RE:Akrostichis

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
fertig  
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Anfang eines Verses, Anfangsbuchstabe, zuerst in der Orakelpoesie
Band I,1 (1893) S. 1200 (IA)–1207 (IA)
Akrostichon in der Wikipedia
Akrostichon in Wikidata
Bildergalerie im Original
Register I,1 Alle Register
Linkvorlage für WP   
* {{RE|I,1|1200|1207|Akrostichis|[[REAutor]]|RE:Akrostichis}}        

Akrostichis. Ἀκροστίχιον bedeutet den Anfang eines Verses (in der christlichen Kirche auch gleichbedeutend mit ἀκροτελεύτιον, ὑπακοή d. i. Refrain, so Constit. apost. II 57, 5 p. 85, 13 Lagarde, s. Christ anthol. XX Anm. LXIX; ἀκρόστιχον, wie Krumbacher Gesch. d. byz. Litt. 336 schreibt, existierte wohl im Griechischen nicht), enger den ersten Buchstaben eines Verses. Or. Sib. XI (IX) 23 τοῦ ἀκροστιχίοιο τὸ γράμμα, der Anfangsbuchstabe des nächsten Verses, ebenda v. 17 ἀκροστίχια γράμματος ἀρχομένου, Versanfänge mit dem ersten Buchstaben des jedesmal anzudeutenden Wortes; VIII 249 προγραφεὶς ἐν ἀκροστιχίοις, dessen Name durch die Anfangsbuchstaben aufeinanderfolgender Verse gebildet wird. Das so entstehende Wortbild heisst A. Cic. de div. II 111 (cum deinceps ex primis versuum litteris aliquid conectitur nach Ernestis richtiger La.). Dion. Hal. ant. IV 62, 6. Gleichbedeutend ist παραστιχίς Suet. de gramm. 6. Gell. XIV 6, 4. Diog. Laert. V 93 (= Suid. s. v.). Dieterich Abraxas 202, 6; παραστιχίδιον Diog. Laert. VIII 78.

Die A. bei Homer beruht auf Zufall (Gell. a. O. Eustath. Il. XXIV 1); Epicharm wird von Diog. Laert. VIII 78 nur auf Grund unechter Schriften zum Urheber von A. gemacht (Lorenz Epich. 66. Diels sibyll. Blätter 34). Das älteste Beispiel der A. ist Εὐδόξου τέχνη Notices et extr. d. mscr. XVIII 2, 25f., nach Boeckh Sonnenkreise 197f. um 193/90 v. Chr. entstanden (s. Blass Handb. d. [1201] klass. Altertumswiss. I 281. Lydus de ostent. ed. Wachsmuth Proleg. LVIIIf.). Die zwölf Trimeter, welche die A. Εὐδόξου τέχνη geben, entsprechen in der Buchstabenzahl den Tagen der zwölf Monate; ebenso die zwölf Trimeter bei Kaibel epigr. 1096 mit der A.: Μένιππος εὗρε. Dionysios Metathemenos verwandte den Namen seines ἐρώμενος Πάγκαλος als A., um seine Autorschaft an dem auf Sophokles Namen gefälschten Parthenopaios versteckt zu wahren (Diog. Laert. V 93. Diels a. O. 34). Die dem Dikaiarch zugeschriebene ἀναγραφὴ τῆς Ἑλλάδος in Trimetern (Müller Geogr. Gr. min. I 238f.) gehört nach Lehrs Entdeckung (Rh. Mus. II 1843, 354) zufolge der A. der ersten 23 Verse dem Dionysios, Sohn des Kalliphon, der um Christi Geburt lebte (Gardthausen Gr. Pal. 122). Das Lehrgedicht Dionysios des Periegeten enthält nach Leues Entdeckung (Philol. XLII 176) v. 109f. und 513f. die A. ἐμὴ Διονυσίου τῶν ἐντὸς Φάρου und θεὸς Ἑρμῆς ἐπὶ Ἀδριανοῦ (ἐμή von Wachsmuth Rh. Mus. XLIV 151 für Zufall erklärt, von Nauck Herm. XXIV 325 durch Emendation in ἔπη verändert, von Diels a. O. 34 verteidigt; θεὸς Ἑρμῆς ist Anrufung an den Gott, ἐπὶ Ἀδριανοῦ Fortsetzung der ersten A. Crusius Jahrb. f. Philol. CXXXVII 1888, 528. Wachsmuth a. O.).

Wahrscheinlich fand die A. zuerst in der Orakelpoesie Anwendung, Diels a. O. 33. Krumbacher a. O. 338. Ursprung der A. in der religiösen Geheimlitteratur, vielleicht der orphischen, behauptet Dieterich Abraxas 165, 2; eine παραστιχὶς Ὀρφέως wird ebenda 202, 6 citiert. Den älteren sibyllinischen Orakeln war die A. durchgehends eigen und zwar so, dass die A. sich mit dem ersten Vers des Orakels deckte, Cic. de div. II 112 (wohl aus Varro, Diels 26); bei längeren Orakeln fuhr die A. im zweiten Vers fort, doch so, dass dessen Anfang nicht mit einem Sinnabschnitt des Orakels zusammenfiel, wie das zweite Orakel bei Phlegon (s. u.) zeigt, Diels a. O. 27. Zweck der A. war, die Sammlung vor Interpolationen und Verkürzungen zu schützen, Varro bei Dion. Hal. IV 62, 6. Die ältesten uns erhaltenen sibyllinischen Orakel sind zwei von Phlegon (Mirab. 10 p. 76 Keller) mitgeteilte, ausführlich behandelt in Diels angeführter Schrift, Text mit Commentar ebenda 111f. Entstehungszeit nach Diels 89. 95 J. 207 und 200 v. Chr. (Liv. XXVII 37, 5. XXXI 12, 8), beide von demselben Verfasser (Diels a. O. 32), nach Diels vielleicht Fabius Pictor (ebenda 106). Im Saeculargedicht (bei Phlegon Macrob. 4 p. 91f. Keller = Zosimus hist. nov. II 6 p. 61f. Mendelss. Diels a. O. 133f.) des Jahres 17 v. Chr. eine Spur von A. v. 25–30, die auf älteres Original hinweist (Diels a. O. 15). In unserer Sammlung der sibyllinischen Orakel ist die einzige A. VIII 217–50: Ἰησοῦς Χρειστὸς θεοῦ υἱὸς σωτὴρ σταυρός, welche selbst wiederum die A. ἰχθύς enthält (H. Achelis Das Symbol des Fisches 20). Dieselben Verse citiert Eusebios or. Const. 18, 3; Augustin de civ. d. XVIII 23 übersetzt sie ins Lateinische mit griechischer A.: Jesucs Creistos Teud nios soter stauros (c und d dienen zur Wahrung der Verszahl, n zu beliebigem Ersatz für υ). Ein Sibyllinum mit [1202] lateinischer A.: Jesus Christus Dei filius salvator crux teilt Haupt op. I 289 aus einer Hs. der Leipziger Stadtbibliothek mit. In griechischen Inschriften giebt die A. teils den Namen des Verstorbenen in Grabschriften (Kaibel epigr. 149. 226. 726), teils den des Verfassers (ebenda 979. 1096. Anth. Pal. XIV 148), oder sie wiederholt das Anfangswort (Kaibel 725); epigr. 979 wird die A. von Silben gebildet und der Vocal der Silbe am Versschluss (telestichisch) wiederholt.

Ausgedehnte Anwendung fand die A. in der kirchlichen Poesie (Krumbacher a. O. 336f.), und zwar zuerst die alphabetische A. Dieselbe stammt aus dem Orient (Gardthausen Gr. Pal. 120). Sie findet sich in den Psalmen, Klageliedern und Sprüchen und zwar so, dass das Alphabet entweder an der Spitze der langgedehnten viergliedrigen Verse (z. B. Ps. 37) oder der einfachen zweigliedrigen (Ps. 25) oder der einzelnen Versglieder (Ps. 111) fortläuft; bisweilen tritt jeder Buchstabe wiederholt auf, dreifach Klagel. III 1–66, achtfach Ps. 119 (Ewald Die Dichter des alten Bundes I² 1 p. 200f. Bouvy études sur le rythme tonique 332f.). Der Syrer Ephrem variiert die A. durch Umkehrung des Alphabets oder Weglassung der Buchstaben geraden beziehungsweise ungeraden Ranges, Bouvy 333. Alphabetische A. nach Trimetern bei Gregor v. Nazianz monosticha moral. tom. II 186, ferner Boissonade anecd. gr. IV 436f. I 161, woselbst mehr Beispiele citiert werden; nach iambischen Distichen Boissonade IV 442; nach Hexametern in dem Iliasargument Anth. Pal. IX 385, welches die Namen der Buchstaben akrostichisch verwendet, und in den orphischen Hymnen auf Dionysos und Apollo ebenda IX 524. 526 (je 4 Epitheta gleichen Anfangsbuchstabens in jedem Vers), die Ioh. Geometra im Hymnus auf Maria nachbildet. Alphabetische A. nach Strophen im Parthenion des Methodios (p. 49 Jahn. Christ anthol. 33), bei Theophanes, Christ a. O. 236. Der Akathistos des Sergios (Pitra Anal. sacra I 250. Christ a. O. 140) enthält eine vollständige und eine unvollständige A. (Akath. II dreizehn Strophen α–μ, ω). Vollständige alphabetische A. in den Anacreontea bei Christ a. O. 48. 50. Bergk PLG III 354. Matranga anecd. 667; mit Weglassung von η und ω bei Sophronios Christ a. O. 43. 44. 45. Daniel Thes. hymnol. III 20–46, bei Elias Christ a. O. 47 (hier beginnen alle vier Verse der Strophen mit demselben Buchstaben; Str. 7 wohl zu tilgen), ferner Bergk a. O. 358. Matranga a. O. 645. 664; mit ω aber ohne η (Lücke bei η?) Bergk a. O. 348; verstümmelt Christ a. O. 84; bis ζ Romanus Christ a. O. 138, bis γ Pitra a. O. XXXIX 300. 612. 613. Unvollständige A., aber durch Wiederholungen als abgeschlossen gekennzeichnet, Pitra a. O. 538 mit sieben Strophen α α β γ δ ε ε. Bei Romanus de nativ. II (Pitra a. O. 228) geht dem Alphabet die A. ᾠδὴν ᾄδω vorauf; de nativ. III zeigt das umgekehrte Alphabet. Vollständige alphabetische A., aber durchsetzt mit nichtakrostichischen Versen, in den liturgischen Büchern der orthodoxen Kirche Ὀκτώηχος μεγάλη s. Παρακλητική (ed. Ven. 1850. 40) p. 279. 323. Τριῴδ. 256. 282. Μην. Νοεμβρ. 141. Δεκ. 187. 196. Πεντηκοστ. 167. 182. Ὡρολόγ. 473. 479. Εἱρμολ. 190. 202. [1203] Spuren von alphabetischer A. (je drei Buchstaben) Ὀκτώηχ. 2. 96. 186. 232. 276. 319. Alphabetische A. nach Versen, deren je vier eine Strophe bilden (nach Ps. 111), zeigt das Diodion des Iohannes Damascenus (mit nachfolgender Umkehrung des Alphabets) in Pitras Hymnologie 18f., bei Christ a. O. 240 dem Theophanes zugeschrieben (s. Stevenson Revue des quest. hist. XX 1876, 525 Anm.), ferner Pitra anal. 476. 482. 484. Constantin. Porph. de caerim. I 83 tom. I 383 ed. Bonn. und die Gedichte des Bartholomaeus (A. ein Trimeter mit folgendem doppeltem Alphabet, das zweite umgekehrt) und Georgius (zwei ebenso geordnete Alphabete) bei Pitra Hymnol. a. O., vgl. anal. I. LXXV. Stevenson a. O. 526f., Beispiele aus dem Εὐχολόγιον fügt hinzu Bouvy a. O. 336. Auch Sophronios Anacreontea zerfallen in Gruppen von je vier οἶκοι. Eine Vereinfachung dieses Princips zeigt der Hymnus de S. Andrea (Pitra anal. 555), dessen sechs Strophen mit den Buchstaben α ε ι ν ρ φ d. i. 1. 5. 9 etc. anfangen (γραμμικὸς ἀριθμός Str. 3 ungenauer Ausdruck, den Pitra Anm. z. d. St. und p. LXXVII vergebens zu erklären versucht). Nichtalphabetische A., noch häufiger als jene in der christlichen Poesie, dient meist zur Angabe des Verfassers. Die Namen vieler Hymnoden sind nur durch die A. bekannt, die vielleicht vorgeschrieben war, um apokryphe Hymnen vom kirchlichen Gebrauch auszuschliessen, Pitra a. O. LXXVII. A. haben alle bei Pitra mitgeteilten Gedichte mit verschwindenden Ausnahmen (p. 239. 412–24. 441–43. 530), vielfach verstümmelt (p. 12. 22. 273f. u. a.). Die A. setzt meist erst nach dem Prooemium ein, 400f. gleich mit dem Prooemium, was nach Jacobi Ztschr. f. Kirchengesch. V 194 von Theodoros Studites eingeführt sein soll. Schlichte Verfasserangabe in den liturgischen Büchern verhältnismässig selten, so Τριῴδ. 11. 46. 123. 167 etc. (meist Joseph). Ist die Verszahl grösser als die Zahl der Namensbuchstaben, so werden entweder die Buchstaben wiederholt gesetzt, wie in Elias canon atlanticus die A. Ἠλίου μελῴδημα (η η η λ λ λ λ etc.) Pitra a. O. LXXVII, oder der Name wird wiederholt, so Ἰώβ elfmal Pitra a. O. 425; künstlicher Ioannes Euchaita (Pitra hymnogr. 83), der mit Ἰωάννου ωαννου αννου etc. bis υ die Strophen beginnt, Pitra anal. LXXVIII, vollständiger Text bei Stevenson a. O. 529. Meist tritt eine ganze Überschrift ein: τοῦ ταπεινοῦ Ῥωμανοῦ ὁ ὕμνος u. ähnl. Christ anthol. 131f. Anastasius bei Pitra iur. eccl. gr. hist. et mon. II 284 (oft tritt das demütige Epitheton an Stelle des Namens: τοῦ ἀσώτου, ἁμαρτωλοῦ, πτωχοῦ u. ä. Pitra anal. 343. 358. 516. 532. 590. 610. 615. 654); mit Inhaltsangabe verbunden εἰς τὰ βάϊα Ῥωμανοῦ Pitra a. O. 61, vgl. 67. 117. 222. 320. Inhaltsangabe allein Τριῴδ. 235 (ὕμνος εἰς μάρτυρας). Deren Stelle vertritt vereinzelt ein polemischer Ausruf (Krumbacher a. O. 337). Am häufigsten bildet die A. selbständige Verse, vor allem Trimeter, Ioh. Damasc. ed. Lequieu tom. I 688. Christ a. O. 122. 161f. bis 204. 254. Psellos in Sathas Μεσαιων. βιβλ. V 177. Daniel Thes. hymnol. III 55f. 119. Unzählige Beispiele (die meisten von Joseph) in den [1204] Canones der liturgischen Bücher, durchweg stark durchsetzt mit nichtakrostichischen Versreihen (die 36 Buchstaben der A. bei Christ a. O. 122 erscheinen Τριῴδ. 431–53 in 323 Versen gruppenweise zerstreut), vgl. Ὀκτώηχ. 44. 52. 78. 84 etc. (Μην. Δεκεμβρ. 162 ᾄδει ταῦτα προεόρτια ὁ Ἰωσήφ ist wohl Prosa). Oft ist die A. durch kleine Änderungen des überlieferten Textes erst herzustellen s. Kutlumusianos Anm. z. Μην. Ἀπριλ. 60. Ἰουν. 52. 90. Verstümmelte Spuren ehemaliger A. überall zu finden, vgl. Ὀκτώηχ. 13. 17. 20 etc. Die εἱρμοί haben fast nie für die A. Geltung, Ausnahmen Ὀκτώηχ. 55. 56. 99. 144. Μην. Ἰουν. 90; ebenso stehen die θεοτοκία in den meisten Fällen ausserhalb der A., Ausnahmen Πεντηκοστ. 219. Ὀκτώηχ. 248 s. u. Über das sehr häufige Fehlen der 5.–8. Stelle durch Weglassung der zweiten Ode s. Christ a. O. LXIV. Der Name des Autors kommt regelmässig nach dem Verse, Christ a. O. 242. 247, nur vereinzelt im Verse selbst Ὀκτώηχ. 141. Μην. Μαρτ. 53. Seltener bildet die A. einen Hexameter, Christ a. O. 176. Μην. Ὀκτ. 38. 141. 169. Νοεμβρ. 203 etc. Je zwei Distichen bildet die A. der einzelnen Verse (Christ a. O. XLVI) in den drei Hymnen des Iohannes Damascenus, Christ a. O. 205. 209. 213. Dieselben drei A. erscheinen stückweise in den iambischen Einlagen von ἦχ. I. II. IV des Εἱρμολόγιον. Die A. der Gnomologie des Gregor von Nazianz bildet zwei (die Angabe des Verfassers einschliessende) Pentameter (p. 118 Dronke), deren Schlussworte an den entsprechenden Stellen des Gedichtes wiedererscheinen. Oft durchsetzen die A. von zwei Trimetern einander gruppenweise, indem zwei Canones I und II so gruppiert werden oder α I α II β I β II etc., in der Ὀκτώηχος allein 25 Mal (meist von Joseph), z. B. Ὀκτώηχ. 20 giebt das akrostichische Bild δεχοφωνηιστεςακοουςδυσονε ... d. i. δέχοις τεοὺς δὲ ... und φωνῆς ἄκουσον ... Der Trimeter Christ a. O. 190 kehrt Μην. Δεκ. 178 mit einem zweiten durchsetzt wieder. Dreifache Durchsetzung, zwei Trimeter und ein nichtakrostichischer Canon Μην. Ἰαν. 220. Durchsetzung von Trimeter und Hexameter Μην. Νοεμβρ. 76. 188. Δεκ. 56. 119. Ἰουν. 52. Αὐγ. 39. Die Distichen des Ioh. Damasc. Christ a. O. 205 sind Δεκ. 224 mit einem Trimeter durchsetzt, ebenso die Christ 209 Ἰαν. 77; die Christ 213 Πεντηκοστ. 226 mit einer prosaischen A., Trimeter mit einem rythmischen Langvers durchsetzt Ἰουλ. 146. Durchsetzung von Trimeter und Alphabet Ὀκτώηχ. 26. Μην. Σεπτ. 87. Δεκ. 170, mit umgekehrtem Alphabet Ὀκτώηχ. 248 (von Ioseph; die θεοτοκία gelten in der alphabetischen A. mit, in der trimetrischen nicht). Alphabet mit Hexameter Πεντηκ. 259 (jeder dritte Buchstabe des Alphabets ist verloren), mit einem rythmischen Langvers Μην. Δεκ. 35. Dreifach: Trimeter, Alphabet und nichtakrostichische Verse Ἰαν. 18. Αὐγ. 30; zwei Trimeter und ein umgekehrtes Alphabet Σεπτ. 162; ein Trimeter, ein Hexameter und das Alphabet Δεκ. 198. Ἰαν. 26. Bisweilen bilden die θεοτοκία eine A. für sich, besonders bei Georgios (s. Kutlumusianos zu Μην. Φεβρ. 138). Μην. Ὀκτ. 44. 49. Δεκ. 64. 258. Μαρτ. 136. Ἰουλ. 65, bisweilen sind die θεοτοκία allein akrostichisch, so Μαρτ. 14. 68. [1205] 130: Γηγορίου und Κήμεντος Ἰουν. 64. Αὐγ. 24 durch Ausfall der zweiten Ode s. o. Über A. in vulgärgriechischer Litteratur s. Krumbacher a. O. 338. Die Ilias des Hermoniakos (Krumbacher 429) enthält 24 Gesänge, deren Anfänge alphabetische A. bilden. Die rhodischen Liebeslieder (Αλφάβητος τῆς ἀγάπης ed. Wagner) bestehen in der ursprünglichen (von Wagner willkürlich veränderten) Reihenfolge aus mehreren unvollständigen Gruppen, die zum Teil nach alphabetischer, zum Teil nach arithmetischer A. (μίαν κόρην nr. 62 W., δύ᾿ ὀμμάτια 25, τρεῖς χρόνους 101 u. s. w., das einzige Beispiel arithmetischer A.) geordnet sind (Krumbacher a. O. 404). Ein anonymer ἀλφάβητος κατανυκτικός enthält 24 Strophen mit alphabetischer A. (Krumbacher a. O. 406). Alphabetische A. noch heute im Volksmund? s. Krumbacher a. O. 339. A. in Prosa bei Basilios I., von dessen zwei Ermahnungsschriften an seinen Sohn Leo die erste eine Widmungsaufschrift als A. der 66 Paragraphen enthält (Krumbacher a. O. 187), und Philostorgios, der nach Photios cod. 40 seine zwölf Bücher Kirchengeschichte mit den zwölf Buchstaben seines Namens anfing (Ritschl Parerga XVI).

Bei den Römern finden wir zuerst die A. ‚Q. Ennius fecit‘ in quibusdam Ennianis Cic. de div. II 112; als seinen Nachfolger kennzeichnet sich der Dichter Bacchus oder Battus Schol. Ov. Ib. v. 257 durch die A. Enniani die M. Schmidt Rh. Mus. XX 457 entdeckte. Der Grammatiker Opillius gab seinen Namen als A. seines Pinax (Suet. de gramm. 6), Silius Italicus wahrte seine Autorschaft am Homerus latinus durch die zwei A. Italicus–scripsit am Anfang und Ende des Gedichtes (Italicus fand Seyffert, Munk-Seyffert Gesch. d. röm. Litt. II² 242, scripsit Bücheler Rh. Mus. XXXV 391). Grabschriften mit A. des Namens CIL V 6723. 6725. 6731. Wilmanns 592–94, mit ausdrücklichem Hinweis auf die A. CIL VIII 7156. R. Fabretti p. 272 (?). 634. de Rossi inscr. christ. I 425. Mit Telestichis verbunden de Rossi II 1 p. 295 nr. 7 (Tuserhedo–Ascaricus). 8 (Ildemudi abbatis–xriste memor esto). CIL V 1693 (Paulino suo fecit–Olimpia). Weihaufschrift mit A. des Gebers CIL III 6306. Die A. des Verfassers Iulii Faustini in Meyers AL 812 (Orelli I 855) entdeckte M. Schmidt Rh. Mus. XX 457, Filocali AL 120 (Riese) L. Müller Rh. Mus. XX 634. A. und Telestichis AL 669 (Nicholao–Euantius), auch dem Eugenius von Toledo zugeschrieben (Patrol. lat. LXXXVII 366 nr. 17), AL II p. LVI (Laurentius–vivat senio), Telestichis identisch mit der A. AL 492. 493. A. mit Telestichis und Mesostichis verbunden (die Mesostichis aus den 19. von je 37 Buchstaben) bei Flavius Felix AL 214 (Thrasamundus–cunta innovat–vota serenans) von L. Müller Rh. Mus. XXIX 94 entdeckt. Vgl. Teuffel-Schwabe § 26, 3. Die akrostichischen Argumente zu allen plautinischen Stücken ausser den Bacchides werden von Ritschl op. II 404 und Opitz Lpz. Stud. VI 234. 275 in die Antoninenzeit, von Seyffert Philol. XVI 448 u. Jahresber. XLVII 22 ca. 100 Jahre nach Plautus Tod angesetzt. Commodians Instructiones bestehen aus 80 Gedichten [1206] mit akrostichischer Inhaltsangabe, zum Teil verbunden mit Telestichis. Die A. des letzten Stückes ergiebt, von unten gelesen, Commodianus mendicus Christi L. Müller de r. m. 461. Ebert LdMA I² 92. Porfyrius Optatianus erweitert die Kunst der A., indem er in quadratisch geschriebenen hexametrischen Gedichten verschiedenartige Figuren (nr. 19 sogar ein Bild) durch zusammenhängende, einen Sinn, zum Teil Verse ergebende Buchstabenreihen bildet; graphisch dargestellt in L. Müllers Ausgabe p. 35f.; nr. 16. 19. 23 enthalten griechische A., entstehend durch griechische Lesung lateinischer Majuskeln, so dass h p c x gleich η ρ σ χ, a gleich α oder λ gilt, L. Müller de r. m. 462. Venantius Fortunatus dichtete einen hymnus abecedarius carm. I 16 p. 19 Leo (die drei letzten Strophen durch die Worte xristus, ymnus und zelare eingeleitet); akrostichische Figuren porfyrianischer Art zeigen II 4 und 5, Epigramme mit A. sind III 5 und IX 5. Columbanus (Ebert LdMA I² 620) beginnt ein Gedicht an Hunald mit der A. Columbanus Hunaldo (Patrol. lat. LXXX 286). Aldhelmus leitet sein Gedicht de laudibus virginum (p. 135 Giles) mit einer Praefatio ein, die, den ersten Hexameter als A. vorwärts und als Telestichis rückwärts gelesen enthält; seine Rätselsammlung (p. 248) mit einem Prolog, dessen A. und Telestichis in gleicher Richtung den Vers Aldhelmus cecinit millenis versibus odas ergiebt. Bonifatius giebt in den A. seiner 20 aenigmata (Poetae aevi Carol. ed. Dümmler I 4f.) deren Auflösungen; künstlich nr. 1 caritas ait in 17 Versen, so dass zugleich 1. 3. 5 ... 13 und 14. 12. 10 ... 2 caritas ergeben (csaartiitraascait); xristus für x in nr. 4 und 15; p. 17 eine porfyrianische Figur, p. 18 die A. Nithardus inmitten eines rythmischen Gedichtes. Abecedarische Hymnen bei Dümmler I p. 24. 79. 81. 142. 147. II 150. 255 (Hrabanus Maurus de caritate et avaritia), alle mit xristus (nur I 81 extolle für x), ymnus, zelus (nur bei Hrabanus zmaragdus) oder deren Ableitungen; unvollständig II 135 (Einhard) a–m, aber mit amen abgeschlossen, 138 (a–p) und Augustins Psalm Patrol. XLIII 23 mit Weglassung von x y z, vgl. retract. 1, 20 (s. Abecedarii hymni). Die A. eines Hymnus grammatischen Inhalts, Dümmler I 625, ergiebt das Alphabet mit nachfolgendem Paulus fecit. Einfache A. bei Paulus Diaconus (I 35. 85), Pabst Hadrian (I 90), Dungalus (I 411), Hrabanus Maurus (II 167), Walahfrid Strabus in der visio Wettini v. 394–427. 446–61 (II 316f.), Wettinus (II 476 s. 701), Radbertus (Poetae aev. Carol. III 1 ed. Traube p. 51. 52) u. a. (a. O. II 118. III 1 p. 139. 146. 235). Nur durch die Anfänge der Distichen gebildet ist die A. I 112. II 651. 652. A. mit Telestichis II 4. 421, mit Telestichis und einfacher, doppelter und dreifacher Mesostichis in einer Reihe kleiner Gedichte des Bernowinus (I 416f.). Porfyrianische Figuren entwarfen Iosephus Scottus, Alcuin, Gosbertus u. a. (I 153–59. 225–27. 622. II 479 Dümmler), desgl. Hrabanus Maurus an die Kaiserin Judith (II 165), in dem Gedichte de imagine Caesaris (Patrol. lat. CVII 142), sowie in den Gedichten des ersten Buches de laudibus sanctae crucis (bes. herausgeg. [1207] von A. Henzen Lpz. 1847), zu denen das zweite Buch die Erklärungen enthält. Die Praefatio des ersten Buches (Patrol. p. 147) besteht aus 36 Hexametern von je 36 Buchstaben, der 1. 8. 15 ... 36te des 1. 8. 15 ... Verses ergeben zusammen die 36 Buchstaben: Magnentius Hrabanus Maurus hoc opus fecit. Beispiele von A. aus der romanischen Poesie verzeichnet Diels sibyll. Blätter 36.

[Graf. ]

Nachträge und Berichtigungen

Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
fertig  
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Band S I (1903) S. 46 (EL)
Akrostichon in der Wikipedia
Akrostichon in Wikidata
Bildergalerie im Original
Register S I Alle Register
Linkvorlage für WP   
* {{RE|S I|46||Akrostichis|[[REAutor]]|RE:Akrostichis}}        
[Abschnitt korrekturlesen]
S. 1201, 28 zum Art. Akrostichis:

Etwas später fällt die Akrostichis Ὀλύμπιε πολλοῖς ἔτεσι θύσειας im ,Altar‘ des Besantinos (s. d. Bd. III S. 324 und Nachtrag in diesem Suppl.), die doch nur auf Hadrian (nach 129 n. Chr.) bezogen werden kann.

[Knaack. ]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
fertig  
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Band R (1980) S. 18
Akrostichon in der Wikipedia
Akrostichon in Wikidata
Bildergalerie im Original
Register R Alle Register
Linkvorlage für WP   
* {{RE|R|18||Akrostichis|[[REAutor]]|RE:Akrostichis}}        
[Abschnitt korrekturlesen]

Akrostichis

(L) S I.