BLKÖ:Zamoyski, Johann I.

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 59 (1890), ab Seite: 146. (Quelle)
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7. Johann I. (geb. 1541, gest. 3. Juni 1605). Ein Sohn des Stanislaus, Castellans von Chelm, studirte er in Frankreich und Italien, wurde nach seiner Rückkehr ins Vaterland Vicekanzler und ging 1573 als Gesandter nach Frankreich, um dort Karls IX. Bruder Heinrich von Valois die polnische Krone anzubieten. Nun zum Großfeldherrn Polens ernannt, bekriegte er in Liefland den grausamen und gewaltthätigen Czaren Johann Basilides. Als Stephan Báthory den polnischen Thron bestieg, hielt er fest zu ihm, nahm dessen Gegner, den berüchtigten Zborowski gefangen und ließ ihn köpfen. Als er nach Báthory’s Tode (1580) während des Zwischenreiches einen Italiener Scotus, welcher Nativitäten stellte, befragte, wer König von Polen werde, entgegnete ihm dieser: „Quem Deus volet“, und in diesem Orakelspruch hatte Zamoyski zu spät gelesen, daß in dem „Deus“ anagrammatisch der „Sved“ (Schwede) verborgen liege! [147] Eine jener mittelalterlichen Spielereien, an denen jene Zeit überreich. Als wirklich der schwedische Prinz Sigismund 1580 als Sigismund III. den polnischen Thron bestieg, hielt Zamoyski zu ihm, indem er ihm wider den Gegenkönig Maximilian Erzherzog von Oesterreich, den er bei Bitschin (25. November 1588) gefangen nahm, sein Schwert lieh. König Sigismunds III. Zeit war eine kriegerisch bewegte, und sein Großfeldherr Johann focht in der Walachei gegen den Wojwoden Michael (1601) dann gegen Schweden und Liefland (1602). Sein Kriegsglück schuf ihm Neider, welche ihm die Gnade seines Königs zu entziehen wußten, während er selbst zur Ungnade insofern Anlaß gab, als er gegen die Ehe des Königs mit der österreichischen Erzherzogin Constantia Widerspruch erhob. Er zog sich nun vom Hofe zurück und lebte bloß den Wissenschaften, bis man ihn in seinem Schlosse Zamoisc am 3. Juni 1605 in seinem Armstuhl todt fand. Er war ein wirklicher Freund der Wissenschaften und hat 1593 zu Zamoisc die nach ihm benannte Akademie gestiftet, welche zu einigem Ruf gelangte. Aber so groß auch Johann dasteht in der Geschichte seines Vaterlandes, so darf doch nicht verschwiegen werden, daß er der Urheber des unheilvollen allgemeinen Stimmrechtes bei den polnischen Königswahlen ist. Seit König Ladislaus Jagiello vereinigten sich beim Tode eines Königs nur die hohen Würdenträger des Reiches zur Herrscherwahl. Dies dauerte bis zum Tode Sigismund Augusts II. im Jahre 1572. Um aber den mächtigen Einfluß Zborowski’s beim hohen Adel Polens zu vernichten, stellte nun Zamoyski im Reichstage den Antrag, daß jeder Adelige Polens ohne Unterschied berechtigt sei zur Königswahl. Der Antrag ging durch, und mit ihm begannen dann jene blutigen Emeuten und Kämpfe, welche mit jeder späteren Königswahl verbunden waren. Johann I. hat folgende Schriften im Druck veröffentlicht: „De senatu romano libri duo“ (Venedig 1563, 4°.), welche Schrift von Einigen als ein Werk seines Paduaner Lehrers Sigonius angesehen wird; – „Dialectica Chrysippea“; – „Oratio ad Henricum Valesium“ (1573) und „Syntagma de perfecto senatore“; – „De transitu Tartarorum per Pocutiam anno 1593“ (Cracocviae 1594, 4°.); – „Pacificationis inter domum austriacam ac regem Poloniae et ordines Regni tractatae“ (1590, 4°.); nach seinem Tode erschien: „Testamentum Joannis Zamoyscii“ (Moguntiae 1606). Johann war viermal verheiratet: 1) mit Anna Ossolińska; 2) mit Christine geborenen Fürstin Radziwill; 3) mit Chrysolie [Griseldis] Báthory, einer Nichte des Königs Stephan Báthory, und 4) mit Barbara Gräfin Tarnowska. Nur mit der Radziwill hatte er einen Sohn mit Vornamen Thomas. [Chodynicki (Ignac), Dykcyonarz uczonych Polaków etc., d. i. Lexikon der gelehrten Polen (Lemberg 1833) Bd. III, 5. 388–393. – Obrazki hystoryczne, d. i. Historische Bilder (Krakau 1871, 12°.) 6. Heft, S. 52–65. – Encyklopedyja powszechna, d. i. Allgemeine Encyklopädie (Warschau, Orgelbrand, gr. 8°.) Band XXII, S. 256–264. – Bentkowski (Felix). Historyja literatury polskiey, d. i. Geschichte der polnischen Literatur (Warschau und Wilna 1814, Zawadzki, 8°.) Bd. II, S. 591 u. f. – Uebrigens theilt Zedler’s „Universal-Lexikon“ im 60. Bande, S. 1510 eine reiche Literatur mit, – Porträts. 1) L. Courtin del., C. Meyer sc. (8°.) – 2) D. Custos sc. (4°.). – 3) H. Ulrich sc. (4°.). – 4) D. Custos sc., ganze Figur, gr. Fol. Ambraser-Sammlung.] –