannten sechs Oratorien schrieb M. sämmtlich auf Befehl des Kaisers Karl VI., und sie wurden jedes in der Hofcapelle in der Charwoche der genannten Jahre aufgeführt.
3) Allegorische Singspiele, dramatische Gelegenheitsdichtungen, sogenannte Azioni e festi teatrali. „La Galatea“, – „L’Endimione“, – „Gli orti Esperidi“, – „L’Angelica“; über den Zeitpunct der Entstehung dieser vier Dichtungen liegt nichts Bestimmtes vor, jedoch fallen sie in die Jugendepoche des Dichters, in die Jahre 1715 bis 1720, als er etwa 17–22 Jahre alt war. – „La contesa de’ Numi“, in Rom im Jahre 1729 auf den Wunsch des Cardinals Polignac, der damals Botschafter am päpstlichen Hofe war, gedichtet. Die erste Aufführung in prachtvoller Ausstattung mit Musik von Vinci fand im Hofraume des Gesandtschaftshotels zur Feier der Geburt des Dauphins Statt. – „Il tempio d’Eternità“, im Auftrage des Kaisers Karl VI. geschrieben und zum ersten Male mit Musik von Fux in dem Garten der Favorita am 28. August 1731, zur Geburtstagsfeier der Kaiserin Elisabeth Christine, dargestellt. – „L’Asilo d’Amore“, im Jahre 1732 mit Musik von Caldara in großer Pracht und in Gegenwart des kaiserlichen Hofes auf dem großen Platze in Linz zum ersten Male aufgeführt. Der Kaiser befand sich damals in der Hauptstadt Oberösterreichs. um die Huldigung des Erzherzogthums zu empfangen. Die Aufführung fand am 28. August, am Geburtstage der Kaiserin, Statt. – „Le Grazie vendicate“, zum Geburtstage der Kaiserin zum ersten Male am 28. August 1735 gegeben. Die Musik ist von Caldara. Die Aufführung fand in den Gemächern des kaiserlichen Lustschlosses Favorita Statt. Es traten darin auf die Erzherzogin (nachmalige Kaiserin) Maria Theresia, ihre Schwester Marianna und eine Hofdame. [Vergleiche darüber Karajan’s „Aus Metastasio’s Hofleben“. im Almanach der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 1861, S. 96 u. f.] – „Il Palladio conservato“, zum ersten Male mit Musik von Reutter zur Geburtstagsfeier des Kaisers Karl VI. am 1. October 1735 aufgeführt. Eine wahre Gelegenheitsdichtung, voll Anspielungen auf die politischen Verhältnisse jener Tage. Die Aufführung fand in den Gemächern des Lustschlosses Favorita durch die Erzherzoginen Maria Theresia, Marianna und ein Hoffräulein Statt. – „Il sogno di Scipione“, mit Musik von Predieri zum ersten Male im kaiserlichen Lustschlosse Favorita, zur Geburtstagsfeier des Kaisers, am 1. October 1735 gegeben. Der [12] Text ist reich an Anspielungen auf die Siege der österreichischen Waffen in Italien. – „La Pace fra la Virtù e la Bellezza“, mit Musik von Predieri zum ersten Male aufgeführt im Jahre 1738 am Namenstage der Erzherzogin Maria Theresia, nachmaligen Kaiserin, in der großen Antichambre der kaiserl. Hofburg. – „Il Parnaso accusato e difeso“, auf Befehl des Kaisers im Jahre 1738 zum ersten Male am 28. August, zur Geburtstagsfeier der Kaiserin Elisabeth, auf der Gallerie des Lustschlosses Favorita dargestellt. Die Musik ist von Reutter. – „Astrea placata“, ebenda und aus gleichem Anlasse wie das Vorige im Lustschlosse Favorita am 28. August 1739 gegeben. Die Musik ist von Predieri. – „Il Natal di Giove“, die Musik von Bono; die erste Aufführung fand zur Geburtstagsfeier des Kaisers am 1. October 1740 im Lustschlosse Favorita Statt. Die Rollen spielten die Erzherzogin Maria Theresia, ihre Schwester, die Erzherzogin Maria Anna, der Herzog Karl von Lothringen und eine Hofdame aus dem kaiserlichen Gefolge. – „L’Amor prigoniero“, mit Musik von Reutter im kaiserlichen Privatzirkel im Jahre 1741 gegeben. – „Il vero omaggio“, ein kurzer Dialog mit Gesang; die Musik von Bono, zum ersten Male im Jahre 1743 im Lustschlosse Schönbrunn zur Feier der Geburt des Erzherzogs Joseph (nachmals Kaiser Joseph II.) aufgeführt. – „La Danza“, Gesangstück für zwei Stimmen, Musik von Bono. Im Jahre 1744 bei Hofe von einem Herrn und einer Dame des kais. Hofstaates gesungen. – „Augurio di felicita“, Cantate auf drei Stimmen, Musik von Reutter. Von den Erzherzoginen Marianna, Maria Christine und Maria Elisabeth zur Geburtstagsfeier ihrer Großmutter, der Kaiserin Elisabeth Christine, im Jahre 1749 im Schlosse zu Schönbrunn aufgeführt. – „La rispettosa tenerezza“, auf Befehl des Kaisers Franz I. Stephan geschrieben und mit Musik von Reutter im Jahre 1750 zum Namenstagsfeste der Kaiserin von den Erzherzoginen Maria Anna, Maria Christine und Maria Elisabeth im Theater zu Schönbrunn aufgeführt. – „L’Isola desabitata“, im Jahre 1752 gedichtet; mit Musik von Bono und im kaiserlichen Hoftheater mit großer Pracht, unter Leitung des berühmten Cavaliere Broschi, im nämlichen Jahre aufgeführt. – „Le Cinesi“, im Jahre 1735 und zuerst nur für drei Personen im Auftrage der Kaiserin Christine gedichtet; es war als Einleitung zu einem chinesischen Balle bestimmt und wurde mit Musik von Reutter während der Carnevalsbelustigung in den Gemächern der Hofburg von der Erzherzogin Maria Theresia, ihrer Schwester, der Erzherzogin Maria Anna und einer Hofdame des kaiserlichen Gefolges dargestellt. Im Jahre 1753 nahm M. eine Umarbeitung vor und fügte eine vierte Person hinzu, worauf es neben anderen Belustigungen während eines mehrtägigen Aufenthaltes der Majestäten Franz I. und Maria Theresia auf einem Landhause des Herzogs Joseph von Sachsen-Hildburghausen zur Aufführung gelangte. – „Tributo di rispetto e d’amore“, im Auftrage der Kaiserin Maria Theresia im Jahre 1753 geschrieben und mit Musik von Reutter in den Gemächern der kais. Hofburg von den Erzherzoginen Marianna, Christine und Elisabeth, zur Geburtstagsfeier Ihrer erlauchten Mutter, aufgeführt. – „Il Ciclope“, eine kleine Cantate für zwei Stimmen; im Jahre 1754 auf Befehl des Kaisers Franz Stephan im kaiserlichen Privatzirkel gesungen, um die gerühmte Baßstimme eines kaiserlichen Hofcavaliers zu prüfen. – „La Gara“, im Jahre 1755 auf Befehl des Kaisers Franz I. Stephan mit Musik von Reutter in den Gemächern der kais. Hofburg gegeben. Die Spielenden waren die Erzherzogin Marianna und zwei Hofdamen ihres Gefolges. Die Aufführung fand Statt anläßlich der glücklichen Geburt der nachmals so unglücklichen Königin Maria Antoinette. – „Il Sogno“, im Jahre 1756 geschrieben und mit Musik von Reutter in den Privatgemächern der Kaiserin von der Erzherzogin Marianna und zwei Damen ihres Gefolges aufgeführt. – „La ritrosia disarmata“, im Jahre 1759 für den königlichen Hof von Spanien gedichtet. – „Complimento“, ein ganz kleines Gesangstück für zwei Kinderstimmen; im Jahre 1760 geschrieben und mit Musik von Hasse in den Gemächern der kaiserlichen Hofburg gegeben. Die Darstellerinen waren die beiden Erzherzoginen Maria Karolina, nachmalige Königin von Neapel, und Maria Antoinette, nachmalige Königin von Frankreich, die erstere acht, die letztere fünf Jahre alt. Die Aufführung fand am Geburtstage des Kaisers [13] Statt. – „Alcide al bivio“, ein Feststück, voll Anspielungen auf die erhabenen Tugenden und geistigen Eigenschaften, welche der Erzherzog Joseph seit seiner Geburt an den Tag gelegt. Die Musik ist von Hasse und die Aufführung fand mit entsprechender Pracht in der kaiserlichen Hofburg zur Feier der Vermälung Joseph’s mit Elisabeth von Parma im Jahre 1760 Statt. – „Il quadro animato“, eine kleine Cantate auf zwei Stimmen, mit Musik von Wagenseil, im Jahre 1760 zu Goldeck, einem Schlosse des Fürsten Trautson, dargestellt, als sich eben die Kaiserin mit ihrer Familie auf dem Schlosse befand, um dort die Ankunft der Herzogin Karolina von Lothringen zu erwarten. – „Atenaide ovvero gli affetti generosi“, im Jahre 1762 auf Befehl Ihrer kaiserlichen Majestäten geschrieben; die Musik dazu componirte Bono, und die Aufführung durch die fünf Erzherzoginen Maria Isabella von Parma, erste Gemalin Joseph’s, Marianna, Maria Christina, nachmalige Herzogin von Sachsen-Teschen, Maria Elisabeth und Maria Amalia, nachmalige Herzogin von Parma, sollte in den inneren Gemächern der Hofburg stattfinden. Aber die Krankheit der Erzherzogin Maria Isabella von Parma vereitelte die Aufführung. – „Egeria“, im Jahre 1764 geschrieben und mit Musik von Hasse in der kaiserlichen Hofburg in prachtvoller Ausstattung, anläßlich der Krönung Joseph’s zum römischen Könige, aufgeführt. – „Il Parnaso confuso“, im Jahre 1765 geschrieben und mit Musik von Gluck in den Gemächern des kais. Lustschlosses Schönbrunn, zur Vermälungsfeier Joseph’s II. mit Maria Josepha von Bayern, dargestellt. Die Darstellenden waren die vier Erzherzoginen Maria Elisabeth, Maria Amalia, nachmalige Herzogin von Parma, Maria Josephine, später Braut des Königs beider Sicilien, und Maria Karolina. – „La Corona“, gleichfalls im Jahre 1765 geschrieben und sollte mit Musik von Gluck in der kaiserl. Hofburg von den vorgenannten vier Erzherzoginen zur Feier des Namenstages des Kaisers aufgeführt werden; dessen früher eingetretener plötzlicher Tod vereitelte die Darstellung. – „La pace tra le tre Dee“, im Jahre 1765 geschrieben und zur Hochzeitsfeier des Herzogs Karl von Bourbon, Prinzen von Asturien, und Louisa’s von Bourbon, Prinzessin von Parma, dargestellt. – „Il trionfo d’Amore“, ist eine im Jahre 1765 ausgeführte vollständige Umarbeitung des schon im Jahre 1732 zu Linz aufgeführten Feststückes „Asilo d’Amore“, wovon bereits oben, S. 11, Erwähnung geschah. Die Musik ist von Gaßmann und die Aufführung gehörte zu den Festen der Vermälung Joseph’s II. mit Maria Josepha von Bayern. Da die Veränderungen, welche M. mit dem ersten Stücke „Asilo d’Amore“ vornahm, zu bedeutend sind, erscheinen in Gesammtausgaben der Werke Metastasio’s beide Bearbeitungen. – „Partenope“, im Jahre 1767 zur Verlobungsfeier Ferdinand’s IV. von Bourbon, Königs beider Sicilien, mit Maria Josepha, Erzherzogin von Oesterreich, am kais. Hofe dargestellt. Die Musik ist von Hasse.
Den Rest der Werke Metastasio’s bilden Gedichte, kritische Glossen und sein Briefwechsel. Die Gedichte Metastasio’s umfassen Madrigale, Canzonetten, Oden, Oratorien, Idyllen, Stanzen, Terzinen und Sonette; – die Uebersetzungen sind: die dritte Satyre Juvenals; – die sechste Satyre des zweiten Buches des Horaz; – die Einladung zur Mahlzeit des Horaz an Torquatus und dessen Antwort an Horaz – und die berühmte Epistel des Horaz: „Le arte poetica“. – Seine kritischen Bemerkungen zu den griechischen Trauerspieldichtern, durchaus von geringem Belange, ja nicht selten kleinlich und komisch, beziehen sich auf sieben Tragödien von Aeschylus; auf sieben Tragödien von Sophokles; auf zwanzig Tragödien von Euripides und auf eilf Lustspiele von Aristophanes. – Sein Briefwechsel endlich, welcher mehrere Tausend Briefe umfaßt und dessen größten Theil die kaiserliche Hofbibliothek in Wien aufbewahrt, ist nur dem verhältnißmäßig kleinsten Theile nachgedruckt. Nach den der Oeffentlichkeit übergebenen zu urtheilen, möchte jedoch der Verlust, den die Literatur- und Zeitgeschichte dadurch erleidet, daß sie bisher ungedruckt geblieben, nicht eben sehr groß sein; denn wohl sind in diesem Briefwechsel einzelne interessante Briefe, auch sind viele derselben an berühmte Personen seiner Zeit aus allen Ständen gerichtet, im Ganzen aber ist die culturhistorische Ausbeute doch eine geringe, weil die Stellung, in welcher M. sich befand, ihm eine Zurückhaltung auferlegte, aus welcher auch im vertraulichsten brieflichen Verkehre zu treten, M. durchaus nicht der Mann war.
[14] II. Zu Metastasio’s Biographie. a) Selbstständige Schriften. Altanesi (Francesco), Vita di P. Metastasio (Napoli 1787, 12°.). – Aluigi (Marco Antonio), Storia dell’ Abate P. Trapassi Metastasio poeta drammatico (Assisi 1783, 8°.). – Burney (Charles), Memoirs of the life and writings of the abate Metastasio, 3 vol. (London 1796, 8°.). – (Chevalier, Pietro) Di P. Metastasio e di Carlo Goldoni commentarii duo (Venedig 1834, 8°.). – Codara (Giulio Cesare), Discorso in morte del Metastasio (Rom 1783, 8°.). – Foppa (Giuseppe), Apostolo Zeno e P. Metastasio scoperti in difetto a merito del dramma „Armida e Rinaldo“ del signor Domenico Gavi, cicalata (Venezia 1814, 8°.). – Franceschi (Francesco), Apologia delle opere drammatiche di P. Metastasio (Lucca 1786, 8°.). – Hiller (Johann Adam), Ueber Metastasio und seine Werke (Leipzig 1786, 8°.). – Mattei (Saverio), Memorie per servire alla vita del Metastasio (Colle 1783, 8°.). – Moreschi (Giovanni Battista Alessandro), Ragionamento in lode di P. Metastasio (Nizza 1786, 8°.). – Retzer (Joseph von), Metastasio. Eine Skizze für seine künftige Biographie (Wien 1782, 8°.). – Taruffi (Gius. Antonio), Elogio storico di P. Metastasio (Rom 1783, 8°.). – Torcia (Michele), Elogio dell’ Abate P. Metastasio con annotazioni critiche ecc. (Napoli 1782, 8°.). – Vita di Pietro Metastasio (Venezia 1813, 18°.; ibidem 1820, 16°.). – Aneddotti segreti della vita dell’ abate P. Metastasio (s. l. 1801, 8°.). – b) In Sammelwerken Zerstreutes. Almanach der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften (Wien, Staatsdruckerei, 8°.) XI. Jahrgang (1861), S. 85: „Aus Metastasio’s Hofleben“, von Dr. Th. G. v. Karajan. – Dandolo (Tullio), L’Italia nel secolo passato sin 1789 (Milano 1853, 8°.) p. 147–186: „Metastasio“. – Emporio artistico letterario (ein in Venedig herausgegebenes illustrirtes Blatt, kl. Fol.) Tomo V, p. 97 e s.: „Un amore di Metastasio“. – La Fama. Rassegna di scienze, lettere, arti ecc. (Milano, kl. Fol.) Anno XIII (1854), No. 96–104: „Il poeta cesareo“, di Ippolito Etiennez. – Frankl (Ludwig August), Sonntagsblätter (Wien, gr. 8°.) II. Jahrg. (1843), S. 1248: „Wie Metastasio dichtete“. – Gazzetta uffiziale di Venezia 1855, No. 276: „Discorso sul Metastasio“, del Prof. Francesco Ambrosoli. – Gazzetta di Cremona 1858, No. 46: „Metastasio è un asino“. – Gerber (Ernst Ludwig), Historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1790, Immanuel C. J. Breitkopf, gr. 8°.) Bd. I, Sp. 933 [nach diesem gest. 12. April 1782]. – Gräffer (Franz), Wiener Dosenstücke; nämlich Physiognomien, Conversationsbildchen, Auftritte u. s. w., Wien und die Wiener betreffend, thatsächlich und novellistisch (Wien 1852, J. F. Greß, 8°.) S. 73 [im Aufsatze: „Sonderbarkeiten eines berühmten Mannes (Fürst Kaunitz), ein Tag aus seinem Leben“]; S. 209: „Metastasio“. – Gräffer (Franz), Kleine Wiener Memoiren: Historische Novellen, Genrescenen, Fresken, Skizzen u. s. w. zur Geschichte und Charakteristik Wiens und der Wiener in älterer und neuerer Zeit (Wien 1845, Fr. Beck, 8°.) S. 171: „Metastasio“. – Literarische und kritische Blätter (der Hamburger Börsen-Halle, 4°.) 1841, Nr. 1938 u. f., S. 89–134: „Metastasio“, von A. Dupin [zuerst französisch in der „Revue de Paris“ desselben Jahres]. – Maffei (Giuseppe), Storia della letteratura italiana (Milano 1834, Societä tipogr. de’ Classici italiani, 8°.) Tomo III, p. 133 e s.Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliographisches Institut, gr. 8°.) Bd. XXI, S. 414. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 651 [nach dieser und nach Meyer gest. am 12. April 1782]. – Oesterreichische Zeitschrift für Geschichte- und Staatskunde. Herausgegeben von Johann Paul Kaltenbäck (Wien, Beck, 4°.) II. Jahrg. (1835), in den Blättern für Literatur S. 60: „Nachrichten eines Wiener Blattes über Metastasio bei Gelegenheit seines Todfalls“. – Neuer Plutarch oder Biographien und Bildnisse der berühmtesten Männer und Frauen aller Nationen und Stände von den älteren bis auf unsere Zeiten. Vierte Auflage. Mit Verwendung der Beiträge des Freiherrn Ernst von Feuchtersleben neu bearbeitet von Aug. Diezmann (Pesth, Wien, Leipzig 1858, C. A. Hartleben, 8°.) Theil III, S. 34. – Realis, Curiositäten- und Memorabilien-Lexikon von Wien (Wien 1846, Lex. 8°.) Bd. II, S. 185 [nach diesem und dem Neuen Plutarch gest. am 12. April 1782]. – Der Sammler (Wiener Unterhaltungsblatt , 4°.) Jahrgang 1809, S. 601: „Italienische Improvisatoren“. – Allgemeine [15] Theater-Zeitung, herausg. von Adolph Bäuerle (Wien, gr. 4°.) XXXII. Jahrg. (1839), Nr. 162: „Metastasio und Gravina“. – Tipaldo (Emilio de), Biografia degli Italiani illustri nelle scienze, lettere ed arti del secolo XVIII e de’ contemporanei (Venezia 1836, tipografia di Alvisopoli, gr. 8°.) Tomo VII, p. 40 [nach diesem geb. 13. Jänner 1698, gest. 12. April 1782]. – Der Wanderer (Wiener Unterhaltungsblatt. 4°.) Jahrg. 1840, Nr. 55, S. 219. – Eine mit interessanten Einzelheiten ausgestattete Biographie Metastasio’s befindet sich vorausgeschickt der Ausgabe seiner Werke, welche zu Florenz im Jahre 1814 bei Alauzet erschienen ist. – Nach Oettinger’s „Bibliographie biographique“ (Bruxelles 1854, Stiènon) Tome I, p. 1196, ist M. am 13. Jänner 1698 geboren und am 2. April 1792 gestorben.
III. Porträte. 1) Auf Einem Blatte zusammen mit L. de Medici, Trissino, Bibbiena, Alfieri, Goldoni, Maffei, Alb. Nota, Nicolini, Guarini. Stahlstich von Geoffroy. Ueberschrift des schönen Blattes: „Teatro italiano“. – 2) Auf Einem Blatte zusammen mit Don Juan d’Austria, Johann III. Sobieski, Goldoni, Hobbes und Locke. Stahlstich von Carl Mayer’s Kunstanstalt in Nürnberg (Verlag von C. A. Hartleben in Pesth, 8°,). – 3) Paolo Caronni disegnó ed incise (4°. u. Fol.) dasselbe Blatt mit Nadelschrift. – 4) J. Steiner p., C. S. Gaucher sc. (4°.). – 5) J. Steiner p., F. Gregory sc. 1786. – 6) S. Maffeis sculp. Da un dipinto (Milano, 4°.). – 7) J. Steiner p., J. E. Mansfeld sc. (Fol.). – 8) Unterschrift: Petrus. Metastasius | Poeta. caes. | Nat. Romae. III. Non. Jan. CIƆIƆCXCVIII. | Mort. Vindob. Prid. Id. Apr. CIƆIƆCCLXXXII. Mansfeld sc. (Wien, 8°.), schönes Blatt. – 9) Sasso sc. (Fol.). – 10) Bertolt p., A. u. J. Schmuzer sc. (4°.). – 11) M. Meytens p., L. Zucchi sc., Halbfigur (Fol.).
IV. Medaillen, zu Ehren Metastasio’s geprägt. 1) Avers. Dessen Brustbild in dem Costüme eines Abbate, von der rechten Seite. Umschrift: METASTASIUS. Am Rumpfe: KOLER, Name des Medailleurs. Revers. Im Felde die Embleme der tragischen und lyrischen Muse. Umschrift: ULTIMI. NOSCUNT. GELONI. Unten: FLORENTIAE AN.no MDCCLIIII. Größe: 2 Zoll 10 Linien Wiener Maß, mit erhöhtem Rande; Gewicht: 61/8 Loth in Silber. Gegossen und ciselirt im k. k. Münzamte in Wien. – 2) Avers. Sein Brustbild in dem Costume eines Abbate, von der rechten Seite. Umschrift: PETRUS METASTASIUS ROMANUS. Unten: KRAFFT F.ecit. Revers. Im Felde die Embleme wie bei der ersten Medaille. Umschrift: VLTIMI NOSCVNT GELONI. Unten: VINDOBONAE MDCCLXXX. Größe: 1 Zoll 10 Linien; Gewicht: 21/2 Loth in Silber. Geprägt im k. k. Münzcabinet in Wien. – 3) Avers. Sein Brustbild im Costüme eines Abbate, von der rechten Seite. Umschrift: PETRUS METASTASIUS. Unten am Rande: I. N. WIRT (der Name des ausgezeichneten k. k. Kammer-Medailleurs Wirt, auch Würth geschrieben, gest. 1810). Revers. Auf einer Tafel die fünfsaitige Leier, tragische Maske, Dolch, Flöte, Krone und zwei Bücher. Umschrift: SOPHOCLI. ITALO. VINDOBONA. Im Abschnitte: NAT. ROMAE. MDCIIC. | OB.iit VINDOBONAE | MDCCLXXXII. Größe: 1 Zoll 7 Linien Wiener Maß; Gewicht: 11/2 Loth in Silber. Vorzügliche Arbeit, im k. k. Münzcabinete vorhanden. – 4) Avers. Sehr erhabenes Brustbild von der linken Seite, darunter: Umschrift: PETRVS METASTASIVS. Revers. Eine sitzende Muse unterrichtet einen Genius auf der Lyra. Umschrift: DOCVIT MAGNA LOQVI. Im Abschnitte: T. MERCANDETI INV. ET S(culpsit). | ROMAE MDCCCV. Größe: 2 Zoll 7 Linien, s. Ampach, Nr. 9788. – Die Angaben über die vier Medaillen verdankt Herausgeber der Güte des Herrn Joseph Ritter von Bergmann, Directors des kais. Münz- und Antiken-Cabinets.
V. Denkmal. Der Gedanke, dem kaiserlichen Hofpoeten Metastasio ein Denkmal in Wien zu errichten, wurde schon lange früher gefaßt, als er ausgeführt wurde. Noch als der apostolische Nuntius, Cardinal Fürst Altieri, sich in Wien befand, wurde diese Idee angeregt, aber – es ist unbekannt, aus welchen Gründen – wieder fallen gelassen. Endlich regte der bekannte Kunstfreund Cav. Galvagni zu Anfang der Fünfziger-Jahre diesen Gedanken von Neuem an, fand in dem Cardinal Nuntius Viale Prelà einen thätigen Förderer dieser Idee, und endlich wurde dieselbe auch ausgeführt, der Udineser Vincenz Luccardi, der als Bildhauer in Rom lebt, mit der Ausführung beauftragt und das fertige [16] Denkmal am 26. November 1855 in der Michaelerkirche, wo es aufgestellt, feierlich enthüllt. Das Denkmal, auf der rechten Seite in der Nähe des Hochaltars aufgestellt, zeigt auf einem mächtigen Marmor-Piedestal, geschmückt mit Emblemen, einen kleineren cistengleichen Würfel mit Basreliefs, welche bedeutungsvolle Momente aus dem Leben des Dichters vorstellen, und auf demselben den Dichter in sitzender Stellung, in der rechten gehobenen Hand die Feder, auf dem Knie ein offenes Buch haltend, indeß der Kopf, gleichsam dem Flügelschlage der Muse lauschend, ein klein wenig geneigt ist. Die Basreliefs zeigen das eine den Empfang des Dichters bei Kaiser Karl VI.; das zweite, wie Maria Theresia, auf den neugebornen Joseph hinweisend, Metastasio auffordert, dieses Ereigniß in üblicher Weise durch die Dichtung zu verherrlichen, das dritte endlich den sterbenden Dichter, dem Cardinal Garampi den päpstlichen Segen bringt, unter den den Sterbenden umstehenden Personen bemerkt man auch Mozart. Die gedankenleere Inschrift des Denkmals lautet: A Pietro Metastasio MDCCCLIV. Die Kosten des Denkmals, welche durch Subscription gedeckt wurden, beliefen sich in ihrer Gesammtheit auf die verhältnißmäßig kleine Summe von 87941/2 Gulden. Eine mittelmäßige Abbildung des Denkmals findet man in dem Unterhaltungsblatte „Die Feierstunden“ (Wien, 4°.) 1856, S. 17. [Wiener Zeitung 1855, Abendblatt, Nr. vom 28. November. – Corriere italiano (Wiener politisches Blatt) 1855, Nr. 273. – Messagiere tirolese di Rovereto 1855, No. 144.]
VI. Zur literarischen Charakteristik Metastasio’s. Metastasio, seiner Zeit bewundert und verherrlicht, wie wenige Poeten sich bei Lebzeiten einer ähnlichen Verherrlichung zu erfreuen haben, ist von der Gegenwart nahezu vergessen. Ob mit Recht oder Unrecht, mag die Kritik entscheiden, jedenfalls aber ist es zur Würdigung dessen, was er geleistet, wichtig, die Aussprüche derselben zu vernehmen. A. W. Schlegel urtheilt in seinen dramaturgischen Vorlesungen bei Gelegenheit der Untersuchung des italienischen Theaters über Metastasio, wie folgt: „Metastasio’s Ruhm hat den von Apostolo Zeno verdunkelt, da der Erstere, denselben Pfad wandelnd, wie der Andere, sich eines gewandteren Talentes erfreute und sich bei weitem mehr dem Geiste der Compositeure zu fügen wußte. Die vollkommene Reinheit seiner Diction[1] und die Eleganz und Anmuth seines Styles machten, daß M. bei seinen Landsleuten als classischer Autor, gleichsam als der Racine der Italiener betrachtet wurde, und man muß gestehen, daß die Weichheit seiner Verse im Gesange wahrhaft hinreißend ist. Vielleicht verstand nie ein Dichter es besser wie er, in einen engen Raum mehr rührende Züge und pathetische Situationen zusammenzudrängen, und seine lyrischen Monologe am Schlusse der Scenen sind wahre Muster des harmonischen, wahren und kurz zusammengefaßten Ausdruckes der Seelenzustände. Demungeachtet muß man aber auch eingestehen, daß Metastasio es nur verstand, die Leidenschaften unter sehr allgemeinem Bilde zu malen, und daß er keine Züge aufstellte, die den individuellen Charakter näher bezeichnen oder zu allgemeinen Betrachtungen Veranlassung geben. Dann sind seine Stücke unter einander sich sehr gleich ... hat man eines gelesen, so kennt man sie Alle. Indeß darf man darin nicht zu streng rechten; seine Helden, es ist wahr, sind galant, und seine Heldinen treiben oft ihre Zärtlichkeit bis zur Ziererei; aber vielleicht hat man den Tadel über diese weichliche Poesie nur darum so weit getrieben, weil man das wahre Wesen und den eigentlichen Charakter der Oper nicht kannte.“ – Sevelinges in der „Biographie universelle“ knüpft an diese Ansicht Schegel’s über Metastasio die Bemerkung, daß Schlegel, wenn er diesen Ausspruch über die Oper thut, hier den wahren Charakter und das Wesen der Oper hätte auseinander setzen sollen, wenn er schon darin die unvermeidliche Ursache zu dem weichlichen Schmachten und den Unwahrscheinlichkeiten erblickt, welche in Metastasio’s besten Werken sich finden sollen. „Eher“, meint Sevelinges, „möchte man ihm vorwerfen können, daß er, um nach seiner Meinung dem Wesen der Oper recht zu genügen, oft ungebührlich die Regeln der [17] Einheit verletzte, den Charakter seiner Helden selbst verflachte und seinem Style Gewalt anthat; auch kann man ihm den zu häufigen Gebrauch der Antithese vorrücken, ein Fehler, welcher indeß den Dichtern seines Volkes im Allgemeinen nur zu eigen ist. Da das lyrische Drama seiner Natur nach fast stets einen glücklichen Ausgang fordert, so hat der Dichter häufig, um dieser Forderung zu genügen oder um ein glänzendes Schlußchor oder Finale herbeizuführen. sich genöthigt gesehen, die tragische Handlung des Ganzen zu unterbrechen und die Consequenz des Charakters seinen Personen aufzuopfern, und es schmerzt in der That, wenn man bedenkt, daß so viele Opfer, welche das wahre Talent dem losen Gesetze einer einmal angenommenen Sitte brachte, heutzutage und jetzt schon ganz umsonst und gleichsam ein weggeworfenes Gut sind. Denn durch die schnellen und ungeheueren Fortschritte, welche die Musik innerhalb kaum eines Menschenalters gemacht hat und wodurch in dieser Kunst ein ganz anderes System herrschend geworden ist, ist es geschehen, daß man mit Recht mehr Ensembles-Stücke und eigentliche Finales jetzt verlangt, und nicht wie ehedem mit einer bloßen Aneinanderreihung von schönen Arien sich begnügt, und in sofern hat Metastasio mit dem französischen Operndichter Quinault ein ziemlich gleiches Schicksal betroffen, so daß seine Werke, wie die des Franzosen, jetzt nicht füglich anders mehr in Musik gesetzt werden können, als bis man sie vorher überarbeitet, oder mit dem Kunstausdrucke zu reden, arrangirt hat, welches nebenbei bemerkt, oft schlecht genug geschieht. Dieß Alles ist aber freilich nicht die Schuld des immer großen Dichters, da er den Umschwung, den die Tonkunst nahm, nicht voraussehen konnte, obschon er selbst in dieser Kunst keineswegs ein Laie war und sich selbst schaffend in derselben mit Glück bewegte.“ – Interessant, ja näherer Würdigung werth sind die Gedanken, welche A. Dupin in seinem Essai über Metastasio in der „Revue de Paris“ hinwirft. Mögen Einige deren hier Aufnahme finden, weil sie Zeugniß geben, wie der Dichter ursprünglich ist verherrlicht und wie ein paar Jahrzehnde später der einst so Gefeierte vergessen, ja aller seiner literarischen Ehren entkleidet worden. „Die Italiener ausgenommen“, beginnt Dupin, „wie viele Menschen müßte man wohl fragen, bevor ein Einziger die Antwort gäbe: Metastasio, ich habe dich gelesen. Was man von ihm weiß, ist, daß Voltaire, so schwierig in Geschmacksachen und so besorgt er war für jeden Ruf, der neben dem seinigen sich mehrte, Voltaire, der nicht gerne Nebenbuhler in der Poesie duldete, zwei Scenen von Metastasio in der Art verherrlichte, daß er sie dem Schönsten verglich, was Griechenland gehabt, und daß er erklärte, sie seien Corneille’s würdig, wenn er nicht schwülstig, und Racine’s, wenn er nicht matt ist.“ – Jean Jacques seinerseits begeisterte sich für den italienischen Dichter und schrieb glühende Zeilen über ihn, die in Aller Gedächtniß geblieben sind. Der strenge Verfasser der „Soiréen von St. Petersburg“, durch einige Verse von Metastasio verführt, erklärte dieselben für „unaussprechlich schön“. Wir wollen noch erinnern, daß Metastasio das Epitheton „Der Göttliche“ von Ippolito Pindemonte gegeben ist und die Worte Pindemonte’s haben Gewicht. Ganze Bevölkerungen strömten zu der Vorstellung dieser in unseren Tagen so wenig gekannten Dramen, und Metastasio hatte noch Jahre zu leben, als schon vierzig Ausgaben seiner Werke, in verschiedenen Ländern erschienen, in seiner Bibliothek standen. Ist denn die jetzige Generation ungerecht? Muß Metastasio wirklich in denkenden und ernsten Gemüthern Spuren zurücklassen? Findet man in seinen lyrischen Dichtungen Kraft, Wahrheit, Tiefe des Gefühls und originelle und ungekünstelte Schönheit des Ausdruckes? Hat er einige dieser ewigen Typen zu schaffen verstanden, deren bloßer Name genügt, eine ganze Welt von Gefühlen und Ideen hervorzurufen? Sind die großen Figuren seiner Dramen eigenthümliche Erscheinungen, wie die des Aeschylus, wie die Shakespeare’s, Corneille’s, Goethe’s? Entfernen sie sich allein und schimmernd von gewöhnlichen Wesen? Nein! Metastasio hat nicht den Instinct regelloser und wilder Dreistigkeit; auch starke Begeisterung entspringt selten seiner Brust. Er entpreßt keinen Schrei des Schreckens oder der Liebe, nie bringt er tiefe Rührung hervor. Er ist der Mann von ehrenwerthen Gefühlen, von einförmigen Ansichten, von harmoniereicher und gewählter Sprache, von künstlicher Aufregung; der von dem Ruhme Torquato’s, Corneille’s und Racine’s geblendete Mann, der sich bemüht, ihnen dadurch ähnlich zu werden [18] daß er seiner Nachahmung ein wenig von dem launenhaften und romantischen Gange Ariost’s beimischt, sich übrigens wohl hütend, die Vorschriften der Kunst zu verletzen, die er im Aristoteles und im Horaz gründlich studirt hat. Der freie Gedanke erschreckt seine schüchterne Natur; in der Poesie, wie in der Moral, wie in allen Dingen will er das sein, was die Anderen vor ihm gewesen sind, weiter geht sein Ehrgeiz nicht. Verlorene Pfade locken ihn nicht; auf dem leichten ebenen Wege liebt er einher zu schreiten, gewiß, daß er hier auf keine Abgründe stößt. Versucht kühne Fragen mit ihm, legt das glühende und schmerzliche Andenken der Seele bloß, ihr hartnäckiges und immer vergängliches Forschen nach Wahrheit – er wird euch antworten, daß er angemessener findet: il credere che l’ investigare (zu glauben als zu forschen). ... Seine Art, ein Drama zu componiren, ist bald begriffen und in der That nicht schwer. Er nimmt die Personen aus französischen Tragikern oder auch aus Maffei und Apostolo Zeno; nach dem Bedürfniß des Gegenstandes vernichtet er ihre Nationalität als Griechen oder Römer durch bloße Aenderung ihres Namens, und macht Egypter, Perser, Chinesen, barbarische Afrikaner daraus. Für Metastasio haben alle Völker dieselbe Physiognomie, er absorbirt jedes Alter und jede Civilisation, er erblickt Alles durch das achtzehnte Jahrhundert, aber die große Bewegung dieses Jahrhunderts ist seinem Werke fremd. Er ist in die Welt der äußeren Erscheinungen eingedrungen, er hat sie immer, aber nackt, der Zeit des Einflusses der Institutionen ledig, des moralischen Sinnes beraubt, der ihnen Originalität und Leben gibt. Für diese Bemerkung wollen wir an die „Merope“ von Maffei erinnern, woraus der „Erkannte Cyrus“ von Metastasio geworden ist. Doch besteht ein kleiner Unterschied zwischen dem alten Orient und dem jungen Griechenland: Ormuzd, Ahriman, Zoroaster sind im Cyrus so verkannt, als wenn sie nie existirt hätten, das Symbol existirt nicht für Metastasio. Schlegel nennt die Dramen des römischen Dichters „tragische Miniaturen“; das Wort ist geringschätzig, aber man kann es nicht in Abrede stellen. Er sagt weiter: „Wenn man eines der Stücke dieses Dichters gelesen hat, so kennt man sie alle, und man bemerkt bald, daß die allgemeine Composition der Physiognomie entbehrt.“ Metastasio versucht aber indeß auch Besonderheiten, um seinen Dichtungen diese unglückliche Einförmigkeit zu nehmen, um sie wenigstens zu verbergen. Man findet bei ihm Prinzen, die als Schäfer erzogen worden sind, flüchtige und unglückliche Prinzessinen, die genöthigt sind, Schäferinen zu werden, und die ihre Schafe mit dem Stolze der Erminia Torquato’s auf die Weide führen; es gibt deren andere mannhaftere, welche die Lanze und das Schwert zur Hand nehmen, und ihre weibliche Schönheit unter dem Gewande des Mannes verbergen. Was die Liebe betrifft, so wollen wir nicht vergessen, anzuführen, daß der Dichter immer zwei anbetungswürdige Prinzessinen in seine Dramen bringt, von welchen die eine von mehr als Einem Helden über alle Maßen geliebt wird, und die andere sich in verachteter und rasender Zärtlichkeit verzehrt. Zenobia, in dem Drama dieses Namens, hat nicht weniger als drei Liebhaber; Berenice in der Antigone hat, gegen ihren Willen, dasselbe verzweifelte Glück in der Liebe. Alle diese Rivalitäten einerseits und die Verzweiflung andererseits geben zu lärmenden Scenen Anlaß: die Liebhaber drohen sich und führen heftigen Krieg gegen einander, die verschmähte Liebende trägt ihrem Undankbaren anmuthige Gemeinplätze vor und beschimpft ihn feierlich. Hie und da kommen Othello’s vor, die ihre Desdemonen in den Fluß werfen, aus welchen sie lebend und leidenschaftlicher als je wieder herauskommen. Seine Semiramis hat diese Probe bestanden. Nie verfehlt ein Versuch zum Morde oder zum Selbstmorde, jedes Drama zu schmücken; man rechnet darauf und wartet ihn ruhig ab, denn man weiß wohl, daß der Dichter zu liebenswürdige Neigungen hat, als daß er die Scene mit Blut beflecken sollte. Da jedes Kunstwerk eines Schlusses bedarf, so verheirathen sich Prinz und Prinzessin, eines vom anderen entzückt, der abgewiesene Liebhaber geht nicht hin und erzählt sein Marthyrthum dem Monde, den Winden und den Felsen; er heirathet wohlgemuth die Frau, deren Seufzer er verschmäht hatte; Jedermann wird glücklich, außer wenn nur zwei Prinzessinen auf drei Anbeter da sind. Ist das der Fall, so opfert der Dichter die Liebe eines heimlichen Verräthers, der eine nothwendige Person in den meisten seiner Dramen und sehr unbedeutend, wenn er nicht lächerlich [19] ist. Noch sei als eines merkwürdigen Effectes der Palastbrände erwähnt. So straft Jarbas die Verachtung Dido’s und so befriedigt Osroës, der König der Parther, seinen Haß gegen den Kaiser Adrian, seinen Ueberwinder. Dido stürzt sich in die Flammen. Dieser Zug ist unerhört für Metastasio; er hat sich ihn sein ganzes Leben lang vorzuwerfen gehabt. Aus dem Studium Metastasio’s ergibt sich eine Bemerkung, welche um so wichtiger ist. als sie mit seiner Natur zusammenhängt. Metastasio ist von Grund aus anständig und milde, daß er auf die Gefahr hin, in den Ruf der Unkenntniß zu gerathen, Könige von Persien, wenn sie beleidigt sind, in erbarmungsreiche und zärtliche Wesen umschafft und Verbrecher in fromme Helden. Seht seinen Artaxerxes, der sich begnügt, Artaban zu verbannen, den Mann des Blutes und der Treulosigkeit, der seinen, des Artaxerxes, Vater ermordet, und ihn zum Mörder eines Bruders gemacht, der außerdem ihn selbst, den König vergiften gewollt. Und weit entfernt, das Geschlecht des strafbaren Großen auszurotten, wie ihn das Herkommen dazu befugte, gibt er seine Schwester Mandaue dem Sohne Artabans zur Gattin und er selbst heirathet die schöne Semira, die Tochter dieses Artaban. Herodot und Xenophon hätten sicher keinen König von Persien in diesem sanften Artaxerxes vermuthet; selbst das Persien unserer Tage und der ganze Orient würden ihn verläugnen. ... Warum wählte denn Metastasio wahre Tragödien, wenn er sie wie Idyllen behandeln wollte? Dieser große Ehrgeiz gelang ihm schlecht. Warum macht er nicht Hirtengedichte in der Art seiner „Olympiade“, seines „Achilles auf Scyros“, seiner „Hypermenestra“ oder seines „Hirtenkönigs“. Hier sind seine discreten und reizenden Ergießungen, seine liebliche Sprache, sein Cultus für Aristoteles am rechten Orte. Auch kann man sich nicht eines Erstaunens erwehren, welches an Ungeduld und Geringschätzung streift, wenn man sieht, wie Metastasio die erhabenen und ernsten Gestalten des Regulus und des Cato von Utica, welche ein Shakespeare oder ein Corneille mit ihren Riesenhänden in Granitfelsen gehauen, aus welchen sie Götter gemacht hätten, in Thon knetet.“ Man sieht aus Vorstehendem, Dupin hat den Dichter aufmerksam studirt und ihm in seinen kritischen Essay durchaus nicht geschmeichelt, er schlägt einen von den blinden Verehrern des Dichters abweichenden Ton an. Wenn er aber den Dichter nach dieser einen Seite, nach jener der dramatischen Composition, schonungslos verurtheilt, so ändert er sofort seine Ansicht, wenn er auf die Sprache in Metastasio’s Dichtungen kommt. „Die italienische Sprache“, schreibt Dupin, „in welcher Dante zugleich die ungekünstelte Anmuth, den Mysticimus und die Stürme der Zeit abgeprägt hat, hat bewiesen, daß sie Alles sein kann, was das Genie will, daß sie weich sei, schmeichelnd, köstlich melodisch, aber dagegen strenge, abstoßend, aufbrausend, ungezähmt und unerhaben. – Es gibt keine andere Sprache, welche mehr Elemente der Originalität und des Lebens enthält. Metastasio, dem die Gabe des weiten Gedankens nicht geworden, nahm die gefällige und reizende Sprache, welche Jedermann redete, und machte einen entzückenden Gesang daraus. Dieser Arbeit war er vollkommen gewachsen. Es gibt einige lyrische Stücke, welche eine Frische athmen, einen Tonfluß, eine Harmonie besitzen, die Sinn und Herz zugleich bezaubern. Man ist entzückt. wie man es im Frühlinge sein würde, in einer schönen rosig erhellten Landschaft, wo das sanfte Gemurmel eines rieselnden Gewässers sich zu der hellen und reinen Luft mischt, in welcher die Festgesänge der kleinen Vögel erschallen. Man kann mit dem Sinne der Werke unbekannt bleiben, die Wirkung ist da unabhängig vom Sinne. Es ist eine Musik, die auch innerlich vergnügt und auch Liebe athmen läßt für die Dinge der Erde; der Reiz, das ist freilich wahr, schwindet, sobald sie aufhört, denn sie hat nicht das Geheimniß der unendlichen Träumerei, die tiefen Töne fehlen ihr, sie hat nichts von der plötzlich offenbarten Größe behalten; es ist eine Sprache, welche Nichts wagt.“ – Diesen Beurtheilungen der deutschen und französischen Kritik stellen wir nun zum Schlusse noch jene der Italiener zur Seite. Die Italiener weichen wesentlich von den Ansichten, die eben mitgetheilt worden sind, ab; sie bewundern entweder mit Bewußtsein und haben nur Augen für seine Vorzüge, oder sie bewundern blindlings und finden die Irrthümer des Genius ebenso anbetungswürdig, wie seine Tugenden. Nüchterner, zurückhaltender in diesem Entzücken sind Andres in „Dell’ origine, progresso e stato attuale di ogni letteratura“, an den sich auch Maffei [20] in seiner „Storia della letteratura italiana“ anschließt. „Vor Allem“, sagt Maffei, „übertrifft Metastasio alle in der Malerei der Leidenschaften und im feinsten Ausdrucke der Affecte, so daß er die Herzen der Zuschauer begeistert. Vor Allem behandelt er die Liebe mit einem Geschick, mit einer Meisterschaft, daß er sie uns in allen ihren Schattirungen zeigt, kein Winkel des Herzens ist so tief, in den nicht seine Philosophie eindränge, keine Falte so versteckt, daß sie von seiner köstlichen Beredsamkeit nicht geglättet würde. Die von Metastasio in seinen Dramen behandelten Herzensbündnisse, und die Verwicklungen, welche daraus entspringen, stehen mit dem Helden nicht immer im erforderlichen Einklange, und aus einem Cäsar wird nicht selten ein Damenknecht und die Mauren bewegen sich sogar mit französischer Galanterie. Aber zu seiner Ehre muß man es eingestehen, daß, ungeachtet der grenzenlosen Theaterlaunen, ungeachtet der verschiedenartigsten Rücksichten, denen er sich unterwerfen, ja daß er oft nach einzelnen Personen den Gang der Fabel einrichten mußte, seine Dichtungen im Wesentlichen darunter nicht gelitten haben [man sieht, Maffei hat für die Gebrechen dieser Dichtungen kein Auge und findet, was Dupin mit so heiterem Humor geißelt, gar nicht anstößig]. Der Vorwurf seines Drama’s ist immer klar und bewegt sich vom rechten Puncte aus; die Scenen entwickeln sich kunstgemäß mit aller Einfachheit, und die Handlung eilt ihrem Ende so naturgemäß zu, daß seine Dramen, wenn sie nicht gesungen würden, sich immer noch ganz gut als Schauspiele betrachten ließen und jene Gefühle erregen würden, welche zu erregen der Dichter die Absicht hatte. … Der Styl endlich, was auch Pedanten dagegen geschrieben haben mögen, ist so klar, so glänzend, die Verse so harmonisch und natürlich, daß man ganze Scenen im Gedächtniß behält, ohne sich erst die Mühe zu nehmen, sie auswendig zu lernen. … Ein Umstand ferner, der bei Metastasio insbesondere bewunderungswürdig erscheint, ist einerseits seine Kunst, völlig erschöpfend das zu sagen, was er eben sagen will, während andererseits die Zahl der Wörter, deren er sich bediente, eine ungemein kleine ist. Wie Salvini und ein neuerer Lexikograph, der die Mühe des Zählens nicht scheute, berechnet haben, enthält die italienische Sprache 44.000 Wurzelwörter; von diesen 44.000 brauchte M. für seine musikalischen Dramen nicht mehr denn 6 bis 7000. Und doch übte M. mit Hilfe dieser 7000 Wörter die Kunst, so neue, so schöne und so schwierige Dinge zu sagen, daß ich nicht besorge, thöricht zu erscheinen, wenn ich offen bekenne, daß mich der Geist dieses Menschen mit Bewunderung erfüllt hat, und daß – da mir für den Ausdruck meiner Bewunderung Grenzen gesteckt sind ich meine Ansicht über Metastasio am würdigsten zu schließen glaube, wenn ich sage, Metastasio ist in der That ein Dichter, der Kaiser und Kaiserinen würdig.“ – Weit über dem Vorstehenden erhebt sich aber das, was in dem Prachtwerke: Vite e ritratti di illustri italiani (Padova 1812, Tipografia Bettoni, 4°.) über Metastasio gedruckt steht; wir scheuen uns, es in’s Deutsche zu übersetzen, denn diese Verhimmelung muß in der Sprache bleiben, in welcher sie entstanden ist. „La gloria di Metastasio, heißt es daselbst, „ha un monumento più perenne del bronzo nelle opere che di lui ci rimasero, tesoro inestimabile di ogni sorta di richezzo poetiche, di vera ed utile filosofia ad ogni classe e ogni individuo accommodata, di scienza morale, di squisitissimo buongusto e di un’ armonia che può in terra essere, difficilmente superata. La sua fama non attese la morte per diffondersi ovunque senza i contrasti de’ piccoli ingegni od i latrati dell’ invidia e della gelosia. Metastasio vivente vide assicurata la successione della sua immortalità alla sua vita, ed il suo nome ed i suoi versi conosciuti da quanta terra si estende tra la Moscovia ed il Brasile. Solo qualche maligno e tronfio scrittor gallicano osò dir bello Metastasio delle spoglie de’ Francesi, e di Racine specialmente e qualche altro più misero ancora lo pospose a Quinault; ma questi sono insetti fastidiosi che talora ronzano intorno e che non portano se non che la pena di cacciarli. Noi Italiani del retto e del bello estimatori imparziali omai da ogni contagio purificati, venereremo sempre colla fronte a terra l’ altissimo Poeta che di ricco patrimonio accrebbe la gloria della nostra carissima patria, dando ad essa un genere di poesia classico, originale, splendidissimo e facendo che la sua lingua per nuovi eletti modi ancor più vaga e leggiadra aciogliesse „quanto in ciel d’ armonia hanno i beati“. – Am bescheidensten tautet das Urtheil, das Metastasio über sich selbst, als Dichter und Mensch, fällt. [21] In einem Briefe an seinen Freund Carlo Broschi (den später unter dem Namen Farinelli so berühmt gewordenen Sänger-Minister) schrieb er: „ich bin ein leidlicher Dichter unter den schlechten, als Mann weder häßlich noch schön, dürftig und nicht habsüchtig, zärtlich, aber achtungsvoll gegen das schöne Geschlecht, ein treuer, aber ein unnützer Freund; mit dem Willen, Gutes zu thun, aber der Mittel dazu beraubt“.

  1. Diese Ansicht erlitt in Italien selbst einige Einschränkungen. Gamba in seiner Serie dei testi di lingua (Venezia 1839) bemerkte nach dieser Seite hin über Metastasio: „I nuovi academici citarono Drammi in parte; e l’ avranno fatto dopo maturo esame, perche l’Autore non si è sempre astenuto da qualche maniera di dire, ch’ è senza esempio nei classici italiani. Il Gherardini su questo proposito parla parie piu schietto.“

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 1835.