RE:Antiochos 22

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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A. II. Theos, König des Seleukidenreiches 261-246 v. Chr.
Band I,2 (1894) S. 2455 (IA)–2457 (IA)
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22) Antiochos II. Theos. A. war im J. 286 als Sohn des Antiochos I. und der Stratonike geboren (nach Euseb. Chron. I 251 starb er im J. 246 im Alter von 40 Jahren). Nach der Hinrichtung seines älteren Bruders Seleukos war er vom Vater zum Mitregenten erhoben worden, mindestens seit 266 (s. oben S. 2452). Er selbst hat keinen seiner Söhne zum Mitregenten gemacht. Babylonische Keilschrifttafeln vom J. seleuk. 51. 52. 59. 60. 64. 65 = 261. 260. 253. 252. 248. 247 v. Chr. nennen den Antiuksu als ‚König‘ allein (Ztschr. f. Assyr. VIII 108ff., vgl. ebd. VII 330ff.). Wenn eine Keilschrifttafel für das J. seleuk. 59 = 253 einen Seleukos nennt (Ztschr. f. Assyr. VIII 109), so wird dies ein Schreiberversehen sein. A. war vermählt mit Laodike, die nicht, wie Euseb. Chron. I 251 (dem Droysen u. a. folgen) sagt, Tochter des Achaios war, vielmehr, wie Polyaen VIII 50 richtig angiebt, die Tochter A.s I., aber nicht der Stratonike, also eine Stiefschwester des A. war (so zuerst Reinach Trois Royaumes de l’Asie mineure 1888); vgl. die Inschrift Bull. hell. XIII 523, in der sie als ἡ ἀδελφὴ βασίλισσα bezeichnet wird. Phylarchos FHG I 336 schildert den A. als einen Trunkenbold, der die Regierung elenden Günstlingen, den Kypriern Aristos und Themison, überliess (Aelian. v. h. II 41. Pythermos FHG IV 488). Das Wenige, was von A. bekannt ist, ermöglicht nicht, die Berechtigung dieser Charakteristik zu prüfen. Im Anfang seiner Regierung war A. in einen Kampf mit den Byzantiern verwickelt, bei dem die Herakleoten diese unterstützten (Memnon FHG III 538, 23). Zeitlich mag hiervon nicht weit abstehen sein Zug nach Thrakien, der ihn zur Gewinnung der thrakischen Stadt Kypsela (unweit des Hebros) führte (Polyaen. IV 16). Wie es zu diesen Kämpfen gekommen, was sie bezweckten, wie sie endeten, ist unbekannt. Vermutungen bei Droysen Hell. III 1, 311ff. Ebenso unklar sind seine Beziehungen zum bithynischen Erbfolgestreit. Vgl. Holm Gr. Gesch. IV 255. Seine Regierung scheint im wesentlichen mit Kämpfen gegen Ägypten ausgefüllt gewesen zu sein. Nach Hieronymus in Dan. XI 6 hat A. unter Aufwendung der gesamten Streitkräfte Babyloniens und des Orients ‚sehr viele Kriege‘ mit Philadelphos geführt, die ‚viele Jahre‘ gewährt haben. Thrige u. a. haben dies Zeugnis ohne hinreichenden Grund verworfen. Der Ausdruck bella quam plurima (wenn man ihn pressen darf) lässt darauf schliessen, dass dieser sog. ‚2. syrische Krieg‘ mit Unterbrechungen geführt wurde. Von diesem bedeutenden Vorgang ist so gut wie nichts bekannt. Wenn A., wie es scheint, in der Offensive war, so mag ihn die Schwächung Ägyptens durch den chremonideischen Krieg dazu verlockt haben. Die Verleihung der Autonomie an Arados durch A. im J. 259 wird mit seiner ägyptischen [2456] Politik zusammenhängen (Droysen Hell. III 1, 321ff.). Durch dasselbe Mittel gewann er sich auch anderwärts Freunde. Ephesos war (wann?) in die Hände des Philadelphos gefallen und hatte in Ptolemaios, einem Sohne des Philadelphos, seinen Commandanten erhalten (Athen. XIII 593a). Dieser Ptolemaios fiel dann, gestützt auf Timarchos, der sich zum Tyrannen von Milet gemacht hatte, von seinem Vater ab (Trog. Prol. 26), vermutlich um nach dem Beispiel seines Genossen sich in Ephesos zum Tyrannen zu machen. Ptolemaios wurde in Ephesos von Söldnern erschlagen (Athen. a. O.) und Ephesos scheint damals in A.s Hände gefallen zu sein (Frontin. Strat. III 9, 10), Timarchos aber wurde von A., der hier als Retter der Freiheit auftrat, beseitigt, wofür die Milesier ihm den Beinamen Θεός gaben (App. Syr. 65). Wie er Milet befreite, so hat er nach Jos. ant. XII 125 allen ionischen Städten die Freiheit gegeben – ein entsagungsvolles aber wirksames Mittel gegen die ägyptischen Umtriebe in Kleinasien. Die Verleihung der Autonomie an Erythrai (Dittenberger Syll. 166, zu dieser Datierung vgl. Dittenberger Herm. XVI 197) zeigt, dass er diese Dinge wohl nach und nach, durch Specialerlasse an die einzelnen Gemeinden geordnet hat. Von der Verehrung, die A. hierfür bei den kleinasiatischen Griechen genoss, legt die Inschrift Dittenberger Syll. 171, 8ff. (aus Smyrna) Zeugnis ab. Über den Ausgang des zweiten syrischen Krieges ist Bestimmtes ebensowenig wie über den ersten überliefert. Aus Vergleichung von Theokrits Idyll XVII 86ff. mit der Inschrift von Adule (CIG 5127) ergiebt sich mit Wahrscheinlichkeit dass Philadelphos an der Südküste Kleinasiens, im besonderen in Pamphylien und Kilikien, im Nachteil war, dagegen in Syrien seine Position behauptete; vgl. Holm Gr. Gesch. IV 239ff. Eine verhängnisvolle Wirkung hatte diese fortwährende Beschäftigung A.s mit den westlichen Vorgängen, insofern sich in dem vernachlässigten Osten weite Gebiete vom Seleukidenreich loslösten. In den früheren Jahren hatte A. freundschaftliche Beziehungen zum indischen Reiche gepflegt. Eine Inschrift des zum Buddhismus übergetretenen Königs Açoka (regiert von ca. 263 an) berichtet, dass der ‚König der Iôna Antijaka‘ buddhistischen Lehren Eingang in sein Reich gewährt habe (vgl. Droysen Hell. III 1, 352ff.). Gegen Ende von A.s Regierung (etwa um 250) erfolgte die Empörung des Diodotos, des Statthalters von Baktrien, der ein selbständiges baktrisches Königreich begründete, dem auch Sogdiane und Margiane beitraten (s. Diodotos. Im Anschluss hieran vollzogen sich die Vorgänge, die zur Begründung des parthischen Reiches der Arsakiden führten (vgl. v. Gutschmid Gesch. Irans 29ff.). Das Epochenjahr der Arsakiden ist nach babylonischen Tafeln das J. 247 v. Chr., fällt also in den Schluss der Regierung des A. Während dieser Vorgänge im Osten war auch der Kampf mit Ägypten zu Ende gekommen: Hieronymus ad Dan. a. O. sagt, Ptolemaios habe, um nach vielen Jahren den Streit beizulegen, dem A. seine Tochter Berenike vermählt un habe sie ihm mit verschwenderischer Ausstattung bis Pelusium entgegengeführt. Das wird 248/7 gewesen sein. Die Verstossung der Laodike und die damit verbundene Enterbung des Seleukos und A., [2457] die nun erfolgte, war gewiss die Bedingung dieser Verbindung gewesen. So ward durch diesen Frieden Unfriede im Seleukidenhause gestiftet. Nach einem Jahre (246) finden wir A. in Ephesos wieder mit Laodike zusammen. Hier starb er 246 (Euseb. Chron. I 251), nachdem er trotz der Niederkunft der Berenike mit einem Sohne den Seleukos, den ältesten Sohn der Laodike, zum Nachfolger bestimmt hatte (Polyaen. VIII 50). Wenn erzählt wird, Laodike habe ihn vergiftet, um ihrem Sohne Seleukos die Nachfolge zu sichern (App. Syr. 65. Plin. n. h. VII 53. Val. Max. IX 14 Ext. 1), so ist dies vielleicht nur eine Erfindung der ägyptischen Partei (vermutet von Droysen Hell. III 1, 378, 1, behauptet von Beloch Hist. Zeit. LX 499), eine Erfindung, die freilich nur einen Zweck hatte, so lange der junge Sprössling der Berenike am Leben war.

Litteratur: Droysen Hell. III 1, 310ff. Köpp Rh. Mus. XXXIX 218ff. Holm Gr. Gesch. IV 235ff. Münzen bei Babelon Rois de Syrie LVf.

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S. zum Art. Antiochos:

22) (Zu S. 2457, 18): Ein Bildnis dieses A. hat O. Rossbach N. Jahrb. f. d. class. Altert. III 1899, 55f. Taf. I 3 in einer Bronzebüste aus Herculaneum erkannt, welche ihn dem Apollon ähnlich und mit einem Lorbeerkranze darstellt.

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22) A. II. Theos, König des Seleukidenreiches in den J. 261–246 v. Chr. (L) S I.