RE:Bomilkar 1

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Karthager, Oberbefehlshaber auf Sizilien
Band III,1 (1897) S. 679 (IA)–680 (IA)
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Bomilkar (Βομίλκας und Βοδμίλκας), genauer Bodmelkart; ob der Name wirklich ‚Knecht Melkarts‘ bedeute (P. Schröder D. phöniz. Sprache 100f.), ist nach einer Bemerkung P. Jensens sehr zweifelhaft. 1) Angesehener Karthager, Brudersohn Hamilkars, des Oberbefehlshabers auf Sicilien, der wegen seiner Freundschaft mit Agathokles gestürzt worden war (Iustin. XXII 2, 5f. 7, 10). [680] Bei der Landung des Agathokles in Africa (310 v. Chr.) ward er mit seinem Gegner Hanno zu sammen zum Feldherrn gewählt. In der Schlacht führte er den linken karthagischen Flügel und gab, als Hanno gefallen war, das Zeichen zum Rückzuge und besiegelte dadurch die Niederlage der Karthager. Es wird behauptet, dass er schon damals nach der Tyrannis strebte (Diod. XX 10–12). Erst später (308 v. Chr.) nach längerem Warten führte er seine ehrgeizigen Absichten aus, nachdem er die angesehensten Bürger in den Krieg nach Numidien geschickt hatte; es war um die Zeit, wo Agathokles den Ophelas umbrachte und dadurch sein Heer verdoppelte. Nach einer Truppenschau in der Neustadt Karthagos behielt er seine Anhänger, 500 Bürger und 4000 Söldner bei sich und drang in fünf Haufen in die Altstadt ein. Aber auf dem Markte ward er von den sich sammelnden Bürgern im Strassenkampfe zurückgeschlagen und zog in die Neustadt auf eine Anhöhe zurück. Die Sieger schlossen mit den Aufständischen einen Vertrag, der ihnen allen Sicherheit zusagte. B. jedoch ward gegen den Vertrag qualvoll hingerichtet (308 v. Chr.). Dies ist der eine Bericht (Diod. XX 43f.). Nach einem anderen (Iustin. XXII 7, 7f.) wurde B. hingerichtet, weil er die Absicht hatte, zu Agathokles überzugehen, woran er nur durch eine Meuterei im griechischen Heere gehindert wurde. Vom Kreuz herunter klagte er seine Gegner an und beteuerte, dass er nur die Absicht gehabt, mit Agathokles Frieden zu schliessen. Es ist auch nicht unwahrscheinlich, dass B. wirklich vorhatte, nach Beseitigung seiner Gegner mit Agathokles Frieden zu schliessen und durch ihn seine eigene Herrschaft zu stützen. Vgl. Holm Gesch. Sicil. II 239f. 250f. Meltzer Gesch. der Karthager I 372f. 394f. Schubert Gesch. des Agathokles 107f. 153f. Niese Geschichte der griech. u. makedon. Staaten I 447. 460f.