BLKÖ:Whitehead, Robert

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wibiral, Franz
Band: 55 (1887), ab Seite: 213. (Quelle)
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Whitehead, Robert (Techniker und Großindustrieller, geb. zu Bolton es Moors in der englischen Grafschaft Lancashire am 3. Jänner 1823). Bis zu seinem 14. Jahre besuchte er die Grammar School seines Geburtsortes. Seine Vorliebe für Mechanik, die sich bei ihm in früher Jugend in seinen verschiedenen Beschäftigungen kundgab, fand neue Nahrung, als er, 16 Jahre alt, von seinem Onkel in eine große Maschinenfabrik zu Manchester als Lehrling aufgenommen wurde. Nebenbei aber besuchte er, um die theoretische Ausbildung mit der praktischen Schritt halten zu lassen, in seinen freien Stunden die Mechanic Institution, wo er Alles, was auf Mechanik, Technik und das Theoretische des Maschinenwesens Bezug hatte, wissenschaftlich darstellen und erläutern hörte. Dann verließ er die Heimat und kam nach Marseille in Philipp Taylor’s Maschinenfabrik, in welcher er bis 1847 arbeitete, worauf er 1848 als Monteur in die Dienste des österreichischen Lloyd in Triest eintrat. Schon nach zwei Jahren übernahm er die Leitung der Maschinenfabrik Strudthoff’s, des nachmaligen Stabilimento tecnico Triestino, aus welchem er 1857 schied. Im Jahre 1858 eröffnete er, von Fiumaner Kräften unterstützt, die Maschinenfabrik in Fiume, deren technischer Leiter er blieb bis zu dem Augenblicke, wo sie als Torpedofabrik [214] in seinen Besitz überging. Der pensionirte Fregattencapitän der österreichischen Marine, J. Luppis, stellte sich ihm damals mit einem Projecte vor, das in einem kleinen Boote bestand, durch welches der Feind wie durch einen Brander angegriffen werden sollte. Whitehead, mit den verschiedenen Zweigen der Technik wohl vertraut, im Maschinenwesen nach allen Richtungen in langjähriger Praxis genau bewandert, erkannte sofort die großen Mängel dieses Projectes: Mangel an Selbststeuerung, weil Wind und Wetter ihren Einfluß geltend machten, und Gefahr, vom Feinde zerstört zu werden, bevor der Brander den Angriffspunkt erreichte. Er ging demzufolge auf den Antrag nicht ein und stellte sich nun selbst als Aufgabe die unterseeische selbständige Bewegung in einer gegebenen Tiefe und Selbststeuerung. Drei Jahre unablässigen Studiums verwendete er an die Lösung seines Problems, und nach vielen Versuchen und nach Besiegung so mancher anderer Hindernisse materieller Natur stand das Werk vollendet da. Der Fregattencapitän Heinrich von Littrow machte den Erzherzog Leopold auf diese neue merkwürdige und vielversprechende Waffe aufmerksam, und dem Erzherzog, der die ganze Tragweite der Erfindung durchschaute, gebührt das Verdienst, die Torpedo Aera gegründet zu haben. Oesterreichs Marine war die erste, die den Werth dieser Waffe erkannte, sie ankaufte und jede Verbesserung derselben förderte. Wie die Artillerie ein eigenes Corps bildet, so hat heute jede Flotte ihre eigene Torpedoabtheilung, in welcher Officiere und Mannschaft besonders für diesen Dienst herangebildet werden. Das technische Etablissement, die Torpedofabrik in Fiume, beschäftigt zur Zeit Hunderte von Arbeitern. Eine genaue Beschreibung eines Torpedo und des damit in Verbindung stehenden Bootes – Torpedobootes – befindet sich in der unten angeführten Quelle, welche auch die Abbildungen des von Whitehead erfundenen Fischtorpedo und der Torpedoboote nach Photographien enthält. Whitehead ist in Fiume seßhaft, und zählt seine Familie zu den geachtetsten der Stadt, während das Haupt derselben, wie unsere Quelle berichtet, „sein Wohlthätigkeitssinn, seine Rechtlichkeit und seine väterliche Sorgfalt für seine Arbeiter zum Muster eines Fabriksherrn machen“. Sein ältester Sohn John widmet sich gleichfalls dem Maschinenfabrikswesen, eine seiner Töchter aber, Alice, ist seit 30. März 1869 mit Georg Grafen Hoyos-Stüchsenstein, k. k. Schiffslieutenant außer Dienst, verheiratet, welcher Associé seines Schwiegervaters und selbst ein ganz hervorragender Techniker ist, wie es seine Erfindung eines kleinen pneumatischen Apparates mit comprimirter Luft beweist, wodurch Jedermann vor dem Ertrinken geschützt wird.

Neue Illustrirte Zeitung (Wien, Zamarski, kl. Fol.) XI. Jahrg., 11. Februar 1883, Nr. 20, S. 307: „Robert Whitehead’s Fischtorpedo“. Von H. von Littrow. Auf S. 316 Abbildung der Torpedoboote nach Photographien, gezeichnet von J. J. Kirchner.
Porträt. Unterschrift: „Robert Whitehead“. Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und Xylographen Seite 316 der vorbenannten Zeitung.